Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 8: Was von den Sternen übrig blieb

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

* * * * * * * *

Zum besseren Verständis der Vorgeschichte mag es womöglich sinnvoll sein Folge 5 noch einmal zu lesen.

 
Das schreckliche Bild war in den letzten Wochen und Monaten zu einem ständigen Begleiter geworden, meistens tauchte es nachts in den Albträumen der betroffenen auf, doch zuweilen quälte es auch tagsüber die Seele:

Frank Decker wie er tot von der Transporterplattform herunterfiel, ermordet von Agenten einer skrupellosen Geheimorganisation, die trotz ihrer Mafiamethoden stillschweigend von den führenden Mitgliedern der Föderation geduldet wurde. Doch selbst wenn ihr jemand das Handwerk legen wollte gab es nicht genug Beweise, die wurden stets streng unter Verschluss gehalten oder vernichtet, genau wie mögliche Zeugen...
In diesem Fall hatte die "Beseitigung" eines solchen Zeugen tiefe Wunden und eine trauernde Witwe mit drei Kindern hinterlassen.

Doch Nadine Decker hatte Glück im Unglück - ihre Familie sowie zwei alte Freunde, zu denen sie jahrelang keinen Kontakt mehr gehabt hatte kümmerten sich rührend um sie und die Kinder. Zudem befand sich eine ordentliche Summe auf dem ehemals gemeinsamen Konto, das nun Nadine allein gehörte - allem Anschein nach die "Bezahlung" für den illegalen Auftrag, den Frank für die oben erwähnte Geheimorganisation ausgeführt hatte... Die Verwandten und Freunde der Hinterbliebenen rieten ihr davon ab, dieses Geld anzurühren, an dem wohl nicht nur Franks Blut, sondern wahrscheinlich auch noch das weiterer Unschuldiger klebte.
"Am liebsten würde ich dieses Geld nehmen und diesen namenlosen Verbrechern so tief in den Rachen stopfen dass sie daran ersticken!", polterte Nadines Vater, "ich hatte zwar immer meine Probleme mit Frank aber das hat er nun wirklich nicht verdient, das hat keiner verdient!"
"Nun beruhig dich doch", meinte seine Frau, "dadurch wird er auch wieder nicht lebendig! Und außerdem: Offiziell wurde es als ein Transporterunfall deklariert, nur dank Mr. Gomez wissen wir dass es überhaupt ein Mord war!"

- - - - -

Besonders Barclay versuchte, die ganze Zeit über für Nadine dazusein, aber er bedrängte sie nicht mit seiner Hilfsbereitschaft. Ruhe und Zeit für sich selbst und die Kinder brauchte sie, für die finanzielle Absicherung sorgten ihre vergleichsweise wohlhabenden Eltern. Thomas Barclay selbst nämlich verdiente aufgrund einer nichtvorhandenen Ausbildung kaum genug um sich selbst zu versorgen, er bot seine Unterstützung in Form seiner Gegenwart an, indem er sich wie ein zweiter Vater um die Kinder kümmerte.

Nadines einst (und nun allmählich wieder) beste Freundin Julia Zenkovitch versuchte auch ihr Bestes, aber als eher rational denkende Wissenschaftlerin fiel es ihr schwer, ihren Gefühlen in dieser Situation Ausdruck zu verleihen; zudem kam sie nicht ganz so gut mit den Kindern zurecht.
Dementsprechend fiel auch das Treffen auch ein wenig steif aus, als sie gemeinsam in Julias Hotelapartment saßen...
"Ich habe gehört Thomas kommt jetzt immer öfter bei dir vorbei und hilft dir bei allen möglichen Angelegenheiten!"
"Oh ja, er ist wirklich sehr hilfsbereit, gerade jetzt hütet er wieder die Kinder, damit wir beide uns mal ungestört unterhalten können..."
"Du... hättest die Kinder ruhig auch mitbringen können, ich hätte nichts dagegen gehabt!"
Nadine lachte. "Ach was, soweit ich mich erinnern kann warst du schon bei Kathryn allein fast immer nervös und jetzt da du deine Doktorarbeit schreibst dürften sie dich wohl erst recht ablenken! - Welches Thema behandelst du denn?"
"Nanotechnologische Modifikationen keramischer Werkstoffe! Wenn man die molekulare Struktur anders anordnet können sie sehr biegsam und flexibel werden, ohne ihre übrigen Eigenschaften zu verlieren! Erste theoretische Ansätze gab es schon Ende des 20. Jahrhunderts, aber erst seit Kurzem kann man sich auch auf praktischer Seite intensiver mit diesem Thema befassen... Aber im Moment komme ich sowieso nicht dazu, mich weiter mit der Doktorarbeit zu beschäftigen; es gibt Dinge die wichtiger sind!" Bei den letzten Worten lächelte sie Nadine an. "Ich weiß, der Verlust den du erlitten hast lässt sich so schnell nicht kompensieren, aber dass Thomas sich so intensiv um dich bemüht..."
"Willst du etwa andeuten dass Thomas und ich... Ach Julia, was bist du doch für ein Scherzkeks!"
"Ich... ich wollte nichts andeuten, sondern nur die Möglichkeit einräumen dass sich eines Tages doch mehr daraus entwickeln könnte..."
"Nur weil wir gute Freunde waren und jetzt wieder sind? Er ist zwar nett und gewiss nicht jeder würde sich in dieser Lage so verhalten wie er... Da fällt mir ein, erst gestern kam mein Zweitjüngster, Joshua und fragte mich ob 'Onkel Thomas' nicht sein neuer Dad werden wollte! Aber im Ernst, zur Zeit kann ich mir nicht im Entferntesten eine Beziehung mit auch nur irgendjemandem vorstellen; schließlich ist es noch nicht einmal ganz drei Monate her seit Frank gestorben ist! Woran ich aber immer hin und wieder mal gedacht habe ist dass du und Thomas ein gut zusammenpassendes Paar abgeben würdet."
"Was?!" Ein paar höchst akrobatische Verrenkungen spielten sich in Julias Gesicht ab, als ob sie nicht wüsste ob sie ihre Freundin tadeln oder laut loslachen sollte. "Er war immer wie ein zweiter Bruder für mich, allein schon der Gedanke ihm auf diese Weise nahe zu kommen erscheint mir auch jetzt noch..."
Nadine setzte in diesem Moment so ein betretendes Gesicht auf dass Julia sich nicht länger halten konnte und lauthals losprustete. Bald darauf hielten sich Beide die Bäuche vor Lachen...

- - - - -

Eigentlich hätte Barclay sich gar nicht um die Kinder zu kümmern brauchen, denn Nadines Eltern wohnten fast nebenan und ihre Mutter, vielleicht auch ihre Schwester wäre sicherlich bereit gewesen die Aufgabe wie schon mehrere Male zuvor zu übernehmen. Doch er hatte darauf bestanden, auch wenn er allmählich anfing diesen Entschluss zu bereuen. Sie waren anstrengend und wie würden sie es erst sein wenn sie im Teenager-Alter waren? Barclay seufzte und versuchte nicht daran zu denken.

Gerade als die beiden Jungen (Kathryn als einzige Tochter und ältestes Kind war noch am vernünftigsten) ihn an den Rand des Wahnsinns zu treiben drohten klingelte es an der Tür und Steven Gomez stand in Begleitung seiner Assistentin Denise Whittman davor. "Ist Nadine da?", erkundigte sich der Detektiv.
"Nein, sie trifft sich gerade mit Julia - aber kommen Sie ruhig rein, gegen erwachsene Gesellschaft hätte ich jetzt nichts einzuwenden!"
"Soll das etwa ein Hilferuf sein?", fragte Denise lachend mit einem Blick auf den 6-jährigen Joshua, der die beiden Besucher spitzbübisch-fragend ansah.
Barclay beugte sich dicht an ihr Ohr und flüsterte: "Wenn Sie so direkt fragen - ja."
Sie lachte erneut und ging mit dem kleinen Jungen ins Wohnzimmer und von dort aus mit allen drei Kindern in eines der Kinderzimmer. Barclay und Gomez machten es sich derweil im Wohnzimmer gemütlich.
"Mr. Gomez, ich... ich habe gehört dass einer Ihrer Freunde ebenfalls gewaltsam ums Leben gekommen sein soll und sein Name war auch Frank!"
"Wer hat Ihnen das erzählt, etwa Denise oder Hitomi? Wie dem auch sei, es stimmt, aber wir waren nicht unbedingt die besten Freunde. Wir waren Kameraden, aber es gab da eine... Meinungsverschiedenheit, die uns vor einigen Jahren nicht gerade im besten Einvernehmen auseinandergehen ließ. Und auch das Wiedersehen war nicht wirklich berauschend, aber trotzdem berührt mich sein Tod, denn ich hätte ihn vielleicht noch retten können, wenn er es nur zugelassen und nicht so eine verdammte Angst gehabt hätte! - Aber reden wir von etwas Anderem. Mir ist nicht entgangen wie aufopfernd Sie sich um Nadine und die Kinder kümmern, und es ist auch nicht zu übersehen dass sie eine sehr attraktive Frau ist!"
"N... n... nein, Mr. Gomez, i... ich habe keinerlei unlauteren Absichten! Schließlich geht es darum das Andenken eines der größten Computerspezialisten zu ehren den die Erde je hatte!"
"Ich wollte Ihnen auch nie etwas Derartiges unterstellen; Sie verhalten sich sogar sehr ehrenhaft in dieser Angelegenheit, indem Sie Nadine zu nichts drängen. Aber ich habe einen gewissen Instinkt was Menschen und ihre Motivationen angeht und der hat mich bisher nur selten im Stich gelassen. Mir ist schon auf Frank Deckers Beerdigung aufgefallen dass Sie Nadine in einer Weise angesehen haben die mehr als nur Mitleid und Freundschaft auszudrücken schien. Und es ist keine Schande sich zu jemandem wie dieser Frau hingezogen zu fühlen!"
Nach einer Weile peinlich berührten Schweigens begann Barclay: "Ich... gebe ja zu dass meine Gefühle für Nadine immer hart an der Grenze zwischen Freundschaft und mehr, also zwischen Freundschaft und... Liebe lagen. Sie ist eine wunderbare Frau und ich habe sie immer sehr verehrt, aber meine Gefühle waren nie so leidenschaftlich und irrational wie bei manchen anderen Frauen denen ich begegnet bin, es war im Grunde genommen eine innige Freundschaft mit der Bereitschaft, mehr daraus zu machen!"
"Aber dann lernte sie Frank kennen und verliebte sich in ihn; sie gingen eine Beziehung ein, sie wurde eines Tages schwanger und schließlich heirateten sie. Eine richtig altmodische Ehe, in der sie die Rolle der Hausfrau und Mutter übernahm! Waren Sie damals eifersüchtig?"
"Ni... nicht direkt, ich war vielmehr besorgt dass er ihre Gefühle verletzen würde, denn er war wie Sie schon andeuteten ein Mann mit eher altmodischen Einstellungen. Als dann Kathryn geboren wurde und sie heirateten verspürte ich so etwas wie Bedauern, aber nicht allzu stark, denn meine Gefühle für Nadine waren wie gesagt sehr tief und innewohnend, aber nicht von brennender, verzehrender Leidenschaft geprägt. Als sie sich eines Tages nicht mehr meldete war ich sehr enttäuscht und meine Gefühle für sie wurden mit jeder Woche, jedem Monat und jedem Jahr kälter. Doch eines Tages brach ein Teil von ihnen wieder hervor, ich war einfach neugierig und wollte wissen wie es ihr ging, wo sie war und was sie so tat..."
"Und so kamen Sie zu mir. Aber nun da Frank tot ist und Sie sich intensiv um Nadine kümmern kehrten die ganzen Gefühle wieder zurück, wahrscheinlich wurden sie sogar intensiver?"
"Das... kann man so sagen, aber ich will auf keinen Fall die Freundschaft riskieren, die war und ist mir nämlich immer das Wichtigste, viel zu wichtig um sie durch eine womöglich nur kurze Affäre oder irrationale Leidenschaft zu zerstören!"
"Ich rate Ihnen auch jetzt nichts zu überstürzen. Was ist eigentlich mit Ms. Zenkovitch, ich meine Julia, wusste oder weiß sie Bescheid?"
"Ich vermute sie ahnt etwas, aber sie ist eine zumindest nach außen hin eher rational veranlagte Frau, mit ihr kann man nie so gut über Gefühle sprechen wie mit Nadine!"
"Deshalb waren sie beide wohl auch jahrelang beste Freundinnen, Gegensätze ziehen sich schließlich an... die Eine eine warmherzige Romantikerin, die andere eine analytisch denkende Wissenschaftlerin, die zuweilen fast schon wie eine Vulkanierin zu wirken scheint!"

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Eine Woche war nun seit diesem Gespräch vergangen und Nadine spürte zusehends wie Barclay sich rar machte. Er kam nun nicht mehr jeden Tag oder jeden zweiten vorbei, sondern nur noch einmal im Verlauf der letzten Woche; doch Kontakt hatten sie öfters miteinander über Com. Die junge Witwe zeigte sich sehr verständnisvoll, denn der Abend an dem sie sich mit Julia getroffen hatte musste wohl doch zuviel für ihn gewesen sein, alleine mir drei Kindern - sie hatte auch nichts dagegen wenn Denise nun öfters zum Babysitten vorbeikommen sollte.

Thomas Barclay hatte sich in der Tat etwas überfordert gefühlt mit seiner Rolle als dreifacher Ersatzvater; doch es gab noch einen anderen Grund, und den konnte er Nadine beim besten Willen nicht nennen, denn er betraf sie selbst...
Barclay ging auf Abstand, er wollte sie nicht bedrängen und riskieren dass seine Gefühle für sie außer Kontrolle gerieten. Und das konnte durchaus passieren, denn er spürte immer öfter wie die "irrationale Leidenschaft", die laut seiner Aussage gegenüber Gomez bislang keine (dominierende) Rolle in seinen Gefühlen für Nadine gespielt hatte sich nun immer häufiger und heftiger in den Vordergrund zu drängen versuchte.

Nadine hatte derweil keine Ahnung davon was in ihrem alten Freund vor sich ging oder sie wollte es nicht wahrhaben; Frauen sind den Männern überlegen wenn es darum geht Freundschaft und Liebe auseinanderzuhalten - nicht immer, aber Nadine achtete stets darauf hier nichts durcheinanderzubringen und Thomas war ganz und gar nicht die Art von Mann in die sie sich verlieben konnte. Nicht dass er ihr zu hässlich war, denn wirklich gut hatte auch Frank nicht gerade ausgesehen, aber sie kannte den Mann der sich nun um ihr Wohlergehen sorgte nun mal nur als guten Freund, nicht mehr und nicht weniger...

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Auch Gomez ging es nicht gerade hervorragend; immer wieder ließ er die letzten Fälle Revue passieren und musste wie schon die Male zuvor erkennen, dass die Größenordnungen sich einfach zu stark verschoben hatten um als einzelne Person mit all dem Grauen dieser Welt, dieser Galaxie fertig zu werden. Er musste sich eingestehen dass er, wenn er Denise und einige Kontakte zur Sternenflotte nicht hätte wahrscheinlich schon längst seinen Beruf aufgegeben hätte. Verbrechersyndikate, Außerirdische mit gottgleichen Fähigkeiten und Geheimdienste die selbst nicht besser waren als die Mafia, ja sogar noch schlimmer, da sie immer Zugang zur neuesten Technologie hatten: Nicht unbedingt das was ein kleiner Privatdetektiv sich so wünschte.
Er wusste seine Gedanken wiederholten sich, doch nun gesellte sich zunehmend deutlicher ein weiterer hinzu: Was wenn er den Hansen-Fall damals nicht angenommen hätte und Denise somit vielleicht auch nie "geboren" worden wäre? Erst durch sie war er in so manch gefährliche Situation geraten, hatte sich Dinge zugetraut von denen er zuvor garantiert die Finger gelassen hätte. Hätte er ohne diese Frau jetzt ein ruhigeres Leben? Oder wäre er schon tot?
Wenigstens einen Lichtblick hatte es gegeben, eine Abwechslung, und zwar in Gestalt einer überaus attraktiven Besucherin von einer weit entfernten, uralten Menschenkolonie, die einst von Außerirdischen gegründet worden war. Selten zuvor hatte er bei dem Anblick einer Frau so viel empfunden; ihre Bekanntschaft hatte zwar nicht lange genug gedauert um wirkliche Liebesgefühle aufkommen zu lassen und zudem war Esmeralda auch noch verheiratet - aber trotzdem vermisste er sie.

Mitten in diesen Momenten der Nachdenklichkeit, die nicht selten von einem gewissen, wenn auch meistens nicht übermäßigen Alkoholkonsum begleitet wurden platzte Barclay herein. Denise musste ihn hereingelassen haben; es war schon halb Zehn Uhr abends.
"Was wollen Sie denn hier auf einmal?"
"Denise sagte mir Sie seien schon den ganzen Tag über sehr nachdenklich... Ich habe ein Gedicht gefunden, das wie ich finde ganz gut zu dieser Situation passt. Es vermag sowohl Trost zu spenden als einen auch noch mehr hinunterzuziehen, je nachdem von welcher Perspektive man aus es betrachtet..." Er überreichte dem Detektiv ein fast wie Pergament aussehendes Stück Papier, auf dem in handgeschriebener Schrift das Folgende stand:

Was von den Sternen übrig blieb

Es zieht uns vorwärts
Wir streben weiter
Greifen nach den Sternen
Wollen eins sein mit dem Kosmos
Woll'n vereint sein mit den Göttern...

Doch wohin wird der Pfad uns führen?
Wird er gar die Ängste schüren
Vor des Alls Unendlichkeit?
Was erwartet uns dort draußen?
Noch mehr Freunde, Feinde, gar vielleicht Dämonen?

Werden wir bescheiden, langsam nur voran nun schreiten
Oder wird Imperialismus unser Handeln lenken?

Ich seh' es kommen:
Eines Tages blicken wir auf die Reste dessen
Was uns einst versprach
Eine Zukunft voller Möglichkeiten -
Was von den Sternen übrig blieb
Ist nunmehr fade Asche,
Ein Haufen bleicher Scherben...

 

"Ein... bemerkenswertes Werk. Wer hat es geschrieben, und wann?"
"Selloso Romantari, kurz nach Cochranes erstem Warpflug und dem Erstkontakt mit den Vulkaniern!", erklärte Barclay.
Gomez sah sich das Gedicht noch einmal an und meinte dann: "Dass die Menschheit keine Zukunft hat würde ich nicht behaupten, auch sind wir gottseidank weit vom imperialistischen Denken entfernt. Aber dass es einige Feinde dort draußen gibt lässt sich sicher nicht leugnen; Einige befürchten sogar dass es einen Krieg mit den Klingonen geben wird, wenn auch nicht sofort..."
"Und ich kann irgendwie verstehen dass diese Sektion, deren Namen nicht in der Öffentlichkeit genannt werden darf die Erde beschützen will. Aber ihre Methoden haben Etwas an sich, dass noch bösartiger zu sein scheint als ein offener Imperialismus. Dabei haben wir sogar einen ganz 'offiziellen' Geheimdienst, ich frage mich wieso noch etwas derart Geheimes!"
"Mr. Barclay, Sie kennen sich doch mit der Geschichte der Erde aus? Können Sie sich noch daran erinnern wieviele Geheimdienste und geheimdienstartige Organisationen es allein in der damals im 20. und 21. Jahrhundert mächtigsten Organisation der Welt gab? - FBI, CIA, NSA und weiß der Teufel noch was!"
"Das stimmt... Und womöglich gab es innerhalb dieser Organisationen auch noch diverse Untergruppierungen, die Geheimdienste innerhalb von Geheimdiensten darstellten. Das FBI war soviel ich weiß mehr eine Mischung aus Geheimdienst und Polizei! - Aber was sagt uns das Alles? Die Menschheit ist doch noch nicht so erwachsen wie sie auf dem ersten Blick zu sein scheint. Die Dimensionen haben sich geändert, aber die Grundstrukturen scheinen im Großen und Ganzen die gleichen geblieben zu sein!"

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Das Gedicht und die Unterhaltung mit Barclay hatten den Privatdetektiv noch weiter zum Nachdenken angeregt. Erst weit nach Mitternacht konnte er endlich Schlaf finden und dann ging es in seinen Träumen weiter; schließlich reduzierte sich dabei alles auf zwei Begriffspaare:
"Neue Dimensionen" und "Alte Grundstrukturen".

Als er am nächsten Morgen aufwachte - eigentlich noch nicht wirklich ausgeschlafen - formte sich in seinem Kopf eine Idee. Einerseits hing er sehr an der derzeitigen Form in der er seinen Beruf ausübte, andererseits hatte sich zuviel geändert, nicht nur seit Denises Erscheinen sondern auch schon vorher... Ein Privatdetektiv alter Schule war den heutigen Zeiten einfach nicht mehr angemessen, er spürte dass er ins All musste...

Nach einem hastigen Frühstück lud er seinen freien Mitarbeiter Malcolm Dorix zu sich ein um mit ihm und Denise seine Ideen zu besprechen.
"Leute, ich habe mich bisher immer auf die Erde konzentriert und mich nur selten auf andere Welten begeben. Ich muss gestehen mir gefällt dieser alte Stil den ich drauf habe, ohne dabei die Zeichen der Zeit zu verleugnen. Aber andererseits habe ich in der letzten Nacht eine Erkenntnis gehabt: Verbrechen geschehen überall, auf anderen Planeten sogar noch viel mehr als auf der Erde! Überhaupt wird es hier immer friedlicher, während auf Rigel zum Beispiel die Bandenkriege toben. Ich habe daher gedacht, wie wäre es wenn wir uns ein schnelles Raumschiff besorgen und zu dritt, mit noch ein paar weiteren Leuten, durch das All ziehen und dort immer jenen helfen die es nötig haben?"
"Ich verstehe worauf du hinaus willst, du denkst an eine Art Söldnertruppe ähnlich dem A-Team aus der gleichnamigen Serie des 20. Jahrhunderts!", meinte Dorix.
"Das A-Team? Oh nein, ganz so brutal wollen wir doch nicht sein, wir gehen da viel mehr mit Köpfchen vor!"
Auch Denise war von dieser Idee angetan. "Aber das würde bedeuten du müsstest dein Büro hier auf Dauer aufgeben und wir bräuchten in der Tat noch Spezialisten, einen Ingenieur, jeweils einen Sicherheits- und Kommunikations-Offizier und einen Arzt nicht zu vergessen!"
"Kommunikation könnte ich übernehmen", bot Dorix an, "ich bin zwar kein Sprachgenie, aber dank Hoshi Satos Pionierarbeit sind die Universalübersetzer jetzt ganz ordentlich ausgereift und wir haben ja auch nicht primär vor Erstkontakte zu fremden Spezies zu knüpfen!"
Gomez war erleichtert wie gut sie auf seine Pläne reagierten. "Hin und wieder werde ich schon hierher zurückkehren und wenn ich nicht da bin könnte Barclay den Laden hier schmeißen, ich denke für ein paar einfachere Aufträge wäre er genau der richtige Mann - und er weiß den Stil, das historische Ambiente dieser Räume zu schätzen!"

- - - - -

"W... w... was denn, ich? Ich soll Privatdetektiv werden?"
"Warum nicht? Sie sind ein heller Kopf, Sie sollten sich nur nicht so stark von ihrer gelegentlichen Paranoia leiten lassen, Mr. Barclay!"
"Also... ist es sicher dass Sie Ihren Plan in die Tat umsetzen und eine Mannschaft für eine Art... fliegende Detektei aufstellen wollen?"
"So gut wie. Ich habe mich schon bei Captain Winkler, einem alten Freund von der Sternenflotte erkundigt und der findet die Idee gar nicht mal so schlecht! Er hat mir zwar auch angeboten zur Akademie zu gehen und mich dort auf eine Karriere als Sternenflottenoffizier vorzubereiten, aber wenn man bedenkt dass die meisten Kadetten 20 Jahre jünger sind als ich habe ich absolut keine Lust auf sowas!"
Barclay dachte noch eine Weile nach. "Was ist mit Malcolm", meinte er dann, "kommt er auch mit? Falls ja bräuchte ich einen neuen Computerspezialisten, denn auf diesem Gebiet bin ich praktisch ein absoluter Laie!"
"Das ist in der Tat ein Problem... Aber wenigstens ein Bisschen kennen Sie sich doch aus? Malcolm könnte Ihnen ein paar Tricks beibringen und für die Spezialfälle könnten wir uns immer noch nach einem Spezialisten umsehen. Momentan haben wir noch nicht einmal ein Raumschiff und die Sternenflotte will ihre alten Kisten nicht hergeben!"

In diesem Augenblick betrat Nadine den Raum - Gomez und Denise hatten sich nämlich zu ihrer Wohnung begeben, da Barclay sich gerade dort aufhielt. Prompt teilte er ihr die Neuigkeit mit und sie schien gleich begeistert (sowohl von Gomez' als auch Barclays neuen Berufsaussichten), mit einem Hauch von Besorgnis allerdings: "Pass bloß auf dass du nicht von irgendeinem zwielichtigen Typen verletzt oder gar getötet wirst - denn noch einen Menschen zu verlieren der mir etwas bedeutet könnte ich nicht verkraften!"
"Keine Sorge, Ma'am, er wird sich wirklich nur um kleinere Aufträge kümmern und immer gut auf sich aufpassen, so wie ich ihn einschätze. Noch ist es aber nicht offiziell, denn zum einen bin ich ehrlich gesagt selbst ein Bisschen erschrocken über meine eigene Tollkühnheit und zum anderen bereitet die Beschaffung eines angemessenen Raumschiffs Probleme, trotz diverser Verbindungen!"
"Nun ja... Julia kennt da vielleicht einige Ingenieure die für den Zivilbereich arbeiten, sie sind zwar hauptsächlich für Frachter und Passagierschiffe zuständig, aber mit ein paar Modifizierungen dürfte sich aus so einem Standardmodell so Einiges rausholen lassen!"
"Das klingt irgendwie nicht schlecht, vielleicht finden wir so etwas... Vielen Dank für den Tipp! Wo Julia wohnt wissen wir ja."

- - - - -

Drei Tage später war Barclay gerade damit beschäftigt einige historische Datenträger zu sortieren, als es an seiner Wohnungstür klingelte. Julia stand zu seiner Überraschung davor - perplex und leicht stotternd bat er sie herein. Als die Doktorandin der Werkstoffwissenschaften mitten im Gerümpel stand nahm sein Gesicht die Farbe eines gut durchgekochten Hummers an: "W... w... wenn du deinen Besuch vorher angekündigt hättest, hätte... hätte ich noch aufräumen können!"
"Mach dur nur keine Mühe, bei mir sah es zu Beginn meiner Studienzeit auch nicht viel besser aus! Aber sag mal, wenn ich die Dinger da in deiner Hand richtig deute sind das ja richtige Museumsstücke!"
"Oh ja, diese Datenträger sind alle zwischen 70 und 175 Jahre alt! Viele funktionieren nur noch teilweise; Malcolm hat mir versprochen er würde sie sich mal ansehen, wenn er nachher vorbeikommt um mich in die Geheimnisse der unerkannten Online-Recherche einzuweihen!"
Julia schmunzelte. "Soso, wenn eine Frau zu Besuch kommt schämst du dich wegen deines Saustalls aber wenn du einen Mann erwartest lässt du alles so wie es ist!"
"Ich... ich habe ja noch eineinhalb Stunden Zeit! Abgesehen davon dürften Leute wie er an solche Umstände gewöhnt sein, wahrscheinlich sieht es in seiner Wohnung so ähnlich aus wie hier! - Was führt dich eigentlich hierher?"
"Nun ja, zuerst einmal habe ich dich noch gar nicht besucht seit ich wieder auf der Erde bin und dann... Nadine hat mir gesagt dass du in den letzten Tagen auffallend schweigsam warst, sie hat sich nicht getraut dich darauf anzusprechen, da du sie mit deinen Problemen, falls du welche haben solltest vielleicht nicht belasten willst!"
"Oh, mir geht es eigentlich gut, danke der Nachfrage! - Willst du was zu trinken? Ich hätte Milch, Kakao, Pflaumensaft, Apfelsaft und ein paar Tabletten mit denen man aus Wasser diverse weitere Fruchtsäfte und Limonaden machen kann. - Oh nein, die Orangensaftkonzentrate sind schon drei Monate über dem Haltbarkeitsdatum! Ach ja, Mineralwasser hätte ich auch noch!" Während dieser Worte hatte er sie in die Küche geführt, die erstaunlich sauber im Vergleich zum Rest der Wohnung wirkte. Er stand nun vor einem offenen Küchenschrank und musterte ein paar Tüten und Plastikröhrchen, von denen er eins in den Mülleimer warf.
"Apfelschorle - einfach Apfelsaft und Mineralwasser mischen, vorausgesetzt, es ist mit Kohlensäure! Hast du eigentlich gar keinen Alkohol bei dir zuhause?"
"Nein, denn ich will nicht der Versuchung anheim fallen darin meine Sorgen ertränken zu wollen!"

Er mischte die Getränke zusammen - für sich eine Pflaumensaft-Schorle und sie setzten sich im Wohnzimmer auf das ziemlich ramponierte Sofa, nachdem er dieses in aller Eile abgeräumt hatte. Sie schwiegen, auch wenn es viel zu erzählen gegeben hätte - immerhin hatten sie sich über vier Jahre lang nicht mehr gesehen oder miteinander gesprochen. Barclay schenkte ihr noch nach und sie meinte nach ein paar weiteren Minuten der Stille: "Sag mal, was bedeutet dir Nadine eigentlich?"
Er verschluckte sich prompt und bekam einen fürchterlichen Hustanfall. "Sie... ist eine ganz besondere Frau und eine wirklich gute Freundin!"
"Dasselbe kann ich von ihr behaupten. Aber wie besonders ist sie für dich?"
"Wie, nun ja..." Barclay wurde rot und blickte schnell auf seine Uhr. "Was, schon so spät, in vierzig Minuten kommt Mr. Dorix und ich habe noch längst nicht alles fertig sortiert!"
"Willst du dass ich gehe oder soll ich dir beim Sortieren helfen?"
"Ich wäre für jede Hilfe dankbar, aber ich möchte dich nicht von wichtigen Arbeiten abhalten!"
"Ich habe heute ohnehin nichts Besonderes mehr vor", meinte Julia mit einem Lächeln.
"Und deinen Freund, diesen Physiker, der wie ich gehört habe den Tricorder entwickelt hat - vermisst du ihn nicht?"
Nun war es an ihr zu erröten und sie meinte: "Du weißt doch dass ich nicht ständig mit jemandem zusammen sein kann, auch wenn ich ihn liebe!"
"Oho, Julia Zenkovitch gibt freiwillig zu jemanden zu lieben? Diesen Tag muss ich mir rot im Kalender anstreichen!"

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Die Arbeit mit Dorix erwies sich als ziemlich stressig; zuerst lachte er Barclay beinahe aus wegen seiner Vorliebe für alte Datenträger, dann half er ihm aber doch bei der Überspielung der größtenteils Video- und Audioaufnahmen enthaltenden Informationen, sofern diese sich noch lesen und retten ließen. Es war kurz vor Mitternacht als sie damit fertig waren und Dorix war ziemlich sauer, weil er Barclay noch nichts allzu Relevantes hatte beibringen können - außer dem Entschlüsseln alter Daten, und auch das nur ansatzweise.
"Sagen Sie mal, Sie haben doch vier Semester Informatik studiert... Damit müssten Sie doch über mehr Grundwissen verfügen als Steve, ich meine Mr. Gomez!"
"Es ist mir ein Rätsel wie ich es überhaupt so lange ausgehalten habe; das Programmieren macht mir überhaupt keinen Spass und vom mathematisch-algorithmischen Denken bekomme ich immer üble Kopfschmerzen!"
"Aber allein dass Sie nicht vorher schon alles hingeschmissen haben zeugt von Zähigkeit und Durchhaltevermögen! Ich verstehe warum Steven Sie zu seinem Nachfolger hier auf der Erde auserkoren hat..."
"Nun ja, ich... ich würde sagen Perspektivlosigkeit war schon eher der Grund weshalb ich diese Nummer damals bis zum bitteren, frühzeitigen Ende durchgezogen habe!"
"Aber irgendwas muss dabei doch hängen geblieben sein, Sie sind doch ein intelligenter Mensch! Ich würde sagen wir machen morgen weiter; wenn es Ihnen nichts ausmacht würde ich gerne hier übernachten, dann verlieren wir keine unnötige Zeit mehr!"
"W... wenn Sie es hier aushalten - warum nicht?"
"Oh Tom, ich kann Ihnen sagen, ich habe noch viel schmutzigere Wohnungen gesehen und in einer von ihnen sogar zwei Tage hintereinander übernachtet! - Ich hoffe doch Sie haben hier keine Kakerlaken?"
"Nein, ein Kraftfeld hält die allermeisten von ihnen fern!"

Um Halb Acht Uhr früh ging es los - die Zeit des Lernens war nervenaufreibend, denn Barclay hatte keineswegs übertrieben als er gesagt hatte dass er vom komplexen, mathematisch basierten Denken Kopfschmerzen bekam. Am liebsten hätte er sich verdrückt, wäre zur Arbeit gefahren aber das war nicht unbedingt nötig, da er für seinen damaligen Rettungseinsatz, mit dem er Nadine und ihre Kinder aus den Klauen des teuflischen Geheimdienstes (dessen Namen besser nicht öffentlich erwähnt werden sollte) befreit hatte einen ordentlichen Batzen Geld von der Sternenflotte erhalten hatte. Und das obwohl es für ihn nur ein Freundschaftsdienst wegen Nadine gewesen war...
Dorix blieb der Widerwillen seines "Schülers" nicht verborgen. "Machen Sie sich nichts draus, nur Wenige können sich dieser Materie mit solcher Hingabe und Fachwissen widmen wie Meinesgleichen. Ich habe übrigens nicht an einer Uni oder einem College studiert, sondern mir alles selbst beigebracht beziehungsweise bei diversen Spezialisten 'Privatunterricht' genommen. Die Dozenten an den öffentlichen Bildungseinrichtungen sind nämlich meistens zu... konservativ! Ich werde mich auf jeden Fall nach einem würdigen Nachfolger für meine bescheidene Person umsehen, bevor ich mit Gomez und Denise in die unendlichen Weiten des Weltraums aufbreche."
"Vor allem des... des Vertrauens sollte er sich würdig erweisen, seine fachlichen Fähigkeiten stünden für mich da eher an zweiter Stelle, was aber nicht bedeuten soll dass sie nebensächlich wären!"
"Mr. Barclay, Sie klingen schon wie Steven Gomez!", meinte Dorix mit einem zufriedenen Lächeln.

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Noch am selben Tag wollte Barclay Nadine besuchen, doch sie war nicht zuhause. Ihre Eltern hatten zwar die Kinder, wussten aber nicht wo sie derzeit war. Er versuchte daraufhin Julia zu kontaktieren in der Annahme Nadine sei bei ihr, doch auch sie war nicht aufzufinden - ob er vielleicht schon anfangen sollte seine neuerworbenen, bescheidenen Fähigkeiten einzusetzen? Gomez hatte ihn zwar noch nicht seinen diversen Kontaktleuten vorgestellt, aber er müsste sich eigentlich auch so durchschlagen können...

Doch er tat nichts dergleichen. Erst am darauffolgenden Nachmittag konnte er Nadine wieder erreichen und sie wirkte erstaunlich gut gelaunt. Auf seine Frage hin was denn genau der Grund dafür war fing sie an zu kichern wie ein Teenager. Das Gespräch konnte so nicht weiter geführt werden, zumindest nicht über Com. Also suchte er sie persönlich auf - und war nicht sonderlich überrascht, aber dennoch verwundert sie wie ein Honigkuchenpferd strahlen zu sehen. "Sag mal was ist denn nur los mit dir? Du führst dich ja fast so auf als wärst du betrunken oder würdest gar... Aber das kann ich mir einfach nicht vorstellen!"
Sie wurde schlagartig etwas ernster. "Nein nein, Thomas, es ist lieb von dir dass du dir solche Sorgen machst, aber es geht mir wirklich ganz gut, um nicht zu sagen hervorragend!" Da war es wieder, dieses strahlende Lächeln. Und da fiel es Barclay wie Schuppen von den Augen, es gab durchaus etwas das so berauschend wirken konnte wie Alkohol und andere Drogen, aber war sie denn wirklich schon wieder bereit dafür? "W... wer ist der Glückliche?", fragte er sie geradeaus, "m... m... meinst du nicht es ist ein Bisschen unfair gegenüber Frank?"
"Ich habe schon lange genug getrauert. OK, ich muss zugeben dass ich es bis vor drei Tagen absolut für ausgeschlossen gehalten habe mich überhaupt wieder in jemanden zu verlieben, aber dann bin ich Marlin begegnet... Er ist Geschäftsmann von Risa, sehr charmant, zuvorkommend, stark, sensibel und gebildet! Nun ja, gestern haben wir uns wieder getroffen und da ist es dann passiert, ich war selbst ganz überrascht wie schnell alles ging!"
"Heißt das du hast mit ihm..."
"Nein, soweit bin ich doch noch nicht, aber ich fühle mich bei ihm einfach so... geborgen, er hat mir gesagt er gibt mir alle Zeit des Universums!"
Barclay hatte sichtlich Mühe, seine durcheinander geratenden Emotionen unter Kontrolle zu halten. Ein kleiner Teil von ihm freute sich dass Nadine wieder glücklich war, aber der weit größere Rest stand lichterloh in Flammen.
"Was ist, ist dir nicht gut?"
"D... d... d... d... doch, i... i... ich muss mich n... nur noch m... m... mal mit Do... Do... Dorix treffen, d... d... d... d... dir noch viel Glück weiterhin!"
Zuerst war er leichenblass gewesen, nun suchte er mit hochrotem Kopf das Weite; alles drehte sich um ihn, die Welt schien zu brennen, ebenso er selbst, er wusste selbst nicht wie er es schaffte wieder nach Hause zu kommen.

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Ganze drei Tage lang verbarrikadierte Barclay sich in seiner Wohnung, er wollte niemanden sehen und niemanden sprechen. Fast die ganze Zeit saß er nur apathisch herum; die erste Nacht weinte er sich in den Schlaf, mit Tränen von denen er wollte dass niemand sie sah...

"Mr. Barc... Thomas, wie geht es Ihnen?"
Er schreckte hoch. Er wusste nicht wieviele Stunden er ununterbrochen auf dem Sofa gesessen hatte; neben ihm stand Denise Whittman.
"Wie... wie sind Sie hier hereingekommen?"
"Ich bin Privatdetektivin, wissen Sie das nicht mehr? - Gomez hat mir gesagt was Sie für Nadine empfinden und wir wissen auch über ihre Affäre mit diesem Risianer Bescheid!"
"Soll sie doch glücklich werden mit ihm... Auf mich hätte sie sich sowieso nie eingelassen, von wegen 'lass uns Freunde bleiben' und so'n Quatsch..."
"Woher wollen Sie das wissen? Sie haben sich ja nie etwas anmerken lassen, also ist es auch nicht sicher ob Sie nicht doch noch eines Tages zu ihr finden können! Ich denke sie und ihr... Verehrer werden ohnehin nicht allzu lange zusammen bleiben, dazu liegt der Tod ihre Mannes noch nicht lange genug zurück!"

In diesem Moment betrat auch Gomez das Wohnzimmer. "Glauben Sie mir, ich kann nachempfinden wie Sie sich jetzt fühlen. Machen Sie sich bloß nicht selbst fertig weil Sie vielleicht nicht ganz so viel Geld haben wie dieser Marlin Veil; immerhin kennen Sie Nadine schon viel länger und somit sind Ihre Gefühle ihr gegenüber auch aufrichtiger!"
"Naja, aber irgend etwas muss doch an ihm dran sein, Sie... Sie hätten sie von ihm reden hören sollen, sie findet ihn so sensibel, so stark, so..." Weiter kam er nicht, denn er war zu sehr damit beschäftigt einen Weinkrampf zu unterdrücken.
"Und wenn schon, wer weiß ob das vielleicht nicht nur alles Show ist? Sind Sie etwa nicht stark und sensibel? Warum glauben Sie habe ich gerade Sie auserwählt mich hier zu vertreten solange ich im Weltraum bin? - Kommen Sie, wir gehen jetzt gemeinsam zu Nadine, keine Widerrede, sie hat Ihnen und uns allen etwas Wichtiges zu sagen!"
"Will sie etwa ihre Verlobung bekannt geben?"
"Unsinn, so lange kennen sie sich ja noch gar nicht, vielleicht ist es auch schon wieder vorbei... Julia wird auch dort sein, wir werden Ihnen alle den Rücken stärken, egal was geschehen mag, Sie sind nicht allein!"

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Eher widerwillig ließ er sich mitschleifen; vor Nadines Wohnung wartete schon Julia in Begleitung eines ihm fremden Mannes - es musste wohl ihr Freund sein, den sie auf Andor kennengelernt hatte. Er stellte sich Barclay als Dr. Richard Menkins vor, die beiden Detektive schienen ihn schon zu kennen.

Sie betraten Nadines Wohnzimmer, nahmen auf der Couch und den Sesseln Platz und blickten ihre Gastgeberin neugierig an.
"Wie wohl alle hier wissen habe ich vor etwa einer Woche einen Mann kennengelernt, bei dem es mir glatt den Boden unter den Füßen weggezogen hat - im positiven Sinn! Gestern habe ich mich wieder mit ihm getroffen und er hat mir angeboten, mit den Kindern zu ihm nach Risa zu ziehen..."
"Und? Werden Sie dieses Angebot annehmen?", fragte Gomez.
"Ich weiß es nicht genau... darum wollte ich ja euch fragen. Einerseits sehne ich mich schon nach einem kompletten Neuanfang, um endlich mit dem Vergangenen abschließen zu können. Aber auf Risa lebt auch noch Marlins Frau..."
"Was, der Kerl ist verheiratet?", platzte es aus Barclay heraus.
"Ja, aber er hat mir versichert dass er bereits in Scheidung lebt. Aber sie soll sehr eifersüchtig und jähzornig sein!"
Gomez räsperte sich. "Mrs. Decker... Nadine, Sie sollten in Ihre Entscheidungen auch noch eine wichtige Tatsache mit einbeziehen, die Ihnen bislang wohl entgangen sein dürfte!", meinte er mit einem Seitenblick auf Barclay. Der wäre am liebsten im Erdboden versunken, doch Denise, die neben ihm saß verpasste ihm per Händedruck für alle Anwesenden unsichtbar einen leichten Energiestoß, der ihm wie schon bei Nadines Befreiung nun den Mut geben sollte die Wahrheit zu sagen.
"Sie sollten diese Angelegenheit unter vier Augen besprechen", bemerkte Gomez und Barclay stand beinahe mechanisch auf und lotste Nadine in Richtung Küche, wo sich auch Sitzgelegenheiten befanden. Für die Anderen hieß es nun warten...

Nach einer Stunde betraten sie wieder das Wohnzimmer; Nadine wirkte ebenso nervös wie Barclay, beide vermieden es sich zu nahe zu kommen oder in die Augen zu sehen.
"Ihr wusstet es! Aber warum hat mir niemand was gesagt?"
"Er sollte es dir lieber selber sagen und das hat er nun ja getan!", meldete sich Julia zu Wort, "genau genommen hat er es mir auch nicht gesagt, aber seine Reaktionen sprachen für sich..."
"Also wenn das so ist... werde ich Marlin nicht zurück nach Risa begleiten. Ich werde allein verreisen, mit meinen drei Kindern, um in Ruhe über alles nachzudenken!"
Alle Anwesenden nickten verständnisvoll. "Und wohin möchten Sie sich begeben? Zu einem anderen Planeten oder einem abgelegenen Ort hier auf der Erde?"
"Das weiß ich noch nicht... versucht auf jeden Fall nicht Kontakt zu mir aufzunehmen, ich werde mich melden wenn ich zu einer Entscheidung gekommen bin. Ich verspreche es wird diesmal keine vier Jahre dauern bis ihr wieder etwas von mir hört! - Ich möchte euch nun bitten meine Wohnung zu verlassen, und zwar alle."

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Sie kamen der Aufforderung nach und machten sich auf zu Gomez' Wohnung. Auf dem Weg dorthin wurde Barclay zunehmend pessimistischer: "Sie wird sich wohl ohnehin gegen mich entscheiden..."
"Nun malen Sie mal nicht den Teufel an die Wand, immerhin wird sie sich jetzt auch nicht weiter auf diesen risianischen Geschäftsmann einlassen! Alles was sie braucht ist Zeit, und die sollten wir ihr auf jeden Fall geben!", entgegnete Gomez.
"Aber wie lange? Ein paar Wochen, Monate, ein ganzes Jahr?"
"So viel wie sie eben braucht! Du kannst nun mal nichts anderes machen als warten", meinte Julia.

Sie erreichten die Wohnung des Privatdetektivs und Menkins überreichte ihm ein PADD, das er die ganze Zeit bei sich gehabt hatte. "Julia sagte mir sie brächten ein schnelles, nicht zu kleines Raumschiff, das mit der neuesten Technologie ausgestattet ist... Ich kann Ihnen vielleicht ein paar mögliche Quellen mehr bieten, aber ich kann Ihnen sagen: Billig wird es keinesfalls!"
"Vielen Dank, Mr. Menkins! Und was den Preis anbelangt: Wir wollen ja keine Luxus-Yacht, ein ausgedienter, aber noch nicht schrottreifer Frachter der sich restaurieren ließe würde es auch tun! - Ich weiß zwar nicht was Sie alle jetzt vorhaben, aber ich werde mir einen alten Western ansehen, in Schwarz-Weiß!"
"Als holografische Projektion?", wollte Menkins wissen.
"Nein, auf diesem Fernseher hier, ganz wie zu alten Zeiten!"
"Wahnsinn, dieses Museumsstück - Schatz, hättest du was dagegen wenn wir..."
"Nur zu, Richard, ich werde euch dabei sogar Gesellschaft leisten, solange ich nicht vor Entsetzen davonlaufen oder vor Langeweile einschlafen sollte!"
Auch Barclay ließ sich zu diesem gemütlichen Fernsehabend überreden, musste er doch so nicht dauernd an Nadine denken. Es sah nun ganz so aus als würde in absehbarer Zeit all dies in seinem Besitz sein - diese Wohnung, diese Einrichtung, dieser Fernseher (zumindest solange bis Gomez wieder hier aufkreuzte). Trotz der Probleme die ihn gerade beschäftigten, die Aussichten schienen zumindest auf beruflicher Ebene rosig angehaucht...

 
ENDE

 
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Disclaimer:
STAR TREK wurde von Gene Roddenberry entworfen und ist eingetragenes Markenzeichen von Paramount Pictures; die Rechte liegen bei dieser Firma.

"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.