Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 12: Der "Göttliche" Schatten

(Astralgesänge II)

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

* * * * * * * *

Hier nun die Fortsetzung zu Folge 11.

 
"Lassen Sie sie los!"
Alina Farif nahm ihre Hände von Denises Schläfen, woraufhin die junge Frau bewusstlos zusammensackte. Ihre Peinigerin drehte sich um und blickte Gomez ins Gesicht. "Was soll dieser Ton? Wurde dir nicht die Erkenntnis des einzig wahren Göttlichen zuteil?"
"Doch, aber ist es nicht viel besser wenn alle aus freien Stücken zu dieser Erkenntnis gelangen?"
"Denise ist anders, ein Teil von ihr ist nach wie vor von einem gefährlichen Dämon besessen der mit aller Kraft ausgetrieben muss!"
"Sie ist kein schlechter Mensch. Ich denke sie hat ihren Frevel eingesehen und der Verlust ihrer Kräfte ist vorerst Strafe genug!"
"Bruder Steven, mir scheint es du hast Schwierigkeiten dich vollständig von deinem früheren, ungläubigen Leben zu lösen. Wenn Denise Whittman sich nicht bekehren lassen will muss sie vernichtet werden, zu unser aller Wohl!"

- - - - -

Währenddessen auf der Erde:
Thomas Barclay hatte soweit alles übernommen was Gomez getan hatte als er noch auf der Erde war. Mit einigen der Kontaktpersonen gab es noch Probleme, es schien ein gegenseitiges Misstrauen zu sein dass sich hoffentlich bald überwinden lassen würde. Viel schwieriger wog die Tatsache dass es noch keinen Nachfolger für Dorix gab, da der Computerexperte bei der Auswahl strengste Kriterien walten ließ. Bis zu seinem Abflug hatte sich noch niemand gefunden dem er hundertprozentig vertrauen zu können schien, doch er hatte versprochen sich weiterhin darum zu kümmern. Vor vier Tagen war es endlich soweit gewesen, Dorix hatte jemanden aufgetrieben und Barclay die Daten zukommen lassen. Nun wartete der Nachwuchsdetektiv mit einiger Unruhe und Besorgnis auf diese Person... Warum musste es ausgerechnet so jemand sein? Immerhin konnte man mit ihrer Pünktlichkeit rechnen, etwas das Barclay als einzigen positiven Aspekt bisher finden konnte - abgesehen vielleicht von dem Aussehen.

Mit fünf Minuten Verspätung klingelte es; er verglich das Gesicht auf dem Monitor der Überwachungskamera mit dem auf dem Bild das Dorix ihm gegeben hatte und bat die Frau herein.
"Ich hoffe Sie können mir verzeihen dass ich nicht eher kommen konnte."
"Ach was, ich kenne Leute bei denen gehört eine Verspätung von einer halben Stunde zum Standard! Ms... Venna, nehme ich an?"
"Nur Venna. Fünf Minuten sind für einen Vulkanier eine unverzeihliche Verzögerung! Wenn ich mich in einer tiefen Meditation befunden hätte wäre es vielleicht noch akzeptabel gewesen."
"Sie scheinen aber alles Andere als eine gewöhnliche Vulkanierin zu sein. Ich habe ehrlich gesagt nicht gewusst dass es bei Ihrem Volk auch Individuen mit blonder Haarfarbe und blauen Augen gibt!"
"Blaue Augen können durchaus vorkommen. Meine Haare habe ich gefärbt um ein soziologisches Experiment durchzuführen."
"Wie darf ich das verstehen?"
"Ich wollte ausprobieren wie ich auf männliche Vertreter der menschlichen Spezies wirke. Und Blond scheint ihre sexuellen Triebe in der Tat oft stärker zu stimulieren als eine dunklere Farbe, deshalb bin ich auch zu spät gekommen."
"Ach so... ich verstehe... Sagen Sie, finden Sie es nicht ein wenig gemein gegenüber den Männern? Wenn jemand mit mir solche Spielchen... ich meine Experimente anstellen würde wäre ich nicht gerade glücklich darüber!"
"Ich habe auch nicht vor Sie in irgendeiner Weise zu täuschen. Falls Sie darauf bestehen kann ich meine Haare wieder entfärben und obendrein noch kurz schneiden."
"Nein nein, so war das nicht gemeint, ich finde Sie sehen gut aus so wie Sie jetzt sind!"
"Dann hätten wir das soweit geklärt. Ich rate Ihnen aber dringend davon ab sich in mich zu verlieben, wir werden nämlich zumindest für die kommenden Wochen zusammen leben müssen."
"Heißt das Sie werden nicht Malcolms alte Wohnung übernehmen?"
"Sie ist schon zu bekannt um ein geeigneter Ort für Operationen zu sein wie ich sie durchführen soll. Ich werde mir mal die Computer hier ansehen und gegebenenfalls mit meiner eigenen Hard- und Software ergänzen."

- - - - -

Denise ging es so grauenhaft wie nie zuvor. Sie fühlte sich als ob ihr Gehirn in siedendheißem Öl frittiert und dabei noch mit Elektroschocks malträtiert worden wäre. Dass sie noch lebte schien wie ein wahres Wunder... Ihr war sogar zu schlecht um sich zu übergeben; auch die Ohnmacht hatte sie nur kurzfristig von diesen üblen Schmerzen erlöst. Sie fing an zu halluzinieren, Bilder aus ihrem früheren Leben als Sarah Hansen kamen wieder, aber als grotesk verzerrte Schemen. Und sie sah noch einen Schatten, der auf sie zuging. Ein kalter Hauch schien sie zu umfangen und schlagartig fühlte sie sich besser. Nicht viel, aber sie konnte deutlich spüren wie ein Teil ihrer Kräfte zurückkehrte. Gerade als sie überlegte ob sie es sich leisten konnte wieder eine sitzende oder gar stehende Position einzunehmen erschien Stoal. Sein Gesichtsausdruck verhieß nichts Gutes - dasselbe entrückte, zufriedene Grinsen wie bei den anderen denen die "göttliche" Offenbarung zuteil geworden war.
"Sparen Sie sich Ihre Predigt, ich weiß genau dass Sie von diesem 'einzig wahren Göttlichen' berührt wurden und diese Erkenntnis jetzt am liebsten per Gedankenverschmelzung mit mir teilen möchten!"
"Ich... es war unlogisch, dem einzig wahren Göttlichen widerstehen zu wollen. Allerdings hat es einen Großteil seiner Kräfte auf die auserwählte Prophetin übertragen, sie dürfte somit noch mächtiger sein als ich, trotz der Erleuchtung die mir zuteil wurde! Ich könnte aber trotzdem versuchen meine Gedanken mit den Ihren zu verbinden, das einzig wahre Göttliche wird mich vor allen Dämonen bewahren die Sie auf mich loslassen könnten!" Er deaktivierte das Kraftfeld der Zelle und ging hinein, doch dann zögerte er, blieb stehen und suchte fluchtartig das Weite - nicht ohne vorher wieder das Kraftfeld zu aktivieren.
Was war nur geschehen? Denise wusste es nicht. Sie wusste noch nicht einmal wieviel Zeit inzwischen vergangen war - war das Schiff das ihnen zu Hilfe eilen wollte schon eingetroffen? Falls ja, befand seine Mannschaft sich nun auch unter dem Einfluss dieser fremden Energiewesen mit Gottkomplex.

Stoal eilte auf die Brücke der Watson und befahl sofort Verbindung zur Borland herzustellen. Captain Farif erschien auf dem Bildschirm und fragte was so wichtig sei sie in ihrer Meditation zu stören.
"Verzeiht mir, heilige Prophetin des einzig wahren Göttlichen!" Der Vulkanier verbeugte sich unterwürfig. "Ich war soeben bei Denise Whittman und habe versucht ihr mit meinen bescheidenen Fähigkeiten die Erleuchtung zu bringen. Als ich in ihre Zelle eintrat spürte ich dort die Anwesenheit eines bösen Geists, vielmehr eines Schattens davon, aber es beunruhigte mich..."
"Wir alle wissen dass diese Frau von einem finsteren Dämon besessen ist. Keine Sorge, wir werden ihn schon austreiben!"
"Aber es schien nicht von ihr zu stammen, es kam von Außerhalb, und es war trotzdem in ihrer Nähe!"
"Vielleicht versucht dieser falsche Gott der sie verhext hat sie wieder unter seine Kontrolle zu bringen. - Steven, lassen Sie Denise rund um die Uhr bewachen. In einer halben Stunde wird die Avignon eintreffen, unsere Gemeinde wird wachsen und ich darf und werde nicht zulassen dass uns irgendjemand oder irgendetwas dabei stört!"

Nachdem Rivers zu der Arrestzelle geeilt war verließ auch Stoal wieder die Brücke. Eigentlich wollte er sich geradewegs auf die Krankenstation begeben, aber irgendetwas lenkte seine Schritte in Richtung einer in die Wand des Ganges eingelassene Konsole. Wie in Trance bewegten sich seine Hände, als er die Verkleidung abnahm, Schaltkreise umpolte und einen Code eingab. Dann machte er alle soeben durchgeführten Änderungen an der Hardware wieder rückgängig und ging auf die Krankenstation. Dort angekommen fragte er sich erstaunt was er soeben getan hatte; er konnte sich an die einzelnen Schritte nicht mehr erinnern, er verfügte noch nicht einmal über das Wissen um derartige technische Manipulationen vornehmen zu können. Er wusste dass etwas ihn kontrolliert hatte, er hoffte dass es nicht dieser dämonenhafte Schatten aus Denises Zelle war... Doch er fühlte sich erleichtert, geradezu euphorisch, also konnte es gar nichts Schlechtes gewesen sein. Er vermutete dass das einzig wahre Göttliche ihn dazu auserkoren hatte die Sicherheitsmaßnahmen zum weiteren Gewahrsam der besessenen Rebellin zu verstärken. Gerade als er wieder seine Arbeit aufnehmen wollte trat Gomez herein. "Ihr Glaube ist nicht beständig!", beschuldigte er den Vulkanier.
"Ich verstehe nicht, alles was ich tue zielt darauf ab dem einzig wahren Göttlichen ein guter Diener zu sein!"
"Dann haben Sie eine seltsame Art dies zu zeigen. Die Avingon wurde gewarnt, der in einer geheimen Sternenflottenfrequenz codierte Funkspruch wurde von diesem Schiff aus abgeschickt! Auf einer Konsole konnte ich Ihre Fingerabdrücke ausmachen."
"Das... muss ein Missverständnis sein, das einzig wahre Göttliche hat meine Schritte und meine Hände gelenkt damit diese Ungläubige auf keinen Fall entkommen kann!"
"Diese Konsole ist gar nicht mit dem Sicherheitsbereich verbunden! Ich befürchte der Dämon von dem Sie vorhin auf der Brücke sprachen ist in Sie gefahren. Ich werde Sie bis zur endgültigen Klärung dieser Angelegenheit in Ihr Quartier sperren müssen!"
"Captain, ich bin erschüttert! Ich dachte tatsächlich... Was ist jetzt mit der Avignon?"
"Die Kreaturen der Finsternis sind sehr listig. Offenbar ist Ihr vulkanischer Verstand irgendwie anfällig für den Einfluss dieser falschen Götter! Was die Avignon betrifft - sie hat angehalten, die Borland befindet sich auf Abfangkurs. So oder so, die Ungläubigen können sich nicht der Macht des einzig wahren Göttlichen verschließen!"

- - - - -

Auf der Erde:
Barclay war alles andere als begeistert von der Idee dass Venna sich bei ihm - streng genommen bei Gomez - einnistete. Denn sein "kreatives Chaos" schien sich überhaupt nicht mit dem Ordnungssinn der Vulkanierin zu vereinbaren. Nur mit Mühe konnte er sie davon abhalten in seinem Büro auszumisten, was unweigerlich zur Folge gehabt hätte dass er nichts mehr wiedergefunden hätte - zumindest nicht auf Anhieb. Trotzdem musste er mit ihr auskommen, denn ohne ihre Computerkenntnisse wäre er aufgeschmissen gewesen. Deshalb wollte er Dorix kontaktieren und sich bei ihm für die neue Mitstreiterin bedanken. Die Com-Verbindung kam aber nicht zustande, es schien nur eine merkwürdige Art von Abwesenheitsschaltung, früher auch Anrufbeantworter genannt zu existieren. Nur eine Minute nachdem er seine Kommunikationsversuche abgebrochen hatte wurde eine Datei an ihn geschickt; der Absender war eindeutig Dorix und das Datenpaket wurde als eine Audiodatei identifiziert die den Namen "Erleuchtung" trug. Sie wollte sich schon von selbst öffnen, doch Barclay unterband dies mit einem schnellen Befehl. Was sollte das nur bedeuten? Vermutlich ein Test, dachte er... Und falls ja, dann standen nicht nur seine Fähigkeiten auf dem Prüfstand. Er kopierte also die Datei auf eine lehre Diskette und und brachte diese Venna. "Das kam soeben von Dorix, zumindest von seinem Account rein! Ich tippe auf eine Art Test, es handelt sich um eine Audiodatei mit beinahe virusartigen Eigenschaften. Sie wollte sich schon von selbst öffnen, was ich aber gerade noch rechtzeitig verhindern konnte!"
Die Vulkanierin sah ihn an und nahm Diskette. "Sie haben richtig gehandelt. Dorix hat auch mir gesagt dass man mit unaufgefordert zugeschickten Dateien vorsichtig sein soll, auch wenn sie von einem bekannten oder vermeintlich bekannten Absender zu stammen scheinen! - Ich werde mich später darum kümmern, wenn ich meinen Computer fertig eingerichtet habe."
"Werden Sie die Datei auf Ihren Offline-Rechner laden?"
"Ich werde das Kommunikationsrelais vorübergehend entfernen. Falls es sich tatsächlich um einen Test handeln sollte dürfte Dorix es uns nicht allzu leicht machen."

Knapp eine Stunde später kam Venna in Barclays Büro. "Ich bin mir nicht mehr so sicher ob es sich tatsächlich um einen Test handelt; allerdings wäre es bei Dorix' teilweise... eigenwilligen Humor trotzdem nicht ganz auszuschließen!"
"Was ist denn passiert?"
"Es handelt sich im Grunde genommen tatsächlich nur um eine Audiodatei mit einem Auto-Abspielmechanismus. Aber es befinden sich Frequenzen darin die das menschliche Gehör bei Weitem überschreiten, doch ausgerechnet diese wurden am wenigsten, zum Teil sogar gar nicht komprimiert!"
"Wollen Sie damit sagen dass damit das Unterbewusstsein angesprochen werden soll? Das würde vielleicht auch den etwas seltsamen Namen erklären..."
Venna steckte eine Diskette in Barclays Computer und spielte sie ab. Sphärische Musik mit ungewohnten Harmonien erklang. "Dies ist nur der eigentliche Audioteil. Die Frequenzen die den hörbaren Bereich nach unten und oben überschreiten habe ich herausgefiltert; ich habe ihre Signatur analysiert und lasse ihre mögliche Wirkung auf die menschliche sowie auch vulkanische Psyche von einem Spezialprogramm untersuchen."
"Sie scheinen ja für alle Eventualitäten gerüstet zu sein! Wann können wir mit Ergebnissen rechnen?"
"Ich habe das Programm zum größten Teil selber geschrieben. Die Dauer der Auswertung hängt von der Komplexität der Frequenzen ab... Sie können ja selbst mal einen Blick drauf werfen!" Sie führte ihn in den Raum in dem Denise bislang ihr Büro gehabt hatte. Auf dem Bildschirm war ein Wirrwarr aus visuell dargestellten Frequenzspektren zu sehen; auf Knopfdruck erschien die Mitteilung dass erste Ergebnisse in frühestens zehn Stunden verfügbar seien. "Die Struktur ist doch etwas komplexer als auf dem ersten Blick angenommen. Viele Teilfrequenzen modulieren sich gegenseitig, ich verstehe offen gesagt nicht ganz wie Dorix etwas derart Kompliziertes erstellen konnte nur um uns zu testen!"
"Also ist damit zu rechnen dass diese Frequenzen ernsthafte Auswirkungen auf die menschliche Psyche haben könnten?"
"So sieht es aus. Ich finde das... beunruhigend!"
"Dann... dann sollten wir sicherheitshalber die Sternenflotte alarmieren. Wer weiß was passiert wenn irgendeine Macht Dorix in ihre Gewalt gebracht hat und diese 'Musik' nun im ganzen Föderationsgebiet ausstrahlt? Wir könnten alle zu willenlosen Marionetten eines potentiellen Angreifers werden!"
"Paranoia hilft uns hier nicht weiter. Außerdem, wer in der Sternenflotte wird schon auf Sie hören?"
"In der Sternenflotte direkt zwar nicht, aber Gomez hatte Kontakt zu fast allen früheren Besatzungsmitgliedern der Enterprise und die sind zwar nicht mehr alle im aktiven Dienst, haben aber noch großen Einfluss!" Barclay ging wieder in sein Büro und suchte die Com-Verbindung zu den Reeds...

- - - - -

"Das haben Sie gut gemacht, der einzig wahre Glaube muss überall verbreitet werden!", lobte Gomez seinen Informations-Offizier.
"Ich würde den Gesang des einzig wahren Göttlichen gerne in allen Winkeln der Galaxis erschallen lassen, aber die Prohpetin sagte die Zeit dafür wird erst noch kommen. Wenigstens auf der Erde werden die himmlischen Chöre für Erleuchtung sorgen, wenn unser gesegneter Kamerad dort den Gesang erst einmal weiter verbreitet!"
"Ehre und Lob dem einzig wahren Göttlichen, mögen die Gläubigen in Seinem Licht erstrahlen und die Ungläubigen in Seinem Schatten verdorren!", rief die gesamte Brückenbesatzung der Watson im Chor.

Währenddessen näherte die Borland sich der Avignon. Deren Kommunikationsoffizier versuchte zum zweiten Mal eine Verbindung herzustellen - vergeblich. In Captain George Bermans Blick war ein Glitzern zu sehen dass seinen Untergebenen nicht ganz unbekannt war. "Aktivieren Sie die Schilde und machen Sie die Waffen scharf! Und zwar schnell, ich will hier endlich Action sehen!"
"Aber Sir, die Borland ist immer noch eins von unseren Schiffen!", protestierte der taktische Offizier - er war neu und konnte das Verhalten seines Kommandanten daher nicht so gut beurteilen wie die anderen auf der Brücke. Berman drehte sich zu ihm um und fauchte: "Was heißt hier 'eins von unseren Schiffen'? Sind wir etwa Romulaner? Wenn dieses feindliche Schiff nicht in zehn Sekunden zerstört ist werde ich Sie wegen Kriegsdienstverweigerung auf der Stelle exekutieren lassen!"
Sein Erster Offizier versuchte ihn zu beruhigen: "Captain, der Krieg gegen die Romulaner ist seit über zehn Jahren vorbei! Ich schlage vor Sie gehen in Ihr Quartier bis Sie sich wieder beruhigt haben, Dr. Enders kann Ihnen bestimmt etwas verabreichen dass Ihnen zu entspannen hilft!"
"Sie sind als nächstes dran, Sie Kollaborateur!"
Der Kommandant seufzte nur und warf dem taktischen Offizier einen Blick zu. Der hatte nun endlich kapiert was Sache war und zog seine auf Betäubung gestellte Phasenpistole. Doch ehe er einen Schuss abgeben konnte meldete sich der Kommunikationsoffizier: "Sir, ich empfange eine Nachricht von der Borland! Sie... sie sagen Sie wollen uns den einzig wahren Glauben an das einzig wahre Göttliche bringen!"
"Genau davor wurden wir gewarnt", erwiderte der Erste Offizier, "warum nur müssen die Sternenflottencaptains in der letzten Zeit immer ausrasten? - Mr. Wong, machen Sie die Phaser scharf und zielen Sie auf den Antrieb und die Waffensysteme der Borland!"
"Sir?"
"Ich will ja nicht dass Sie sie vollständig zerstören, machen Sie sie nur bewegungs- und kampfunfähig!"
In diesem Moment begann ein seltsames bläuliches Leuchten die Borland einzuhüllen. Wie gebannt starrten die Offiziere der Avignon einige Sekunden auf den Bildschirm und dann befahlen Captain und Stellvertreter fast zeitgleich: "Feuer!"
Wong gehorchte und zwei Energiestrahlen prallten auf das blaue Leuchten - der Effekt war gleich Null. Gerade als Berman den Befehl geben wollte die Torpedos abzufeuern breitete das Leuchten sich aus, bis es das Daedalus-Klasse-Schiff erreichte und in sein Inneres eindrang. Begleitet wurde es von dem wie Berman fand himmlischsten Gesang den er je gehört hatte. "Jesus, bist das du?", fragte er voller Entzücken und noch leuchtenderen Augen als zuvor.
"Nein, das einzig wahre Göttliche hat keinen Namen, aber Es ist allmächtig, Es wird euch ewigen Frieden und Glückseligkeit bringen!"

Zufrieden lehnte Alina Farif sich zurück. Die Augen der auserwählten Prophetin leuchteten in demselben Blauton wie das schildartige Energiefeld das ihr Schiff und nun auch die Avignon umhüllte. "Unsere Gemeinde wächst, niemand kann sich der erleuchtenden und erhabenen Macht des einzig wahren Göttlichen widersetzen! Niemand!" Sie stand auf und lachte. Ein Lachen das ein Hörer der noch bei klaren Verstand gewesen wäre als hysterisch, ja sogar wahnsinnig empfunden hätte. Doch alle um Farif herum, einschließlich der Besatzung der Avignon, befanden sich im Bann einer Macht die ihnen buchstäblich die Sinne vernebelte...

- - - - -

Hoshi Sato-Reed wirkte ziemlich verschlafen als Barclay sie anrief, aber sie wurde schnell wach als Gomez' Nachfolger auf der Erde ihr von der möglichen Gefahr die von der geheimnisvollen Audiodatei auszugehen schien berichtete. "Ich werde Ihnen die entsprechenden Daten über einen gesicherten Kanal schicken, aber vermeiden Sie jegliche Audio-Ausgabe! Möglicherweise könnte diese Datei auch schon Andere hier erreicht haben, vielleicht sogar Welche von der Sternenflotte... Achten Sie daher auf anormale Verhaltensweisen bei Personen die Sie dort kennen!"
"Ich denke wir sollten nichts überstürzen. Ich werde mal sehen was ich tun kann, mein Mann hat auf jeden Fall Zugang zu Computern die schneller sein dürften als Ihre."
"Aber Sie sollten vorher meine Software installieren!", meinte Venna, die von der Einbeziehung von Hoshi und Malcolm Reed nicht gerade begeistert zu sein schien.
"Vielen Dank für das Angebot, aber wir haben unsere eigenen Programme die die von Mr. Barclay beschriebenen Phänomene zu analysieren vermögen."

"Auf mich wirkte sie irgendwie... arrogant!" Die Vulkanierin schien immer noch nicht damit klar zu kommen dass ihr neuer Partner unbedingt weitere Personen hinzuziehen wollte. Aber sie musste auch erkennen dass es logisch erschien, was sie aber nicht davon abhielt eine Art von - für ihr Volk eigentlich völlig untypische - Abneigung gegen Hoshi zu entwickeln.
"Sie hat nur mehr als 20 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Auswertung akustischer Phänomene. Vielleicht kommt sie mit ihren Methoden schneller zum Ziel, ich bin mir fast sicher dass Mr. Gomez an meiner Stelle genauso gehandelt hätte!"

Nur wenige Stunden später meldete sich Malcolm Reed: "Meine Frau ist erschöpft, sie hat bis vor Kurzem an der Auswertung der von Ihnen geschickten Signale gearbeitet! Sie hat sie zuerst einer linguistischen Analyse unterzogen."
"Wieso denn das?", fragte Venna, "eine frequenzbezogene Analyse wäre hier viel sinnvoller! Außerdem konnte ich keinerlei sprachlichen Signale in diesem Frequenzgemisch ausmachen."
"Das liegt vermutlich daran dass Sie nicht nach ihnen gesucht haben! Hoshi war auf jeden Fall in der Lage bis jetzt Sprachfetzen in Latein, Arabisch, Hebräisch, Altgriechisch und Altbulgarisch herauszufiltern!"
"Au... Au... Augenblick mal, sind das nicht religiöse Liturgiesprachen?", entfuhr es Barclay.
"So genau kenne ich mich auf dem Gebiet nicht aus, aber es scheint so. Der Inhalt ist stets der gleiche: 'Lasst euch erleuchten und auf den Pfad des einzig wahren Gottes führen.' So oder so ähnlich... Soweit ich sehen kann existierten diese Sprachfetzen nicht in ihrer Reinform, sie waren in Modulationen mit anderen Frequenzbereichen verknüpft; daher konnten Sie, Ma'am sie wohl auch nicht ausmachen. Ich denke es wäre vielleicht noch zu früh um von einer echten Gefahr auszugehen, auch wenn Einiges auf den Versuch einer religiös motivierten Gehirnwäsche hinzudeuten scheint!"
"Vielen Dank für Ihre Antworten, Mr. Reed. Ihre Frau soll sich jetzt erst einmal ausruhen, schicken Sie uns die bisherigen Ergebnisse und wir werden sehen wie wir sie für unsere Arbeit verwenden können."
"Es war uns eine Ehre, einem Freund von Steven Gomez zu helfen!"

- - - - -

Es war ein triumphaler Anblick zu sehen wie die Borland mit der Avignon im Schlepptau zurückkehrte. Doch die Freude der Prophetin wurde etwas getrübt als man ihr mitteilte wer das Schiff das zuerst Widerstand leisten wollte gewarnt hatte. Sie begab sich sofort an Bord der Watson um Dr. Stoal einer Inquisition zu unterziehen. Es stellte sich heraus dass der böse Geist, wie sie ihn nannte den Körper des Vulkaniers längst wieder verlassen hatte.
"Er ist mit Sicherheit wieder in Denise Whittman gefahren!", rief Rivers.
"Solange sie noch lebt ist sie eine Gefahr für den ewigen Frieden. Sie und der Dämon haben sich gegen die Mächte des Lichts verschworen, sie muss sterben, erst dann können wir unsere Mission fortsetzen und den Glauben an das einzig wahre Göttliche in das gesamte Universum hinaustragen! - Mr. Gomez, Sie werden die Exekution durchführen!"
"Wie bitte, warum denn ausgerechnet ich?"
"Als Beweis Ihres Glaubens. Wenn er stark genug ist wird das einzig wahre Göttliche Ihre Hand führen; sollten Sie abfallen werden Sie dasselbe Schicksal erleiden wie diese unbelehrbare Anhängerin des Bösen!"

Fast schon mechanisch machte der Detektiv sich auf den Weg zu Denises Arrestzelle. Tief in seinem Inneren sträubte er sich gegen den soeben erhaltenen Befehl, Erinnerungen wurden wach, die Denise als alles andere als einen unbezwingbaren Dämon zeigten. Doch sein neu indoktriniertes Wissen sagte ihm dass dies nur die Macht des Bösen sei, die versuchte ihn auf die Probe zu stellen. Er musste stärker sein, er durfte sich nicht beirren lassen. Er erreichte die Zelle, deaktivierte das Kraftfeld und hob die auf Töten gestellte Pistole. Ein Strahl löste sich und traf Denise mitten ins Herz, zumindest war es das was passieren sollte. Doch nichts geschah; seine Finger verkrampften sich und er sah einen nicht näher definierbaren Schatten der auf ihn zuraste. 'Ich habe versagt!' war das Letzte woran er dachte...

"Steve?"
"Schreien Sie nicht so, ich bin ja nicht taub! - Denise, bist du das? Oh Mann, ich hatte da einen ganz irren Traum, irgend eine außerirdische Macht..."
"Das war kein Traum, Steve, die Meisten hier stehen tatsächlich unter dem Einfluss einer fremden Macht! Dr. Stoal sagte mir bevor auch er unter ihren Bann geriet dass wir es mit einem Kollektiv aus energetischen Lebensformen zu tun haben, die uns allen vorgaukeln das einzig wahre göttliche Wesen zu sein!"
"Ja, ich erinnere mich, auch daran dass ich dich... oh mein Gott, ich wollte dich erschießen!"
"Aber du hast es nicht getan. Wir müssen eine Art Schutzengel haben der uns vor dem Schlimmsten bewahrt und der dich nun zu klarem Verstand gebracht hat!"
"Mit Stoal muss er was Ähnliches gemacht haben, er hat nämlich die Avignon gewarnt, mit einem Sternenflottencode den er eigentlich nicht kennen dürfte! Aber nun scheint er wieder genauso besessen zu sein wie all die Anderen hier; die Avignon befindet sich nun ebenfalls in deren Gewalt!"
"Heißt das wir befinden uns jetzt auf dem Kurs zur Erde?"
"Eigentlich sollten wir das, aber Captain Farif wollte zuerst dass wir das Problem mit... mit Ihnen erledigen! Jetzt wird sie glauben ich hätte sie ebenso verraten wie zuvor Stoal, sie wird versuchen uns beide zu töten!"
Denise half ihm aufzustehen und sie gingen zu einer kleinen Tür, hinter der sich eine Abstellkammer verbarg. "Hier werden wir vorerst unentdeckt bleiben!", flüsterte sie.
"Bist du dir da sicher? Überall auf diesem Schiff wimmelt es von Personen die Farif treu ergeben sind! Und dieser Winzraum sieht auch nicht so aus als ob er gegen Sensorabtastung geschützt wäre!"
"Ich kann Ihnen auch nicht sagen woher ich das weiß, aber hier sind wir wirklich sicher, auf jeden Fall vorerst!"

- - - - -

Für eine Prophetin der die ultimative Erleuchtung zuteil geworden war schien Alina Farif immer nervöser zu werden. Nicht nur dass Gomez versagt hatte - sie hatte irgendwie damit gerechnet - sie konnte ihn und Denise auch nirgendwo aufspüren! Wer oder was auch immer den Beiden half, sie schien seine Macht unterschätzt zu haben. Man hätte sogar sagen können das "einzig wahre Göttliche" hatte diese Macht unterschätzt, aber allein der Hauch eines Gedankens daran wäre pure Blasphemie gewesen und so begann sie den Fehler bei sich zu suchen. War sie am Ende doch überfordert mit der Aufgabe der auserwählten Prophetin? Wollte das einzig wahre Göttliche nun auch ihre Fähigkeiten und ihren Glauben testen?
Schweren Herzens hatte sie schon die Avignon ziehen lassen, deren kommandierender Offizier es nicht erwarten hatte können den einzig wahren Glauben auch im heimischen Sonnensystem zu verbreiten. Mit einiger Genugtuung hatte Farif auch registriert dass Malcolm Dorix den Göttlichen Gesang bereits in Form einer Audiodatei zur Erde geschickt hatte, doch ein Teil von ihr zweifelte daran dass die Verbreitung über reine Audiokanäle wirklich den gewünschten Erfolg haben konnte. Der Besatzung der Avignon hatte sie nur durch die direkte und unmittelbare Präsenz des einzig wahren Göttlichen die Erleuchtung bringen können, und diese Präsenz konnte sich nur in Anwesenheit der auserwählten Prophetin durchsetzen. Und eben diese hatte die Avignon nicht begleiten können da sie hier noch damit beschäftigt war zwei Abtrünnige aufzuspüren und zu eliminieren...

"Sag mal, Denise, kann es sein dass sich hinter diesem schattenhaften Wesen dass uns hilft Tolayon verbirgt?"
"Ich habe keine Ahnung, ich spüre zwar teilweise etwas Vertrautes, aber es könnte ebenso gut Einbildung sein. Dieses Wesen ist zwar stark, aber es hat keine eigene materielle Substanz, es muss wie die Wesen die den Rest hier zu religiösen Fanatikern gemacht haben Einfluss auf ein humanoides Gehirn nehmen um etwas bewirken zu können!"
Eine schwere Erschütterung schüttelte das ganze Schiff durch, eine weitere folgte prompt. "Was soll denn das schon wieder?"
"Sie sucht nach uns, und wie es aussieht nimmt sie dabei das halbe Schiff auseinander!"
"Und dabei befindet es sich streng genommen noch zu 90 Prozent in Besitz von DeltareX!", rief Gomez. Den zwei ersten Erschütterungen folgten noch drei weitere, schwächere, bis gespenstische Stille einkehrte. Dann, ohne Vorwarnung, wurde die Tür zu der winzigen Kammer aufgerissen. Alina Farif stand vor ihnen, ihre Augen glühten in einem strahlenden Blau, wie auch ihr ganzer Körper in einen bläulichen Ton gehüllt war. Aus ihren Fingern stoben blauweiße Blitze und mit donnergrollender Stimme schrie sie: "Ihr Verräter, ihr Blasphemisten, wie könnt ihr es wagen euch der einzig wahren Ordnung zu widersetzen?"
"Ihre Ordnung besteht doch nur in der Unterdrückung des freien Willens, in der Aufzwingung einer bewusst universal gehaltenen Doktrin von einem schwammigen, als 'einzig wahres Göttliche' bezeichnete Wesen, hinter dem in Wahrheit ein Kollektiv aus alles anderen als göttlichen Lebensformen besteht!"
Gomez hätte sich nie und nimmer getraut in diesem gefährlichen Ton mit der besessenen Frau zu sprechen. Denise bekam auch prompt die Quittung als Farif sie am Kragen packte (wobei ihre Fingerspitzen sie noch nicht einmal wirklich berührten) und zu sich auf den Gang hinauszog. Wie eine Puppe schleuderte sie sie an die Wand und wollte sie gerade wieder packen als ein schemenhafte Schatten erschien. Wie aus dem Nichts tauchte er auf, eine gräuliche, praktisch unsichtbare Nebelwolke mit annähernd humanoidem Umriss. Farif sah die Gestalt mit wütendem Blick an und fauchte: "Mich kannst du nicht vom wahren Glauben abbringen, du falsche Schlange, du Dämon der die Seelen der Gläubigen vergiftet!"
Die Wolke verdichtete sich, die Konturen wurden klarer, bis eine Gestalt in einer Art schwarzen Mönchskutte vor der Kommandantin der Borland stand. Als ihr Kopf sich in Richtung der Abstellkammer bewegte konnte Gomez einen lila-violetten Nebel erkennen der sich an der Stelle des Gesichts befand; zwei besonders helle Sterne saßen da wo eigentlich die Augen hätten sein müssen. Eigentlich hätten jetzt nur noch Knochenhände und eine Sense gefehlt und die Erscheinung hätte als eine klassische Inkarnation von Gevatter Tod durchgehen können. Das unheimliche Wesen wandte sich wieder Farif zu und streckte die Hände - oder vielmehr das was wie Hände aussah - nach ihr aus. Die Bewegungen waren so geisterhaft dass ein Mensch ihnen nicht mit den bloßen Augen folgen konnte, und so nahm der Spuk ein beinahe schon enttäuschend schnelles Ende. Das Leuchten in und um Farifs Körper verblasste zusehends und die Frau sank bewusstlos in sich zusammen. Mit äußerster Konzentration konnte Gomez erkennen dass das blaue Leuchten sich nicht einfach in Luft aufgelöst hatte sondern zu einer kleinen, schemenhaften Wolke geschrumpft war die sich in der "Hand" des schwarzen Kapuzenwesens befand. "Ihr wart es die die Geister der Sterblichen vergiftet habt. Begebt euch wieder zurück in eure eigene Dimension!" Die Worte klangen so als würden sie von einem ganzen Chor geisterhafter Flüsterstimmen gesprochen, mit einem Echo das in diesem engen Gang eigentlich nicht möglich sein sollte. Noch ehe Gomez wie auch Denise diese Worte bewusst begriffen hatten waren die Restwolke und das schwarze Wesen verschwunden...

- - - - -

Fast zeitgleich mit dem Fall der "Prophetin" Alina Farif normalisierte sich auch der Zustand der übrigen Personen auf der Watson und der Borland. Ein kurzer Funkspruch bestätigte dass auch die Besatzung der Avignon ebenfalls wieder bei klarem Verstand war. Viele konnten sich gar nicht oder nur bruchstückhaft an die Ereignisse der vergangenen Stunden und Tage erinnern; was Gomez immer noch nicht verstehen konnte war wie schnell und mit welcher (scheinbaren?) Leichtigkeit das geheimnisvolle Kuttenwesen die gegnerischen Entitäten besiegt hatte. Doch bevor er weiter darüber grübeln konnte musste er sich nach Barclays Zustand erkundigen - gottseidank hatte sein Nachfolger Vorsicht walten lassen und sogar das Ehepaar Reed hinzugezogen. Gomez sah sich vollauf darin bestätigt dass er den richtigen als seinen Nachfolger gewählt hatte.
Was nun noch anstand - und daran dachte er mit einigem Horror - war eine Konferenz aller führenden "Offiziere" der Watson, inklusive des Firmenpersonals von DeltareX sowie ein oder zwei Offizieren von der Borland. Zuvor wollte er noch mal mit Denise unter vier Augen sprechen; sie kam in sein Büro und noch ehe er etwas sagen konnte erwiderte sie bereits: "Nein, ich weiß nicht wer unsere geheimnisvolle Retterin gewesen sein könnte. Ich habe allerdings das seltsame Gefühl es handelte sich um ein weibliches Individuum, noch dazu ein sehr altes. Vielleicht Tolayons Mutter oder Großmutter oder gar Urgroßmutter, etwas Vertrautes war in dieser Hinsicht schon da, aber genauere Angaben kann ich wie gesagt leider nicht machen!"
"Na das ist doch schon mal etwas! Könnte es vielleicht sein dass deine Fähigkeiten wieder zurückkehren? Zuerst deine Immunität gegenüber der PSI-Wellen dieser Geschöpfe und dann das gerade eben! Sag bloß du kannst jetzt Gedanken lesen!"
"Nein, Steve, ich bin noch weit davon entfernt die alten Kräfte wieder zu erlangen. Ich scheine lediglich eine Art sechsten oder siebten Sinn für übernatürliche Wesen entwickelt zu haben!"
"Das könnte sich noch als nützlich erweisen! Was mich jetzt noch bewegt sind folgende Fragen: War dieses Wesen deinetwegen hier, quasi als eine Art Schutzengel oder war es hinter diesen Möchtegern-Gott-Matrix her? Und warum hat sie so lange gewartet bis sie selbst aktiv eingegriffen hat und warum ging dann alles so schnell und abrupt zu Ende?"
"Um deine letzte Frage zuerst zu beantworten: Wäre es dir lieber gewesen wenn die Beiden sich einen minutenlangen dramatischen Kampf geliefert hätten bei dem das halbe Schiff zu Bruch gegangen wäre? Für den Lärm den Captain Farif auf der Suche nach uns machte haben wir erstaunlich wenige Schäden zu beklagen. Was die Beweggründe unserer Retterin anging, ich denke sie wäre durchaus imstande gewesen einen von uns in 'Besitz' zu nehmen, wie es diese Geistwesen mit Farif getan hatten. Aber sie wollte uns wohl nicht unnötig in Gefahr bringen und hat daher selbst Gestalt angenommen, wenigstens so weit um etwas gegen die Gegner ausrichten zu können! Vielleicht hat sie deshalb so lange gewartet um ihre Kräfte zu sammeln. Und ihre Anwesenheit, sagen wir sie war sowohl meinetwegen als auch wegen dieser psionischen Parasiten hier. Ich denke wir sollten es dabei belassen und froh sein dass es so schnell und so glimpflich ausging!"

Der Konferenzraum reichte nicht aus um all die Teilnehmer unterzubringen; das Casino, neben den Frachtraum der größte Raum auf der Watson, wurde schnell als Ersatz festgelegt. Von der Borland kamen Sicherheitschef Strawinsky und Erster Offizier Bushfield. "Captain Farif befindet sich auf dem Weg der Besserung, aber sie ist noch zu schwach um selbst an dieser Besprechung teilzunehmen. Sie lässt ihr tiefes Bedauern für den Schaden ausrichten den sie verursacht hatte als sie nicht Herrin ihrer Sinne war. Sie ist eine sehr gläubige Frau, vermutlich wurde sie deshalb als Hauptwerkzeug der Angreifer ausgewählt. Aber sie hat nicht mit dem Radikalismus und Absolutismus am Hut den sie während ihrer... Besessenheit gepredigt hatte!"
"Sie konnte ja nichts dafür, niemand außer Denise hatte die ganze Zeit Kontrolle über seinen oder ihren eigenen Verstand!", bemerkte Gomez und las die Zusammenfassung der vorangegangenen Ereignisse vor. Raimond d'Agostino wurde zusehends kleiner, als der Detektiv seinen Bericht beendet hatte meinte er: "Das... das ist unser Ruin! Wenn das an die Öffentlichkeit gerät wird niemand mehr unsere Schiffe kaufen!"
"Im Gegenteil", warf Dorix ein, "die Watson war das einzige Schiff auf dem Widerstand möglich war, in den engen Gängen des neuesten und modernsten Produkts von DeltareX wurde die entscheidende Schlacht zu unserem und somit auch Ihrem Gunsten ausgetragen!"
Ein Lächeln huschte über das Gesicht des Ausbilders und der anderen anwesenden Firmenleute. "Also von der Seite habe ich es noch gar nicht betrachtet! Mr. Dorix, sie würden einen hervorragenden Werbestrategen abgeben! - Mr. Gomez, dieses mysteriöse Wesen das uns alle gerettet hat, glauben Sie es würde sich für ein Interview oder gar einen Werbespot zur Verfügung stellen?"
Noch ehe Gomez antworten konnte nahm Commander Bushfield ihm die Aufgabe ab: "Ich befürchte diese Angelegenheit darf und wird nicht an die Öffentlichkeit geraten. Wir werden einen detaillierten Bericht an die Sternenflotte schicken, ebenso unsere Kollegen von der Avignon. Nur für das Protokoll, die Person die die Avignon gewarnt hat waren Sie, Dr. Stoal?"
"Ja. Aber die dazu notwendigen Kenntnisse befanden sich nicht in meinem Gedächtnis, nachdem die Warnung abgesetzt wurde konnte ich mich an keine Details mehr erinnern."
"Also verfügt das Wesen das Ihren Verstand vorübergehend kontrollierte über streng geheimes Wissen bezüglich der Kommunikationsprotokolle des Sternenflottengeheimdienstes. Das wird Konsequenzen haben... Meine Herrschaften, ich muss wieder zurück auf die Borland; für alle entstandenen Schäden an der Watson wird die Sternenflotte aufkommen, unser Captain hat geschworen die Summe falls es sein muss aus eigener Tasche zu zahlen! - Ach ja, ehe ich es vergesse, Ms. Whittman, die Psychologen und Ärzte der Sternenflotte dürften sehr interessiert an Ihnen sein. Vor allem was neben Ihrer Immunität gegen diese geistigen Kräfte Ihre mögliche Verbindung zu den Angreifern oder unserem Retter angeht; ich hoffe nur dass Sie..."
"Auf keinen Fall bin ich eine Außerirdische! Wenn dann allenfalls eine... natürliche Mutantin!"
"Das werden wir noch sehen. Ich wünsche noch einen angenehmen Tag, die Herrschaften!"

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Es sah nun ganz so aus als hätten sich alle Probleme in Wohlgefallen aufgelöst. Aber eben nur fast. Steven Gomez war durch die Bemerkung des Commanders bezüglich der Geheimdienstprotokolle beunruhigt; es gab Wesen deren Technologie oder sonstige Entwicklungsstufe der der Menschen weit überlegen war; von ihrem Wohlwollen schien die Zukunft der Föderation abzuhängen. Der Privatdetektiv wagte nicht sich auszumalen was geschehen konnte wenn die Menschheit einmal in Gebiete vordringen würde, die Wesen von ähnlicher Macht wie sie sie bereits kennengelernt hatten als eigenes Territorium betrachteten... Und dann waren da auch noch die Restspuren von Denises einstigen Superkräften. Sie reichten aus um die Aufmerksamkeit der Sternenflotte und ihres Geheimdienstes auf sich zu ziehen, die eine oder andere Begegnung diesbezüglich stand mit Sicherheit noch an.
Gomez war alles in allem froh "nur" ein einfacher Detektiv zu sein und kein Forscher den es in immer entferntere, unbekanntere Gebiete zog. Er hoffte aufrichtig dass Abenteuer wie das vorangegangene sich nicht zu oft, am besten gar nicht wiederholen würden. Nun da die Ausbildung so gut wie zu Ende war - d'Agostino hätte ihnen vermutlich am liebsten sofort die Lizenzen zur Führung eines Raumschiffs gegeben - konnte es bald richtig losgehen, auch wenn ein Bisschen Pause dazwischen nicht verkehrt sein würde. Er versuchte nicht mehr an die (möglichen) Gefahren zu denken und den Ausblick aus dem viel zu kleinen Fenster seines zu engen Büros zu genießen.

 
ENDE

 
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Disclaimer:
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"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.