Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 9: Ping-Pong Temporale

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

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Gewagt, aber auch logisch, auf jeden Fall konsequent war Steven Gomez' Entschluss, sein Geschäft auf mobile Art und Weise in den Weltraum zu verlagern. Was dazu dringend erforderlich war: Ein Schiff, und zwar ein Gutes, schnell, stabil und mit Platz für mindestens zehn Personen. Dank gewisser Verbindungen hatten der Privatdetektiv und seine Mitarbeiter sogar eine beachtliche Auswahl; gleich die zweite Kontaktperson, der Denise Whittman und Malcolm Dorix wie schon ihrem Vorgänger auf Andor begegneten hatte einen fertig gestellten, nagelneuen Prototypen auf Lager. Zwar erfüllte dieser nicht die Platzanforderungen (nur vier Personen passten hinein, nicht mehr), doch die vollmundige Ankündigung des jungen Ingenieurs, sein Prototyp schaffe bis zu Warp 8 machte die beiden Besucher von der Erde doch neugierig. Zusammen mit dem Konstrukteur des Schiffes und einem Piloten machten sie sich auf zu einem Probeflug...

Warp 7 erreichten sie in der Tat ohne Probleme, aber schon ab Warp 7,15 begann alles zu vibrieren, in zunehmend bedrohlicherem Ausmaß je weiter sie beschleunigten. Bei Warp 7,30 befahl der Konstrukteur, Vaid Shren, die Geschwindigkeit zu drosseln und ging selbst nach hinten in den Maschinenraum. Der Pilot, ebenfalls Andorianer, ging wieder zurück auf Warp 6,9. Zwei Minuten später erschütterte plötzlich eine Explosion das Schiff und sie beschleunigten wieder - ohne dass der Pilot etwas getan hätte!
"Bei allen... es lässt sich nicht mehr abschalten!", brüllte er und versuchte vergeblich, Kontakt zum Maschinenraum zu bekommen. Denise machte sich sofort auf um dort hineinzugehen.
"Ich glaube nicht dass Sie da etwas ausrichten können... Nur Vaid weiß genau wie dieser Antrieb funktioniert und er meldet sich nicht!"
"Dann haben wir keine andere Chance... Oder kennen Sie sich etwa damit aus?"
"Nein, ich bin nur Navigator!"
Denise verschwand nach hinten und kurze Zeit später hörte das schreckliche Vibrieren auf. Doch zur großen Überraschung der Beiden im Cockpit Verbliebenen beschleunigte das Schiff immer weiter - Warp 7,99 - Warp 8,0 - Warp 8,2... "Das ist doch nicht möglich, das Material dürfte dieser Belastung nie und nimmer standhalten; laut den Berechnungen von Ms. Zenkovitsch müsste der ganze Kahn jetzt auseinanderfallen!"
"Vielleicht unterstützt das Warpfeld jetzt in irgendeiner Weise die strukturelle Integrität", meinte Dorix.
"Falls ja dann ist Ihre Begleiterin ein Genie!"
Denise kehrte wieder ins Cockpit zurück, mit einem angesichts ihrer erfolgreich verrichteten Arbeit ziemlich bekümmert wirkenden Gesichtsausdruck. "Dr. Shren ist leider tot... die Explosion von vorhin war ein Plasmaventil und er stand offenbar dicht davor..."
"NEEEIIINNN!!!", schrie der Pilot aus Leibeskräften und stürmte in den Maschinenraum.
"Passen Sie auf die Strahlung auf!", rief Denise und übernahm das Steuer.
"Warum haben Sie das Schiff nicht angehalten?", fragte Dorix.
"Es war Shrens sehnlichster Wunsch dass dieser Prototyp die Warp-8-Grenze erreicht. Und dank meiner Hilfe überschreitet er sie nun auch..."
Plötzlich ging ein Ruck durch das Schiff - der Geschwindigkeitsmesser, der nur bis Warp 8,5 ging war schon längst ausgestiegen - und alles wurde seltsam verzerrt und verschoben; ein starker Schwindel überfiel die beiden Menschen im Cockpit und gerade als Dorix kurz davor war sich zu übergeben stoppte das Schiff auf einmal. Es stand nun völlig still, doch die aufleuchtende, von einem schrillen Sirenenton begleitete Überlastungswarnung ließ ihnen keine Zeit zum Verschnaufen: Das Eindämmungsfeld des Warpkerns stand kurz vor dem Kollabieren! Denise wollte sich gerade in den Maschinenraum teleportieren als sie und ihr Begleiter auch schon von einem Transporterstrahl erfasst und weggebeamt wurden...

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Sie materialisierten auf einer Transporterplattform und wurden sogleich von vier Männern in Empfang genommen, die unbekannte Uniformen trugen, aber dennoch irgendwie den Eindruck erweckten als würden sie zur Sternenflotte gehören. Sie führten die beiden Geretteten in eine Krankenstation, wo sie sogleich Injektionen verabreicht bekamen. "Das hilft gegen die Strahlenvergiftung; gottseidank ist sie nur leicht!", meinte der Doktor.
"Was... ist mit unserem Schiff und dem Piloten?", wollte Dorix wissen, dessen Kopf langsam wieder klarer wurde.
"Es explodierte kurz nachdem wir Sie aus ihm herausbeamten; Sie Beide sind die einzigen Überlebenden", meinte ein Mann, der soeben in Begleitung einer Frau Mitte 30 die Krankenstation betreten hatte. Denise fiel sogleich die Waffe auf die der Mann an seinem Gürtel trug - das Design war ihr unbekannt und wirkte gleichermaßen futuristisch und seltsam nostalgisch. Der Bewaffnete blieb an der Tür stehen, während die Frau zu den beiden Gästen hintrat. "Willkommen an Bord, Herrschaften! Dürfte ich erfahren wer Sie sind?"
"Das ist Denise und ich bin Malcolm!", antwortete Dorix.
"Mit was für einem Schiff sind Sie gereist?", fragte die Frau als nächstes.
"Mit einem experimentellen Prototypen, den ein andorianischer Ingenieur entwickelt hatte!", erwiderte nun Denise.
"Und in welchem Bezug war dieser Prototyp experimentell?"
"Das müssten Sie doch selbst gesehen haben!", lautete nun die etwas patzige Antwort. Denise hatte das Gefühl ohnehin schon zu viel verraten zu haben...
"Welches Jahr schreiben wir?"
Diese Frage machte sie nun stutzig. Sie sah sich in der Krankenstation um, es sah aus wie auf einem Schiff oder einer Sternenbasis der Föderation, aber anders als sie es kannte... "2172."
"Wie fühlen Sie sich?"
"Soweit ganz gut... Hören Sie, könnten wir vielleicht Kontakt zur Erde aufnehmen?"
"Das... dürfte sich im Moment als schwierig erweisen. - Bitte betrachten Sie sich als unsere Gäste, Mr. Granger wird Sie in Ihr Quartier begleiten - oder wollen Sie jeder eins für sich?"
"Solange es getrennte Betten gibt dürften wir es schon in einem gemeinsamen Raum aushalten!", meinte Dorix.

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Das Gästequartier war ziemlich beengt, zumal in aller Eile ein Klappbett hinzugekommen war; Malcolm fiel als Erstes der Bildschirm auf dem kleinen Schreibtisch auf: "Wahnsinn, das ist ein Röhrenmonitor! Dabei wurden diese Dinger doch im 21. Jahrhundert alle abgeschafft..."
"Mir ist auch schon aufgefallen dass Vieles hier seltsam nostalgisch wirkt, obwohl wir uns irgendwie doch nicht in der Vergangenheit zu befinden scheinen; ich glaube sogar eher, wenn man die seltsamen Fragen dieser Frau in Betracht zieht dass wir in der Zukunft gelandet sind! Die Waffen, die Kommunikatoren, die Monitore wurden vermutlich im Zuge einer Pseudo-Nostalgiewelle entworfen; man denke nur an die Daedalus-Klasse unserer Zeit!"
Dorix schüttelte sich. "Stimmt, bei diesen Kästen sollen ja auch Röhrenmonitore in den Mannschaftsquartieren stehen... fragen wir doch einfach den Computer!" Er ging zu dem Tisch, wo neben dem Monitor ein klobiger Kasten mit beinahe lächerlich großen Schaltern und Blinklichtern stand (ein paar kleinere Schalter und Tasten gab es auch, aber sie wurden von den "Leuchtbonbons" glatt überstrahlt). Etwas ratlos, welchen Knopf er denn nun drücken sollte, fragte er einfach: "Computer, welches Jahr schreiben wir?"
"Diese Information ist nicht zugänglich", lautete die in einer mechanischen, geschlechtslosen Stimme gegebenen Antwort. Auf dem Bildschirm tanzten ein paar abstrakte Schlieren und Farbmuster...
"Computer, zeig uns eine Zeittafel mit der Geschichte der Föderation!", versuchte nun Denise ihr Glück. Auf dem Bildschirm erschienen die Informationen, die von der Gründung bis ins Jahr 2172 reichten.
"Computer, schreiben wir jetzt das Jahr 2172?", fragte die junge Frau.
"Diese Information ist nicht zugänglich."
"Das werden wir ja sehen...", knurrte Dorix und begann, auf die Tasten und Schalter einzuhämmern. Doch der Computer verweigerte ihm den Zugang in Schrift und Wort; der Computerspezialist wandte sich entnervt an Denise und meinte: "Wir müssen uns tatsächlich in der Zukunft befinden, denn kein System unserer Zeit verweigert mir so gnadenlos den Zutritt! Ich... ich komme mir vor wie ein blutiger Anfänger!"
"Nimm es dir nicht so zu Herzen. Die Leute hier halten uns wohl für zeitreisende Spione, ich möchte wetten dieses Quartier wird solange wir hier sind rund um die Uhr überwacht!"
"Na toll, und was sollen wir jetzt tun?"
"Erst einmal ruhen wir uns aus. Zumindest ich für meinen Teil fühle mich ein wenig erschöpft, ich denke das Klappbett da wird meinen Ansprüchen gerecht..."
"Nichts da, du nimmst das normale Bett, ich bin Dinger wie dieses gewohnt!"

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Das Klappbett war bequemer als es auf dem ersten Blick wirkte - doch Malcolm Dorix fiel es schwer, in dieser ungewohnten Situation einzuschlafen. Ein Albtraum war gewissermaßen wahr geworden, seine Fähigkeiten nützten ihm hier nichts... Doch schließlich übermannte auch ihn der Schlaf.

Als er wieder aufwachte und sich umdrehte, sah er Denise am Terminal sitzen; sie begrüßte ihn sogleich mit den Worten: "Willkommen im Jahr 2257 und an Bord der U.S.S. Enterprise!"
"Häh?"
"Das Flaggschiff der Föderation, Constitution-Klasse, NCC-1701! Kommandierender Offizier ist Captain Christopher Pike, Erster Offizier Commander Iwanka Sellers, die Frau die uns in der Krankenstation gewissermaßen 'verhört' hatte und Chef der Sicherheit Lieutenant-Commander Thomas Granger."
"Wow... Du hast es also geschafft den Computer zur Kooperation zu bewegen?"
"Was dachtest du denn? Dass ich mich von der Technologie des 23. Jahrhunderts an der Nase herumführen lasse? Außerdem habe ich auch noch das Überwachungssystem ausgetrickst."
Er stand auf und rannte zu ihr hin, um sich die weiteren Daten bezüglich dieses Schiffs und seiner Besatzung anzusehen.
"Und was jetzt?", fragte er nach einer Weile.
"Ich werde mich mal ein Bisschen umsehen! Wann kriegt man denn schon die Gelegenheit einen Blick in die Zukunft zu werfen?" meinte sie und verwandelte sich prompt in Hitomi Kendoshi, ihr Alter Ego das offiziell als Außerirdische galt.
"Ich befürchte dieses Gesicht dürfte den Leuten hier schon bekannt sein!"
Sie verwandelte sich in eine Andorianerin mit Hitomis Gesichtszügen.
"Auch keine gute Idee, so fällst du hier auf wie ein bunter Hund!"

Sie probierte noch ein paar andere Identitäten und blieb schließlich bei einer abgewandelten Variante von Julia Zenkovitch, gewissermaßen als eine Art Nachfahrin von ihr.

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Zunächst jedoch schlich sie sich in entmaterialisierter Form in den Maschinenraum, um dort wieder Energie zu tanken (die Verwandlungsspielchen von vorhin hatten sie ziemlich ausgelaugt); dann ging (oder vielmehr schwebte) sie wieder hinaus, nahm in einem unbeobachteten Eck die Gestalt von Julias "Nachfahrin" an und betrat abermals den Maschinenraum, mit einem riesigen PADD bewaffnet. Dieses Ding war eigentlich ebenso ein Witz wie ihrerzeit die Daedalus-Klasse: Klobig, mit leuchtenden Riesenknöpfen und einem Display das nicht größer zu sein schien als bei den insgesamt wesentlich kleineren PADDs des 22. Jahrhunderts. Immerhin war die Auflösung der Darstellung besser, was aber auch nur sie mit ihren verschärften Sinnen bewusst wahrnehmen konnte. So gewappnet sah sie sich im Maschinenraum um, las die Anzeigen von den Teils als mechanische(!!) Zeigeruhren vorhandenen Messinstrumenten ab und machte Notizen auf dem Riesen-PADD.
Da näherte sich ihr ein Mann, wie sie erkannte der Chefingenieur. "Was tun Sie hier, Fähnrich?"
"Der Captain hat mir befohlen ein paar Messungen für ihn persönlich anzufertigen!"
"Wieso denn das auf einmal? Wenn er sich für die Daten unserer Maschinen interessiert soll er sich doch an mich wenden!"
Denise berührte ihn sanft an der Schulter, ein unsichtbarer Energiestrom floss durch seinen Körper bis ins Gehirn... "Es hat schon seine Richtigkeit", sagte sie sanft.
"Sehr wohl, Fähnrich... Machen Sie weiter so... Und grüßen Sie den Captain von mir!" Er ging von Dannen und sie machte sich eine Minute später auf den Weg zur Brücke. Unterwegs traf sie ein paar hektisch wirkende Sicherheitsoffiziere, die offenbar nach ihr suchten - auf jeden Fall hörte sie etwas von "Fremde", "Zeitreisende" und "verschwunden". Sie erzählte ihnen dass sie eine leichte Energieschwankung im Maschinenraum bemerkt hätte und sie, die die Gesuchte natürlich nicht erkannten bedankten sich prompt und rannten zu dem angegebenen Ort.

Auf der Brücke musste sie das kurze Ritual mit dem Handauflegen bei Captain Pike wiederholen, damit er ihren "Bericht" akzeptierte. Commander Sellers beäugte sie misstrauisch - sie hielt sie wohl für ein Flittchen, das wohl eher private als berufliche Interessen an dem Kommandanten der U.S.S. Enterprise hegte. Auch der Wissenschaftsoffizier, Lieutenant Spock, laut Dienstakte ein halbmenschlicher Vulkanier, wölbte beinahe missbilligend die rechte Augenbraue. Doch schon im nächsten Moment widmete er sich wieder seiner Arbeit und verkündete nach zwei Minuten: "Captain, ich empfange eine Subraumverzerrung, nur zwei Lichtjahre entfernt!" Er gab noch die Koordinaten an und Pike beschloss spontan sich diese Verzerrung einmal aus der Nähe anzusehen - schließlich war die Enterprise ein Forschungsschiff!

An den bezeichneten Koordinaten angekommen sahen sie eine Art Loch, aus dem nicht näher definierbare Strahlung zu kommen schien. Nachdem ein Sensorscan nicht viel gebracht hatte beschloss Pike eine Sonde starten zu lassen; diese sendete nach dem Eintritt in die Anomalie ein paar höchst verwirrende Signale und dann herrschte auf einmal Funkstille. Eine halbe Minute später tauchte ein riesiges würfelförmiges Raumschiff aus der Öffnung auf; mit seinen sehr technoiden Oberflächenstrukturen wirkte das Gebilde wie eine fliegende Fabrik. "Wir werden gescannt!", meldete Spock und kurz darauf der Kommunikations-Offizier: "Captain, sie rufen uns!"
"Stellen Sie durch!"
"Wir sind die Borg, wir werden Ihre biologischen und technologischen Eigenschaften assimilieren und den unseren hinzufügen. Senken Sie Ihre Schilde und machen Sie sich bereit. Widerstand ist zwecklos!" Es war ein Chor von mechanischen Stimmen, der diese nicht gerade friedlich klingende Botschaft von sich gab. Noch ehe Pike etwas erwidern konnte materialisierten schon finster aussehende, teils organische Maschinenwesen auf der Brücke. Ein Sicherheitsoffizier zog seinen Phaser (so wurde die Weiterentwicklung der Phasenwaffen genannt) und schoss den Borg der ihm am nächsten stand nieder. Ein zweiter brach gleich darauf ebenfalls funkensprühend zusammen, doch beim dritten prallten die Schüsse wirkungslos an einem Energieschild ab. Er riss dem Offizier die Waffe aus der Hand und dünne Röhrchen schossen aus seiner Hand in seinen Hals; gleich darauf begann sein Gesicht die unappetitlich graue Färbung der Angreifer anzunehmen. Denise fegte ein paar dieser Eindringlinge mit unmenschlicher Kraft beiseite, doch sie bemerkte zu spät den Borg der sich dicht hinter ihr materialisierte und ihr seine Röhrchen in den Hals jagte. Sie spürte wie Nanopartikel in ihren Körper eindrangen und ihn zu übernehmen versuchten; doch sie vermochte sie aus eigener Kraft zu deaktivieren. Trotzdem überkam sie dabei ein kurzes, aber heftiges Schwindelgefühl, das ihr irgendwie bekannt vorkam...

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Im nächsten Augenblick stand sie wieder Seite an Seite mit Dorix auf der Transporterplattform der Enterprise; Offiziere führten sie in die Krankenstation, wo der Doktor ihnen Injektionen verabreichte... "Das hilft gegen die Strahlenvergiftung; gottseidank ist sie nur leicht!", erklärte er dabei.
"Was... schon wieder?", fragte Denise, "was ist mit den Borg, haben wir sie..."
"Welche Borg denn?" meinte der Arzt verwundert. Kurz darauf betraten Sellers und Granger die Krankenstation. Letzterer begrüßte sie sogleich mit den Worten: "Ihr Schiff explodierte kurz nachdem wir Sie aus ihm herausbeamten; Sie Beide sind die einzigen Überlebenden!"
Die Erste Offizierin trat näher an sie heran und fragte sie erneut nach ihren Namen. Wie ihn Trance gab Denise diesmal die Antwort und es folgte das gleiche Spielchen wie ein paar Stunden zuvor, nur dass ihre Antworten diesmal noch patziger ausfielen. Granger begleitete die Beiden anschließend wieder in ihr Quartier und verhielt sich ganz so wie beim ersten Mal.

Kaum waren sie angekommen berührte Denise den Computer und diverse andere Stellen im Quartier. "Ich habe die Überwachung wieder ausgetrickst, wir können also ungestört reden... Sag mal, wie sehe ich aus?"
"So wie immer!"
"Nicht mehr wie dieser Julia-Zenkovitch-artige Fähnrich?"
"Nein! Aber was ist denn hier eigentlich los? Ich sitze hier in diesem Quartier und esse, da geht plötzlich der Alarm los; ich werde ganz unruhig, auf einmal überkommt mich dieses Schwindelgefühl und dann stehe ich wieder mit dir auf der Transporterplattform! Und wer oder was sind 'Borg'?"
"Ich glaube der Grund weshalb wir hier in eine Zeitschleife geraten sind..." Sie zeigte auf den Monitor: "Es war der vierte März 15 Uhr 35, als ich diesen Computer zum ersten Mal voll zugänglich machte. Jetzt ist es der vierte März 13 Uhr 4, also über zwei Stunden vorher!"
"Und was hat es nun mit diesen Borg auf sich?"
"Sehr unangenehme Wesen... Nicht einmal mit der Technologie des 23. Jahrhunderts kann man ihnen wirklich beikommen!" Sie wollte ihm lieber nichts über ihre genauere Natur sagen, da sie wusste wie begeistert Malcolm Dorix von der Idee des kybernetisch verstärkten Übermenschen war. Er könnte unter Umständen auf die Idee kommen sich freiwillig assimilieren zu lassen, aber sie hatte das starke Gefühl dass eine derartige Assimilation nicht ohne verheerende Nebenwirkung ablaufen würde und sie meinte nicht die physischen Veränderungen wie Nanoroboter im Blut oder Implantate im und am Körper...
"Heißt das wir müssen dieses Schiff vor den Borg retten und können dann wieder zurück in unsere eigene Zeit?"
"Ja. Wir müssen die Enterprise retten oder dürfen diese verhängnisvolle Begegnung gar nicht erst zulassen; ob wir dann wirklich wieder zurückkehren können kann ich leider noch nicht sagen..."

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Nachdem sie noch ein Bisschen ausgiebiger recherchiert hatte beschloss Denise die Fähnrich-Nummer im Maschinenraum und auf der Brücke erneut abzuziehen. Sie wusste wann die Enterprise auf die Anomalie und damit die Borg getroffen war bzw. treffen würde, sie musste sich also nicht unbedingt beeilen. Stattdessen probierte sie erst einmal den Nahrungsmittelverteiler (sie hatte noch gar keine normale Nahrung zu sich genommen seit ihrem Eintreffen auf diesem Schiff). Der Verteiler war ziemlich merkwürdig, er produzierte Klumpen in teils schrillen Farben, die aber allesamt gut schmeckten - je bunter, umso süßer oder schärfer (letztere in Gelb-, Rot- und Orange-Tönen).

Nachdem sie das Essen mit einfachem Wasser runtergespült hatte begab sie sich wieder in den Maschinenraum und alles lief genauso ab wie beim ersten Mal. Auf der Brücke war es nicht anders, nur als Spock diesmal die Entdeckung der Subraum-Anomalie bekanntgab wurde sie sichtlich nervös und bat den Captain, nicht dorthin zu fliegen.
"Fähnrich Menkins, Sie brauchen keine Angst zu haben, die Enterprise ist mit den modernsten Sensoren und wenn es sein muss auch Waffensystemen ausgestattet. Nur weil eine Erscheinung als 'Anomalie' bezeichnet wird muss sie nicht gleich eine Gefahr für das Schiff darstellen!"
Nun hätte sie ihn mit einer Berührung ihrer Hand beeinflussen können, aber es wäre doch zu auffällig gewesen wenn Captain Pike auf einmal seine Meinung geändert hätte. So setzte sie sich wie schon zuvor auf einen soeben freigewordenen Platz in Spocks Nähe und wartete nervös, bis sie das Ziel erreichten...

Als sie angekommen waren und die Sonde abgefeuert worden war hielt sie es nicht länger aus: Sie musste etwas tun - also ging sie zur taktischen Station und begann dort die Phaserkanonen und Photonentorpedos scharf zu machen (die Schilde waren schon routinemäßig oben). Sofort versuchten alle anwesenden Sicherheitsoffiziere sie aufzuhalten, aber sie stieß sie einfach beiseite, ebenso Spock. Da erschien auch schon das Kubus-Schiff und sie feuerte was die Enterprise hergab; die Schäden an dem Raumfahrzeug der Borg waren beachtlich, aber es schien immer noch manövrierfähig zu sein. Zudem sah es so aus als würde der Kubus sich zusehends von selbst reparieren und zu allem Überfluss erwiderte er das Feuer aus allen intakten Rohren, mit verheerenden Folgen für die Enterprise. Die Eindringlinge materialisierten diesmal ohne Vorwarnung und verhielten sich noch aggressiver.

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Wie erwartet begann die Zeitschleife wieder auf der Transporterplattform und auf der Krankenstation wurde ebenfalls das schon bekannte Programm abgespielt. Doch als nun die Fragerei begann nannte Denise zur Abwechslung das aktuelle Jahr in dem sie sich befanden: 2257.

Abermals wurden sie in ihr Gästequartier geführt und abermals deaktivierte Denise die Überwachung (konkret gesagt speiste sie falsche Bilder und Audiosignale ein, da eine komplette Deaktivierung einen sofortigen Alarm ausgelöst hätte). Dorix beschwerte sich prompt dass der letzte Durchgang der Zeitschleife weitaus ruppiger geendet hatte als der erste.
"Ja, ich weiß, mir sind da die Nerven durchgegangen... Ich habe einfach alles auf die Borg gefeuert was wir hatten, ich meine was die Enterprise hatte. Immerhin konnte ich so ein paar interessante Fakten über ihre wahre Stärke erhalten. Ihr Schiff ist würfelförmig, es scheint keine konkret ausgeprägten Bereiche wie Brücke, Maschinenraum und Dergleichen zu geben, sondern alles Systeme scheinen mehr oder weniger gleichmäßig verteilt zu sein. Die Borg selbst scheinen so etwas wie ein Kollektivbewusstsein zu haben, sie alle bilden ein Netzwerk..."
"Welcher Art? Etwa kybernetisch?" Malcolms Augen leuchteten erwartungsvoll.
"Ja, aber deinem Traumbild dürften sie wohl nicht entsprechen. Ich habe diesmal die Deaktivierung der Nanoroboter die einer dieser Cyborgs in meinen Körper gepumpt hatte hinausgezögert und ein mächtiges Kollektivbewusstsein gespürt in dem jegliche Individualität unterdrückt wird."
"Du meinst sie sind wie Zombies? Techno-Zombies gewissermaßen? - Bitte, Denise, könnte ich diesmal auf die Brücke?"
"Naja... Wie willst du das anstellen? Du kannst nicht so einfach eine neue Identität annehmen wie ich!"
"Ich habe da schon eine Idee, hör zu..."

Und so wurde er zehn Minuten später von zwei Sicherheitsleuten auf die Brücke geführt.
"Captain Pike", sprach er unaufgefordert, "Denise und ich sind Zeitreisende aus dem 25. Jahrhundert, wir sind gekommen um Sie zu warnen! In ein paar Stunden wird Ihr vulkanischer Offizier eine Subraum-Anomalie in drei, nein zwei Lichtjahren Entfernung entdecken! Sie werden Kurs darauf setzen um sie zu untersuchen, aber Sie werden auf Wesen treffen die so anders sind dass jegliche Bemühungen diplomatischen Kontakt herzustellen zum Scheitern verurteilt sein werden. Sie werden die Enterprise vernichten, nein schlimmer noch, sie sich einverleiben und ihre Crew auf eine Weise versklaven die ich lieber nicht beschreiben möchte!"
"Das sind beunruhigende Worte, Mr. Dorix, aber wie mir meine Nummer Eins gesagt hat sind Sie laut historischer Datenbank ein Computerexperte aus dem 22. Jahrhundert!"
"Ach das... Nun ja, dort habe ich mich auch eine zeitlang aufgehalten, es ist gewissermaßen mein Lieblingsjahrhundert, denn dort hat ja alles angefangen mit der Föderation!"
"Nun, wir werden ja sehen ob Ihre Vorhersage bezüglich Mr. Spocks Entdeckung sich bewahrheiten wird. Sollte dies geschehen werden wir Sie sofort wieder holen!" Pike befahl den Sicherheitsleuten ihn wieder zurück in sein Gästequartier zu bringen.

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Nun hieß es abwarten - und tatsächlich wurde Dorix ein paar Stunden später wieder auf die Brücke geholt; Denise zog es vor im Quartier zu bleiben.

"Ihre Vorhersage bezüglich der Entdeckung scheint sich bewahrheitet zu haben!", bemerkte Pike.
"Ich habe es Ihnen doch gesagt! Und jetzt halten Sie sich schön von der Anomalie fern."
"Ich glaube kaum dass dies der richtige Weg wäre; wenn das was uns dort erwarten würde wirklich so gefährlich ist könnte ein anderes, möglicherweise weniger gut ausgestattetes Schiff auf diese Fremden treffen. Ich möchte Sie daher bitten mir alles zu sagen was Sie über diese Wesen wissen!"
Daran hatte Dorix nicht gedacht. Es schien in der Tat logisch, sich dieser Gefahr zu stellen, wenn man das best ausgestattete Schiff der Föderation war. "Äh... Ihre Absichten mögen zwar ehrenhaft sein, aber die Menschheit ist einfach noch nicht bereit für einen derartigen Gegner! Nicht einmal all Ihre Waffen zusammengenommen könnten ihn aufhalten. Und die... Temporale Direktive verbietet mir Ihnen mehr Wissen über die Zukunft beizubringen als unbedingt nötig!"
"Heißt das Sie können uns nicht einmal sagen ob diese Unbekannten eine Gefahr für Andere darstellen?"
"Nun ja, ungefährlich sind sie sicher nicht, aber auch die Enterprise ist nicht in der Lage ihnen auf diplomatischem oder militärischem Weg zu begegnen!"
"Wann genau wird der Angriff erfolgen?"
"Kurz nachdem Sie eine Sonde in die Anomalie hineingeschickt haben!"

Der Captain ließ Kurs setzen - direkt auf die Verzerrung, mit Maximum Warp - und ließ gleich nach Ankunft und ersten Sensorscans einen Funkspruch absetzen: "Hier spricht Captain Christopher Pike vom Föderationsraumschiff Enterprise! Wir wissen dass Sie sich in dieser Anomalie verstecken. Unsere Mission ist friedlicher Natur, wir sind Forscher, die den gewaltlosen Erstkontakt zu fremden Spezies wünschen!"
Als Antwort kam der Kubus zum Vorschein und die kollektive Assimilationsansage der Borg erklang über die Lautsprecher. Pike versuchte die friedlichen Absichten der Föderation noch einmal klar zu machen, da materialisierten die Maschinenwesen schon auf der Brücke...

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Und wieder ein neuer Anfang. Wie schon die Male zuvor auf der Transporterplattform, gefolgt von einem Besuch auf der Krankenstation und anschließender Zuweisung des Gästequartiers...
Weitere vier Mal lief die Zeitschleife nach Dorix' fehlgeschlagenem Versuch die Enterprise zu retten ab - jedesmal erfolglos. Beim insgesamt sechsten Durchlauf blieben sie die ganze Zeit in ihrem Quartier und gaben sich ihrer soeben entdeckten leidenschaftlichen Ekstase füreinander hin; das Wissen dass bald alles wieder von vorne anfangen würde konnte einen ziemlich sorglos und ungehemmt machen.

Beim insgesamt achten Durchlauf durchstreifte Denise in entmaterialisierter Gestalt das ganze Schiff. Pikes Bemerkung beim dritten Durchlauf, die Borg könnten eine Gefahr für die Föderation und Andere darstellen hatte sie daran gehindert die Begegnung mit ihnen durch Sabotage des Antriebs zu verhindern. Wenn dann müsste man viel eher die Anomalie schließen noch bevor die Borg überhaupt eine Chance haben würden ihre Öffnung zu durchqueren.
Gerade hatte sie wieder die Gestalt des jungen Fähnrichs angenommen, als sie eine Präsenz verspürte. Es war kein Mensch oder ein anderes humanoides Wesen, es schien körperlos zu sein, ein Schemen, ein Schatten, dessen Gegenwart sie wohl auch die Male zuvor verspürt haben mochte, aber nur nicht bewusst wahrgenommen hatte, da sie diese leicht unangenehme Empfindung für die "normale" Aufregung und den Stress angesichts der anomalen Situation gehalten hatte. Nun lauschte sie etwas widerwillig ihren übernatürlichen Sinnen, aber der Schemen wurde nicht greifbarer.
Sie dachte darüber nach was für Möglichkeiten sie hatte um diese Anomalie zu verschließen, musste aber einsehen dass diese Aufgabe selbst ihre beeindruckenden Fähigkeiten überstieg, zumindest hatte sie keine Ahnung was sie tun konnte beziehungsweise sollte. Und das Phantom schien immer noch da zu sein, wie ein beängstigender Gedanke den sie ins Unterbewusstsein gedrängt hatte, nur dass diese Wahrnehmung definitiv von Außen kam. Denise schauderte.

Sie betrat einen kleinen Raum, offenbar eine Abstellkammer für Reinigungswerkzeug (ein so großes Schiff wie die Enterprise wollte regelmäßig geschrubbt werden). Ausgerechnet hier sollte sich die stärkste Konzentration dieser unheimlichen Präsenz befinden? Doch es war in der Tat so. Sie nahm ein leuchtendes Schimmern wahr, eine perfekte Kugel aus weißen, fäden- bis wolkenartigen Strukturen und mit einem verlaufendem Rand, einer Art Halo versehen. Das Innenleben dieser energetischen Lebensform (zumindest in diese Richtung schien sich die Erscheinung zu bewegen) war in ständiger, pulsierender Bewegung, ebenso veränderte der Rand seine Dicke und Leuchtkraft. Doch das eigentliche Kugelgebilde in dem sich das pulsierende Wirrwarr befand blieb dabei stets konstant. Merkwürdigerweise war das Unheimliche an diesem Etwas bei Weitem nicht so stark wie die Faszination und die Neugier welche es in Denise hervorrief.
'Du hast mich also gefunden, Sarah!' Die Stimme echote form- und geschlechtslos, aber klar zu verstehen in dem Kopf der jungen Frau herum.
"Wer... oder was.... bist du? Woher weißt du meinen alten Namen?"
Statt eine Antwort zu geben begann die leuchtende Kugel nun zu summen, man konnte sogar sagen singen, ein Chor aus fremden Harmonien machte sich Denises Kopf breit, der zu einem immer dichteren Chaos anschwoll; gleichzeitig schien die Kugel sich zu vergrößern, weitaus mehr als es die Ausmaße dieses kleinen Raumes hätten zugelassen. Oder war es Denise die schrumpfte?

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Das Dröhnen ließ nach und sie öffnete die Augen. Sie befand sich auf einer Wiese, an einem Ort der ihr nur allzu vertraut vorkam - und sie sah einen Menschen, der ihr ebenso bekannt vorkam. Es war ihr Großvater, der vor fünf Jahren (von ihrer eigenen Zeitepoche aus gesehen) gestorben war.
"Sarah, da bist du ja! Träumst wohl selbst am helllichten Tag von den Sternen?", fragte er lachend. Seine warmherzige Art, sein liebevolles Wesen - wie sehr hatte sie ihn vermisst! Sie rannte auf ihn zu und umarmte ihn. "Grandpa, willst du nicht zusammen mit mir zu den Sternen reisen und dich mit dem Transporter von Ort zu Ort beamen?" Sie war wieder elf Jahre alt, die unbeschwerte Zeit des Kindseins hatte sie wieder.
"Also wirklich, Sarah, das klingt zwar sehr vielversprechend, aber dort gibt es so viel Unbekanntes, von dem ich gar nicht weiß ob es mir gefallen würde oder nicht! Und vom Beamen möchte ich gar nicht erst sprechen, ich müsste vor jedem Mal jeden Knochen einzeln nummerieren!"
"Ach Grandpa, ich sehe schon du wirst alt, aber ich habe dich trotzdem noch sehr, sehr lieb!"
Dann lachten sie Beide und tollten über die Wiese. Erst nach einer Weile meldete sich eine Ecke in ihrem Unterbewusstsein, die ihr sagte dass dies alles nicht real war. Sie befand sich im 23. Jahrhundert, gefangen in einer Zeitschleife und jeden Moment griffen die Borg wieder an...

"Nein! Du bist nur eine Erinnerung, du bist vor fünf Jahren gestorben und auch die Sarah die du kanntest existiert jetzt nicht mehr. Ich bin Denise Whittman und ich muss die Zukunft retten!" Mit diesen harschen Worten stieß sie ihn von sich. Alles um sie herum zersplitterte, wie ein Trugspiegel der von einem Stein getroffen wurde. Dahinter wurde ein Wabern aus weißen, teils auch hellrosanen und hellvioletten Fäden und Wolken sichtbar. Ein normaler Mensch hätte in einer derartigen Umgebung ziemlich schnell den Verstand verloren, aber sie nahm einfach ebenfalls ihre energetische Form an und ließ das fremde Gewirr sie umspielen.
'Du bist eine sehr beeindruckende Lebensform, Sarah! Oder ziehst du es vor "Denise" genannt zu werden?'
'Letzteres. Wer oder was seid ihr? Was habt ihr mit der Zeitschleife und dem Auftauchen der Borg zu tun?'
'Fragen... Deine Neugier ist typisch menschlich, auch wenn du nun ein höheres Wesen bist! Wir kennen den der dich zu dem gemacht hast was du jetzt bist, und wir kennen Seinesgleichen... Mächtige Wesen, aber um in eurem Universum agieren zu können brauchen die meisten von ihnen Körper aus Materie und Technologie, die sie mit der nötigen Energie versorgt, um ihre sogenannten "Wunder" zu vollbringen!'
'Und wer seid ihr?'
'Müsst ihr denn immer für alles einen Namen haben? Dir sei aber Folgendes gesagt: Einst hatten auch wir Körper die dem deinen sehr ähnlich waren. Aber schon vor Äonen von Jahren haben wir uns dieser primitiven Hüllen entledigt und existieren seitdem nur noch als purer Geist!'
'Also seid ihr wohl wieder mal die übliche "wir-waren-auch-mal-wie-ihr"-Superrasse aus purer Energie?'
'So viele von uns gibt es nicht. Aber wir streben danach primitiven Humanoiden eine andere Daseinsform zu ermöglichen, ihnen zu helfen ebenfalls auf eine höhere Ebene zu gelangen! Die Borg haben es uns in dieser Hinsicht besonders angetan: Sie sind zwar aus Materie, streben aber stets nach Perfektion und werden aller Wahrscheinlichkeit nach schneller aufsteigen als andere Völker! Und ihr kollektives Bewusstsein entspricht unserer Gemeinschaft der Gedanken. Dass du nun hier bist, noch dazu in einer Zeitschleife gefangen, damit hatten wir nicht gerechnet. Aber nun da du hier bist möchten wir dich dazu ermutigen dich den Borg anzuschließen, ihr Kollektiv mit deinen einzigartigen Fähigkeiten zu bereichern und sie damit auf eine höhere Daseinsebene zu heben!'

Denise nahm wieder ihre menschliche Gestalt an und fuhr nun verbal fort: "Ihr habt doch 'nen Knall! Wollt ihr wohl allen Ernstes dass die Menschen und alle humanoiden Völker der Galaxis assimiliert werden, damit ihr einen neuen kollektiven Spielkameraden habt? Wir sind stolz auf unsere Individualität, warum wartet ihr nicht einfach ein paar Tausend oder Millionen Jahre bis wir uns von alleine so weit entwickelt haben?"
'Wie kann man nur stolz auf eine solch eingeschränkte Existenz sein? Gerade du müsstest doch am besten verstehen was es heißt, nach mehr zu streben, nach der Vollkommenheit zu greifen...'
"Sicher stellt das Streben nach Höherem einen essentiellen Charakterzug der Menschen dar, aber doch nicht auf so eine rabiate Weise wie durch eine Borg-Assimilation! - Und ehe ihr noch danach fragen solltet: Ich bin nicht bereit euch eurer 'Gemeinschaft der Gedanken' anzuschließen, weil dies ebenfalls einer Assimilierung gleichkäme, wenn auch auf anderem Niveau!"
'Aber...'
"Nein! Kapiert es doch endlich, wir wollen erst mal noch ein paar Jahrhunderte unsere Individualität genießen, bevor wir bereit sind unser Wesen, unsere Gedanken mit denen Millionen, Milliarden Anderer zu teilen beziehungsweise zu vereinen!"

- - - - -

"Denise... Denise!"
"Schrei nicht so, ich hör dich ja! Was... was ist denn passiert?" sie blickte sich um. Sie lag im Bett ihres gemeinsamen Gästequartiers auf der Enterprise...
"Du hast dass Bewusstsein verloren als die Zeitschleife diesmal wieder begann. Die Borg waren diesmal noch schlimmer als zuvor, sie sind sogar mitten hier in diesem Quartier materialisiert! Wo warst du?"
"Oh... Wenn ich das wüsste, mir brummt noch der Schädel!" Sie stand schwankend auf und berührte das Terminal auf dem Tisch. Doch nichts geschah. Sie versuchte es erneut, konzentrierte sich mit äußerster Anstrengung - aber vergebens. "Diese elenden... Sie haben mir meine Kräfte geraubt!"
"Wer?"
"Ich erinnere mich wieder, es waren körperlose Energiewesen, die allen Ernstes behaupteten eine Assimilierung durch die Borg könnte die Menschen in ihrer Entwicklung zu immateriellen Geistwesen fördern, quasi um eine höhere Stufe der Existenz zu erreichen!"
"Autsch... Da ist mir das althergebrachte Yoga doch um Einiges lieber! Nicht dass ich etwas gegen eine direkte mentale Netzwerkverbindung zu Gleichgesinnten hätte, aber sein Bewusstsein mit Tausenden, wenn nicht gar Millionen Anderer teilen? Nein danke!"
"Sinngemäß habe ich fast dasselbe geantwortet, und zum Dank haben sie mich wieder in meine frühere menschliche Existenz zurückgeworfen - und was bin ich schon ohne meine besonderen Fähigkeiten?"
"Ein ganz besonderer Mensch. Ich weiß nicht ob und wann deine Kräfte wieder zurückkehren, aber wenn dies nicht geschehen sollte bist du nicht automatisch wertlos! Du kannst auch so Viel bewirken, das weiß ich! Und ich bin bereit dir dafür soviel von meinem Wissen zu vermitteln wie du brauchst! - Waren diese körperlosen Lebensformen eigentlich Artgenossen dieses Typen dem du diene Kräfte verdankst?"
"Ich denke nicht, und das gibt mir noch Hoffnung..."

- - - - -

Ganz ohne Verwandlungstricks musste Denise sich unter dem Vorwand, eine Zeitreisende aus der Zukunft zu sein Zugang zur Brücke erbitten. Sie erzählte nichts von der drohenden Gefahr, teilte dem Captain aber mit dass ihnen eine historische Begegnung bevorstünde und sie diese gerne noch einmal hautnah miterleben wollte. Pike sah sie fragend an und schlug ihr vor, sich lieber zurück in ihr Quartier oder besser noch gleich auf die Krankenstation zu begeben.
"Machen Sie sich nur keine Sorgen, Captain, ich mache in der letzten Zeit nur ziemlich viele Reisen durch eben diese Zeit..."
Spock wölbte die Augenbraue. "Dann sind Sie wohl so etwas wie 'Zeit-Touristen'?"
"Ja, das ist so üblich bei uns, nur geben wir uns so gut wie nie zu erkennen. Und selbst wenn wir wie hier durch einen Unfall enttarnt werden geben wir nur so Wenig wie möglich über uns und unsere Zeit preis!"

Sie näherten sich der Anomalie, auch Dorix war nun auf der Brücke. Fast schon apathisch warteten die beiden Zeitreisenden auf das Auftauchen der Borg - doch stattdessen schloss die Anomalie sich plötzlich wieder! Spock konnte sich keinen Reim darauf machen und als die gesamte Brückenbesatzung das Grinsen im Gesicht der Besucher sah war die Verwirrung perfekt. "Das war nun das historische Ereignis?", fragte Pike teils amüsiert, teils ratlos.
"Nun ja... Streng genommen ist das Ausbleiben jenes Ereignisses ein gutes Zeichen! Wir können Ihnen leider nicht sagen was es gewesen wäre, aber seien Sie froh dass es nicht soweit gekommen ist - die Föderation und speziell die Menschheit wären nämlich noch nicht soweit gewesen für das was beinahe geschehen wäre!"
Kaum hatte Denise diese Äußerung von sich gegeben umgab sie von einer Sekunde auf die nächste das bereits vertraute Wabern.
'Wir haben über deine Worte nachgedacht und sind zu dem Schluss gekommen es doch langsamer angehen zu lassen. Aber es wird schon noch zu einer Begegnung mit den Borg kommen, schon in 100 Jahren von der gegenwärtigen Zeit an, was für uns nur ein Wimpernschlag ist! Dann werden die Menschen und ihre Verbündeten aber auf sich alleine gestellt sein.'
Noch ehe sie nach dem Verbleib ihrer Kräfte fragen konnte erklang wieder der sphärische Gesang, der lauter und lauter wurde...

- - - - -

Langsam kam Dorix wieder zu sich. Er stöhnte und fasste sich an den Kopf. "Was... was ist denn passiert?"
Auch Denise konnte sich an nichts mehr erinnern, zumindest nicht an die Zeitreise... Doch sie spürte deutlich dass etwas nicht stimmte, ihre Kräfte schienen sie verlassen zu haben... vielleicht war es auch nur eine vorübergehende Erschöpfung? Auf jeden Fall wollte sie ihren Kameraden nicht beunruhigen. Sie dachte angestrengt nach und dann kam die Erinnerung auch schon wieder, sie sah das Cockpit des experimentellen Warp-Schiffs vor ihrem geistigen Auge, sah wie alle Alarmsignale losgingen und auch wie sie gerettet wurden... "Erinnerst du dich nicht mehr? Der Antrieb des andorianischen Schiffes, dieses Hochgeschwindigkeits-Prototypen ist aufgrund einer Überlastung explodiert!"
"Ja, jetzt kehrt mein Gedächtnis langsam wieder zurück... Ich erinnere mich wieder an die Überlastung, aber nicht so sehr die Explosion - was ist mit den beiden Andorianern? Und wo sind wir hier?"
"Die Andorianer haben es nicht geschafft, Shren war ja schon längere Zeit bevor das Schiff explodierte tot! Gottseidank hat ein tellurischer Frachter uns noch rechtzeitig rausgebeamt..."
"Ein Hoch auf die Tellurier! Aber bevor wir uns weiter nach einem geeigneten Schiff für Steves Weltraum-Detektei-Projekt umsehen sollten wir erst einmal Pause machen, ich fühle mich als hätte ich tagelang nicht richtig geschlafen!"
"Genau das wollte ich auch gerade vorschlagen. Der Captain war übrigens hier, kurz bevor du wieder aufgewacht bist und er meinte dass wir in einer halben Stunde den Kurs eines Frachters, der sich auf Andor zu bewegt kreuzen werden!"
"Das hört sich doch nicht schlecht an", gähnte er, "weck mich wenn wir da sind..." Nur wenige Sekunden später fing er an zu schnarchen.
Denise berührte eine in die Wand des Frachtraums eingelassene Konsole um so mit dem Schiffscomputer in Kontakt zu kommen, doch wie befürchtet klappte es nicht, egal wie sehr sie sich auch anstrengte. Was war nur mit ihr geschehen? Hatte Tolayon es sich nun doch wieder anders überlegt? Ihre Hände waren schwarz, sie war also immer noch Denise Whittman. Aber war sie auch noch die mittlerweile unverzichtbar gewordene Hilfe für Steven Gomez? Hatte es jetzt eigentlich noch Sinn, den Plan mit der fliegenden Weltraum-Detektei in die Tat umzusetzen? Sie fühlte sich mit einem Mal unglaublich hilflos, ja regelrecht nackt...

 
ENDE

 
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Disclaimer:
STAR TREK wurde von Gene Roddenberry entworfen und ist eingetragenes Markenzeichen von Paramount Pictures; die Rechte liegen bei dieser Firma.

"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.