Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 7: So Fremd und doch Vertraut

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

* * * * * * * *

 
Es war mitten in der Nacht und doch nicht finster; die beiden Vollmonde spendeten genügend Licht um Wanderer nicht vom Weg abkommen zu lassen. Doch in dieser Gegend war trotz des seltenen Ereignisses nicht viel los; lediglich aus dem mächtigen Schloss trat eine Gestalt, überquerte die Zugbrücke, die über den Wassergraben führte und ging in den angrenzenden Wald. Es war eine Frau, humanoid, ja sogar vollkommen menschlich, zumindest dem Äußeren nach. Sie hatte einen Korb bei sich und eine Sichel, mit der sie ausgewählte Kräuter und Pflanzen erntete. Dabei summte sie ein ausgesprochen fröhliches Lied vor sich hin, bis sie ein Rascheln in den Büschen bemerkte. Zuerst hielt sie es für den Wind, denn es wehte eine leichte, angenehme Brise. Doch dann kam es wieder, stärker vernehmbar als zuvor. "Wer ist da?", rief sie und hielt kurz inne. Als sie keine Antwort erhielt nahm sie ihre Tätigkeit wieder auf, doch da raschelte es erneut - diesmal in ihrer unmittelbaren Nähe! Sie zog einen kleinen Wurfdolch unter dem Gürtel ihres Kleids hervor. "Komm raus, wer auch immer du sein magst!"

Stille. Angestrengt spähte sie in die Nacht, die in den Tiefen des Waldes auch nicht von den Doppelmonden beleuchtet wurde und lauschte.
Da! Es kam von hinten. Schnell wirbelte sie herum und schmiss zielsicher das Messer. Es gab ein kaum wahrnehmbares dumpfes Geräusch, wieder ein Rascheln und aus den Büschen vor ihr trat ein junger Mann. Er wirkte ebenfalls menschlich, bis auf die dekorativen Pigmentflecken die an den Seiten seines Gesichts und des Halses entlang verliefen. Er hielt seine rechte Hand hoch, in der der Dolch steckte, doch kein Tropfen Blut rann aus ihr. "Wie ich sehe hast du deine Treffsicherheit seit meinem letzten Besuch sogar noch verbessert!", bemerkte er anerkennend.
"Tolayon!", rief die junge Frau und wollte ihm schon um den Hals fallen, doch er gebot ihr mit der unversehrten Hand Einhalt und zog die Klinge aus seiner rechten. Nach wie vor war kein Blut zu sehen und die Wunde verheilte so schnell als ob sie nie dagewesen wäre. Er gab ihr den blitzsauberen Dolch zurück, den sie sogleich wieder unter ihre Gürtel steckte. Dann schmiss sie sich ihm um den Hals, er wirbelte sie fast vier Meter hoch durch die Luft und fing sie wieder auf. Dabei sah er etwas und wurde sogleich ernst. "Dieser Ring an deinem Finger, es ist nur einer, eher schlicht - heißt das du..."
"Ja!", verkündete sie freudestrahlend, "ich habe endlich die Liebe meines Lebens gefunden, kurz nachdem du gegangen warst! Wir sind jetzt seit zwei Monaten glücklich verheiratet."
"Das... freut mich für dich, Esmeralda. Dabei hattest du mir damals noch vorgejammert dass du nie jemanden finden würdest!"
"Höre ich da einen Hauch von Eifersucht in deiner Stimme?"
"Eifersüchtig? Ich? Auf einen Sterblichen? Denn ich nehme an er ist ein Sterblicher... Ich könnte dir so viel mehr bieten, Unsterblichkeit, ich könnte dir Orte zeigen die nie..."
"Und du bist doch eifersüchtig!", lachte sie, "ich muss gestehen dass deine Angebote immer sehr verlockend klingen aber die Gründerinnen dürften etwas dagegen haben."
"Hast du schon vergessen dass eine von ihnen meine Mutter und die andere meine Lehrmeisterin ist? Ich könnte sie leicht dazu bewegen in diesem Fall eine Ausnahme zu machen!"
"Ich warne dich, führe mich nicht in Versuchung! Ich bin glücklich so wie es jetzt ist..." Sie blickte verträumt gen Himmel, vorbei an den hell leuchtenden Monden hinauf zu den Sternen.

"Die Menschen aus der Heimat deiner Vorfahren haben inzwischen die Fähigkeit, aus eigener Kraft zu den Sternen zu reisen!", bemerkte Tolayon nach einigen Minuten des Schweigens.
"Wirklich? Dann werden sie uns bald besuchen kommen, diese Menschen von..."
"...der Erde? Nein, so schnell nicht, sie vermögen sich zwar schneller als das Licht fortzubewegen aber um ohne weitere Hilfe zu diesem Ort hier zu reisen bräuchten sie trotzdem Tausende von Jahren. Es gibt eine Passage, die diese Reise auf sieben Tage verkürzt, aber nur wahrhaft verlorene Seelen dürfen sie betreten und ihr Eingang liegt in einem Gebiet in dem die Menschen sich nicht aufhalten dürfen!"
"Haben die Gründerinnen es ihnen verboten? Soweit ich weiß sollen ein paar verlorene Seelen in der Tat schon aus eigener Kraft die Passage durchquert haben um hierher zu kommen, mit einer Art Himmels-Schiff, das war vor fast 20 Jahren!"
"Es werden vermutlich noch mehr werden, auch wenn der Eingang zur Passage jetzt in einem verbotenen Territorium liegt! Das Verbot wurde allerdings von den Menschen selbst auferlegt, in einem Friedensvertrag, nachdem sie sich jahrelang mit einer anderen sterblichen Spezies bekriegt hatten wurde ein Kompromiss geschlossen und eine sogenannte Neutrale Zone etabliert, die keine der beiden Seiten betreten darf!"
"Wissen diese ehemaligen Feinde der Menschen von der Passage und dieser Welt?"
"Wenn dann nur Gerüchte. Die Passage selbst verbirgt sich vor jenen die nicht wahrhaft verloren sind! - Aber wie dem auch sei, es stehen einige Veränderungen bevor. Auch ohne den Einfluss der neu hinzu gekommenen Bewohner hätte das Industrie-Zeitalter hier Einzug erhalten, die Gründerinnen werden dafür sorgen dass der Fortschritt langsam vor sich geht und nicht die ursprüngliche Seele dieser Welt zerstört wie es auf der Erde der Fall war!"
"Heißt dass zu schneller Fortschritt ist schlecht?"
"Wenn die Vernunft der Menschen nicht mitwächst durchaus! Viele Kriege, viele Katastrophen konnten erst durch den Fortschritt ihre grauenhafte Wirkung entfalten. Nur nach und nach erholten sich die Menschen und kamen zur Vernunft, aber da war es fast schon zu spät! Nun scheinen sie endlich auf den richtigen Weg zu sein, sie haben sich mit anderen sterblichen Völkern zu einem Weltenbund zusammengeschlossen und dringen immer tiefer in die unendlichen Weiten des Alls vor."
"Dann werden sie vermutlich doch eines Tages hierher kommen und uns besuchen... wäre es denn nicht möglich dass jemand von hier zur Erde reisen und sie besuchen kann? Werden wir uns eines Tages auch schneller als das Licht fortbewegen?"
"Zu deiner ersten Frage: Die Gründerinnen verbieten das. Kein Bewohner Góthicas darf die Welt seiner Vorfahren sehen, es bestünde die Gefahr dass die falschen Leute von uns erführen und dann Wege finden hierher zu reisen und dieses wahr gewordene Utopia in seinem Gleichgewicht zu stören. - Zu deiner zweiten Frage: Auch in diesem Teil des Weltraums gibt es viel zu erforschen, ich bin zuversichtlich ihr werdet nach und nach eure eigenen Schritte in diese Richtung machen! - Wohlan, ich werde mich jetzt wieder von Dannen machen..."
"Aber Tolayon, wilst du nicht wenigstens noch für ein paar Minuten mit ins Schloss kommen?"
"Ein andermal, Esmeralda, ein andermal!"

- - - - -

Eine andere Galaxie, eine gottverlassene Welt... Vielerorts waren Überreste von antiken Tempeln und anderen altertümlichen Gebäuden zu sehen, doch die ursprünglichen Bewohner schienen den Planeten schon vor Jahrtausenden verlassen zu haben. Oder waren sie ausgestorben?

Eine Ausnahme gab es jedoch. Eine einsame Gestalt saß auf den Thron eines noch intakten Tempels, sie sah aus wie ein männlicher Erdenmensch südländischer Abstammung und war passend zur Architektur in altgriechisch wirkende Gewänder gehüllt.
Da näherte sich eine weitere Gestalt, in voller schwarzroter Rüstung. Der Mann auf dem Thron stand auf und rief: "Ein Wanderer, der sich hierher verirrt? Sag wer bist du, etwa Ares, der alte Kriegstreiber, oder Hephaistos? Bei all dem Metall das deinen Körper und dein Antlitz bedeckt kann ich gar nichts erkennen!"
Der Helm klappte auseinander, die Segmente verschwanden im Kragen und zum Vorschein kam das Gesicht eines jungen Mannes mit dekorativen Pigmentflecken. "Ich bin Tolayon, Sohn von Numaria!"
"Weder dein Name noch der deiner Mutter sind mir geläufig, aber ich spüre du bist vom selben Blut wie die alten Olympier. Ich bin Apollon, Gott der Ordnung und Kultur und heiße dich in meinem Reich willkommen!" Er machte eine Handbewegung und auf dem Tisch vor dem Tempel erschienen eine Karaffe und zwei Gläser. "Mein Ambrosia ist der beste von allen, abgesehen von dem des allmächtigen Zeus!" Er goss sich und seinem Gast ein sie tranken auf ihre Begegnung.
"Wenn du Apollon bist dürftest du meine Mutter doch kennen, wenn wohl auch nur unter ihrem alten Namen: Aphrodite!"
"Was? Welche Dämonen haben sie dazu bewogen ihren lieblichen Namen gegen den einzutauschen den du mir am Anfang nanntest? Dann ist Hephaistos wohl dein Vater?"
"Es hat sich viel verändert seit ihr die Erde verlassen habt. Meine Mutter hatte ihr altes Image als ewig süße Liebesgöttin irgendwie satt und legte sich einen neuen Namen zu, als sie sich mit Nemesis zu einem faszinierenden Siedlungsprojekt zusammentat!"
"Beim Zeus, Aphrodite paktiert mit Nemesis? Diese dämonische Göttin habe ich noch nie recht leiden können, sicher hat sie meine Schwester becirct... Dann wurde Hades wohl zum neuen Gott der Liebe ernannt?!"
"Nein, so schlimm ist es noch nicht geworden!", lachte Tolayon, "so übel ist Nemesis doch gar nicht, immerhin war und ist sie meine Lehrmeisterin! Zudem bin ich nicht der Sohn von Hephaistos, mein Vater ist ein unbekannter Vertreter unseres Volkes, womöglich auch ein Sterblicher; auf jeden Fall wollte meine Mutter mich aus Gründen die ich heute noch nicht ganz verstehe nicht selbst aufziehen sondern setzte mich kurz nach meiner Geburt vor etwa 1000 Jahren auf einer Welt mit menschenähnlichen Bewohnern aus, wo ich als einer der ihren aufwuchs und wo ich auch meinen Namen erhielt. Erst als ich Mitte 20 war wurde mir nach und nach meine wahre Herkunft offenbart, doch wer meine Mutter war habe ich erst vor 200 Jahren erfahren!"
"Und hast du dich dann als Gott verehren lassen?"
"Nein, ich wollte es zuerst gar nicht wahrhaben und auch heute noch sehe ich mich nur als einen Krieger. - Wie ich sehe bist du noch ganz angetan von der Zeit der Griechischen Antike! Sag bloß du hast all die Jahrtausende hier verbracht..."
"Das habe ich in der Tat und ich werde so lange warten bis die Menschen ihren Weg hierher finden. Denn wenn sie die Möglichkeit finden sollten aus eigener Kraft zu den Sternen zu reisen dürfte ihr erster Weg sie auf die Suche nach ihren Göttern führen!"
"Nun, diesbezüglich habe ich eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute ist dass die Menschen schon gewaltige Fortschritte gemacht haben und ich denke spätestens im nächsten Jahrhundert wird ein Schiff zu diesem Planeten kommen. - Die schlechte ist dass niemand mehr an die Götter der Antike glaubt und wenn wir ehrlich sind ist selbst Zeus alles andere als wirklich allmächtig. Da gibt es Wesen im Universum die über stärkere Kräfte verfügen. Wenn überhaupt glauben die Menschen heute eher monotheistisch an einen einzigen, wahrhaftig allmächtigen Gott!"
"Wie kannst du es wagen Zeus zu verspotten? Und was den einzig wahren Gott angeht: Ich bin der einzige hier und ich werde sie glücklich machen, sie werden mich anbeten und verehren wie einst zu alten Zeiten!"
"Oder sie werden dir - um es mal in der Sprache der Menschen auszudrücken - in den Arsch treten und du fällst gewaltig auf die Schnauze. Es ist der Forscherdrang, der die Menschheit immer weiter voran treibt, nicht die Suche nach irgendeinem Gott - nun, bei Einigen vielleicht doch, aber die sind die Ausnahme." Er ging auf den Tempel zu und betrachtete ihn von Nahen. "Wie ich sehe hast du die Quelle deiner Macht in deinem Tempel versteckt, wie schon zu alten Zeiten... Aber ich muss dich warnen, der Generatortyp den du benutzt neigt zu Aussetzern sobald du die Beherrschung über deine Emotionen verlierst. Dies und dein Hochmut werden dir vermutlich das Genick brechen!"
"Ich bin ein Gott! Nichts und niemand kann mir 'in den Arsch' treten oder das Genick brechen. Schon die anderen Götter des Olymp haben versucht mich davon abzubringen, sie wollten dass ich mich ihnen anschließe, aber ich werde es ihnen allen zeigen!"
"Dann lass dir wenigstens einen neuen Generator installieren, am besten noch einen Ersatz auf einem getarnten Schiff, dann hast du auf jeden Fall bessere Chancen dir die Menschen zu unterwerfen!"
"Du Grünschnabel, sage mir nicht wie ich mich zu verhalten habe! Ich möchte wetten selbst du kannst nicht immer der Macht widerstehen. Auch wenn du dich nicht als Gott anbeten lassen solltest hast du bestimmt schon das eine oder andere Mal entscheidend in das Leben der Sterblichen eingegriffen!"
"Das stimmt, gerade vor Kurzem habe ich eine Sterbliche auf beinahe göttliche Ebene gebracht. Aber ich habe sie gelehrt diese neue Macht sinnvoll einzusetzen! Sie ist genauso wenig göttlich wie ich es bin und wie du es bist. Wir sind im Grunde nur Blender, Techno-Zauberer, die wahre Macht..."
"SCHWEIG!" Der Boden erbebte und aus Apollons rechter Hand schossen Blitze auf Tolayon, die wirkungslos verpufften. "Verlasse diesen Ort, Frevler, ihr werdet alle noch sehen dass ich ein Gott bin!"
"Also gut - aber sag nicht wir hätten dich nicht gewarnt! Die alte Aphrodite ist übrigens tief unter der neuen Fassade immer noch am Leben, wenn du sie bei dem dir bekannten Namen rufst werden sie und die anderen dich im Olymp aufnehmen, dessen bin ich mir sicher!"

- - - - -

Esmeralda übte sich gerade im Schwertkampf mit einem alten Kriegerkameraden (eigentlich ein überflüssiges Training, hatte es doch seit Jahrhunderten keine Kriege mehr auf Góthica gegeben), als es draußen donnernd an das äußere Schlosstor klopfte. War doch wieder ein Krieg ausgebrochen? Mit gezückten Schwertern gingen sie und ihr Begleiter durch das innere Tor und einer der Wachposten auf den Zinnen, der mit einer Art primitiven Fernglas die Umgebung beobachtete meldete dass er nichts sehen konnte, obwohl er das äußere Tor fest im Blick hatte. Schon im nächsten Moment öffnete sich dieses wie von Geisterhand und eine formlose, leuchtende Erscheinung füllte den Torbogen aus. "Haltet euch davon fern, Mylady!", rief ihr Kamerad und ihr Ehemann, der nun ebenfalls zu ihnen stieß fragte: "Was hat das zu bedeuten? Sind da dämonische Kräfte am Werk?"
"Sieht fast so aus Mylord...", meinte der Schwertkämpfer. Doch Esmeralda war wie hypnotisiert, langsam näherte sie sich dem wabernden Leuchten.
"Es sieht irgendwie aus wie eines der Portale zu den anderen, weit entfernten Teilen des Reichs!", bemerkte ihr Mann, "aber was hat sowas hier zu suchen? - Esmeralda, bleib doch stehen!"
"Nein, Flendor, ich spüre dass dieses Tor viel weiter führt als die Portale die wir kennen - hab' keine Angst, komm mit mir auf diese Reise!"
"Wohin? Ich bitte dich, meine Liebste, sei doch vernünftig und kehr um!"
Doch es war schon zu spät: Sie drehte sich noch einmal zu ihrem Mann und ihrem Kameraden um und berührte mit der Schwertspitze die Leuchterscheinung. Da wurde sie ganz hineingesogen, umhüllt bis ihre Gestalt verblasste und mit dem Leuchten verschwand. Flendor rannte noch wie ein Besessener, doch er kam nicht mehr rechtzeitig an...

- - - - -

Erst umgab sie gleißendes Licht, gepaart mit einem starken Schwindelgefühl, dann Dunkelheit. Dann, sie konnte sich nicht mehr erinnern wie lange sie bewusstlos gewesen war fand sie sich auf einmal an einem fremden Ort wieder, es war Nacht, doch zahlreiche Lichter sorgten für eine geradezu unnatürliche Helligkeit. Sie hob ihr Schwert wieder auf das sie fallengelassen hatte und sah prompt zwei Gestalten auf sich zukommen. Eine von ihnen war ein Mensch, männlich, aber die andere, allem Anschein nach ebenfalls ein Mann, hatte blaue Haut, weiße Haare obwohl er eigentlich noch ganz jung wirkte und Fühler auf dem Kopf. Dieser Blauhäutige sprach sie auch sogleich in einer ihr fremden Sprache an; instinktiv hob sie ihr Schwert und fragte: "Wer bist du? Ein Dämon?"
Er hob beschwichtigend die Hände, sagte wieder etwas das sie nicht verstand, sein Begleiter murmelte ebenfalls etwas Unverständliches und die Beiden gingen schnell weiter.

Kaum waren sie außer Sichtweite meinte der Andorianer: "Ich liebe New York, hier gibt es wirklich die durchgeknalltesten Typen! Allerdings frage ich mich warum die Kleine nicht die Sprache der Menschen versteht? Selbst ich beherrsche sie doch!"
"Es gibt mehr als nur eine Erdensprache und vielleicht gehört sie irgendeiner Sekte oder sonstigen obskuren Gemeinschaft an..."

Esmeralda ging derweil weiter, von einigen neugierigen Blicken beachtet, das Schwert stets kampfbereit. Sie wusste dass dies nicht Góthica sein konnte, auch wenn die vielen künstlichen Lichter ihr dein Blick auf den Himmel erschwerten glaubte sie doch nur einen Mond ausmachen zu können. Es gab hier Menschen und andere Wesen, die aber keine Dämonen zu sein schienen sondern wahrscheinlich ebenfalls sterblicher Natur (besonders fasziniert war sie von einigen spitzohrigen Individuen, die sie an das stolze Volk der Elbani erinnerten, auch wenn sie viel hässlichere Gesichter hatten).
Da traf sie plötzlich wieder auf zwei, nein sogar drei Gestalten, diesmal alle Menschen und sie schienen keinen besonders friedlichen Eindruck zu machen. Mit gehobenem Schwert wies sie sie an, ihr aus dem Weg zu gehen.

"Hast du verstanden was sie gesagt hat, Spike?"
"Klar doch, das sollte wohl soviel heißen wie 'Komm und nimm mich, du scharfer Hengst!'"
"Das würde dir so passen, alter Schwerenöter! Ich für meinen Teil habe auch kein Wort verstanden, ich vermute sie sieht nur menschenähnlich aus und ist in Wahrheit eine Außerirdische!"
"Na dann sollten wir ihre Anatomie doch mal etwas näher unter die Lupe nehmen..."

Sie hatte nichts von dem genauen Inhalt der soeben stattgefundenen Unterhaltung mitgekriegt, aber sie ahnte nichts Gutes als sie sich ihr mit gierigen Blicken näherten. Räuber, Menschenschänder, es gab sie also noch hier auf... der Erde! Wie Schuppen fiel es ihr von den Augen. Tolayon musste das Portal im Schlosstor erschaffen haben, deshalb hatte sie auch gleich so ein vertrautes Gefühl gehabt...
Die Angreifer hatten Messer und metallene Ketten, mit denen sie bedrohlich rasselten. Dem ersten der ihr zu nahe kam ritzte sie den Unteram auf, er heulte wie ein getretener Hund und gab Flüche von sich die Esmeralda lieber nicht verstehen wollte. Die beiden Anderen traten ihr nun wesentlich aggressiver entgegen, doch nachdem sie einem von ihnen das Schwert in den Unterleib gerammt hatte ließen sie es doch sein.

Verwirrt und entsetzt zugleich rannte sie davon, derartige Zwischenfälle hatte es in ihrer Welt so gut wie gar nicht mehr gegeben seit die Wächter der Nemesis für Ordnung sorgten und keiner konnte sich ihnen nähern ohne der tiefsten Verzweiflung anheim zu fallen.
Ganz ungestraft blieb dieses Tat auch hier nicht, sie wusste sie war im Recht, sie hatte sich nur verteidigt, denn die unlauteren Absichten der drei Angreifer waren ihr trotz der sprachlichen Schwierigkeiten keineswegs entgangen. Doch offenbar schienen die hiesigen Wächter der Ordnung dies nicht zu glauben - zwei Menschen in identischer Uniform rannten auf sie zu, riefen etwas in der ihr schon vertrauten unbekannten Sprache zu und hielten merkwürdige Gegenstände in den Händen, die entfernt etwas Stockartiges an sich hatten. Esmeralda blieb stehen und drehte sich um, das blutbefleckte Schwert immer noch in der Hand und fragte, wer sie seien. Als Antwort spuckte der Stock den einer der Wächter in der Hand hielt einen geraden Blitz in ihre Richtung, der direkt vor ihre Füße einschlug. Gegen eine derartige Macht konnte sie nichts ausrichten außer versuchen den Blitzen aus der Bahn zu springen, aber Menschen die es geschafft hatten die Macht eines Gewitters in einem so kleinen Gegenstand zu sperren verdienten Respekt und Anerkennung. Sie ließ das Schwert fallen und hob beide Hände nach oben. Der andere Wächter kam auf sie zu, zog ihre Hände nach unten und legte ihr Fesseln an.

- - - - -

Auf dem Polizeirevier war Einiges los.
"Lieutenant Midgener, wie ich sehe haben Sie es geschafft den Tellurier zu beruhigen!", meinte Inspektor Thumbull anerkennend.
"Ja, es scheint sich tatsächlich nur um ein Missverständnis gehandelt zu haben. Andere Kulturen, andere Sitten!"
"Lieutenant, falls Sie nicht schon was Anderes vorhaben sollten möchte ich Sie bitten uns auch noch ein einem anderen Fall behilflich zu sein. Es handelt sich um eine offenbar menschliche Frau, die altmodisch, ja irgendwie mittelalterlich gekleidet ist und Klingenwaffen bei sich führte. Außerdem scheint eine Verständigung ohne Universalübersetzer nicht möglich zu sein!" Er überreichte dem Sternenflottenoffizier in Zivil ein PADD. Midgener nahm es neugierig in die Hand und las: "Esmeralda Abadiya von Schattenherz... Klingt irgendwie adelig! Wo ist die Dame?"
"Bitte folgen Sie mir!" Er führte Midgener in einen Raum, wo sich sieben Wurfdolche befanden. "Diese Gegenstände fanden wir unter ihrem Gürtel, sie trug auch noch ein Schwert bei sich das gerade im kriminaltechnischen Labor untersucht wird!"
"Hat sie jemanden umgebracht?"
"Nein, nur verletzt, Terry Kreshtchov, einer der schon mehrfach wegen sexueller Belästigung angezeigt worden war, genau wie seine beiden Kumpanen... so gesehen halte ich die Tat der Lady für Notwehr, sie hat auch schon eine dementsprechende Aussage gemacht!"
"Ach so, hier steht es ja, das muss ich wohl übersehen haben!"

Midgener betrat die Zelle in der Esmeralda sich befand, in seinen Händen das PADD und ein Universalübersetzer. "Guten Tag, Ms... Wie soll ich Sie nennen, vielleicht Eure Hoheit?"
"Esmeralda genügt. Sind Sie auch Polizist? Ich habe schon alles gesagt was ich weiß!"
"Nein, ich bin Offizier der Sternenflotte, zur Zeit offiziell im Urlaub! Mein Spezialgebiet sind außerirdische Kulturen, wobei die Kultur der Sie angehören gleichermaßen fremd und vertraut zu wirken scheint!"
"Ihre Kultur ist mir ebenfalls fremd. Ich weiß Sie möchten jetzt ebenso gerne wissen woher ich komme wie auch ich begierig bin mehr über die Erde zu erfahren! Nur leider ist es mir nicht erlaubt über meine Heimat zu sprechen, mein Volk hat sich unabhängig von den Menschen hier entwickelt und unsere Welten unterschieden sich erheblich... Die Gefahr ist groß dass Sie versuchen Wege zu finden zu meiner Welt zu gelangen und dort dann einen negativen Einfluss ausüben!"
Midgener nickte und sah sich die junge Frau etwas genauer an. Sie schien nicht älter als Mitte 20 zu sein und trug ein dunkelblaues Hemd und eine Hose, darüber noch einen kurzen Rock. Die Kleidung wies nur wenige Verzierungen auf, wirkte aber ebenso edel wie robust. "Ich kann verstehen dass Sie skeptisch uns gegenüber sind, was ich aber wirklich wissen möchte ist wie Sie hierher gelangt sind. Mit einem Raumschiff?"
"Ein Raum-Schiff? Meinen Sie ein Schiff das zwischen den Sternen reist? Ich bin durch ein Portal hierher gelangt, eine leuchtende Erscheinung in einem Torbogen!"
"Haben Sie dieses Portal selbst erschaffen?"
"Die technologischen Fähigkeiten meines Volkes haben sich in den letzten Jahren beachtlich entwickelt, aber zu den Sternen reisen können wir immer noch nicht... Und bevor Sie mich fragen wer dieses Portal erschaffen hat, ich kann es Ihnen nicht sagen, ich habe Ihnen ohnehin schon zu viel verraten!"

Midgener verließ die Zelle, beantragte die Freilassung Esmeraldas und kündigte an sie zu sich nach Hause mitzunehmen. Der zuständige Beamte sah ihn mit breitem Grinsen an und meinte: "Passen Sie nur auf dass Sie ihr nicht zu nahe kommen! - Das Schwert und die Dolche wurden in einem Spezialkoffer verstaut und Sie sollten sie der Lady nur dann aushändigen wenn sie die Erde zu verlassen gedenkt! In diesem Fall möchten wir natürlich über die Abreispläne informiert werden."

- - - - -

Die Wohnung des Mannes, der sich "Anthropologe" nannte war ganz anders eingerichtet als die Behausungen, die Esmeralda von ihrer Heimat kannte. Es gab viele fremdartige Gegenstände, einige von ihnen schienen Maschinen zu sein... "Ihr Fortschritt mag zwar enorm sein, aber besteht dabei nicht die Gefahr dass Sie sich zu sehr auf die Technologie verlassen und von ihr abhängig werden? Nehmen wir nur mal diesen kleinen Wunderkasten, der Ihre Sprache in meine übersetzt und umgekehrt. Was wenn er eines Tages aufhört zu funktionieren?"
"Die Gefahr der Abhängigkeit besteht natürlich durchaus. Aber gerade die Universalübersetzer sind unerlässlich, denn sie können eine unbekannte Sprache viel schneller erfassen als die meisten Menschen. Gerade beim Erstkontakt mit fremden Spezies zählt unter Umständen jede Minute, um Missverständnissen vorzubeugen oder wenn sie schon aufgetreten sind schnell zu beseitigen! Unsere heutigen Übersetzungscomputer wären nicht so weit fortgeschritten ohne die Pionierarbeit von Hoshi Sato-Reed, einem der wenigen Menschen die von der Effizienz und Geschwindigkeit mit einem Universalübersetzer konkurrieren können! - Mir ist übrigens aufgefallen dass Sie unsere Errungenschaften nicht als 'Teufelszeug' oder 'Magie', sondern richtig treffend als Technologie bezeichnen. Gehe ich recht in der Annahme dass Ihre Gesellschaft sich schon im fortgeschrittenen Industriezeitalter befindet?"
"Nicht überall ist dies der Fall, aber in der Hauptstadt und ihrer Umgebung gibt es schon ein paar Fertigungsstätten in denen Maschinen zum Einsatz kommen, die meisten von ihnen mit Wasserdampf betrieben, aber es soll auch schon ein paar geben die mit der wie ich verstanden habe konservierten Kraft von Blitzen laufen! Allerdings sieht man diesen Fortschritt im Gegensatz zu Ihrer Welt bei uns so gut wie gar nicht an der Oberfläche, der größte Teil der Anlagen befindet sich unter der Erde und es wird genau darauf geachtet die Umwelt so wenig wie möglich zu belasten!"
"Das klingt als ob Ihr Volk schon viel vernünftiger ist als wir es in diesem Stadium der technologischen Entwicklung waren! Die 'konservierte Kraft der Blitze', wie Sie es nannten heißt bei uns Elektrizität und sie ist schon seit Jahrhunderten ein unverzichtbarer Bestandteil unserer Kultur. Sie betreibt zum Beispiel die Kaffeemaschine in der Küche - wollen Sie auch eine Tasse?"
"Eine Tasse was?"
"Kaffee! Oder was nehmen Sie um morgens oder manchmal auch spät nachts, wenn Sie arbeiten müssen wach zu werden beziehungsweise zu bleiben?"
"Es gibt da einige starke Kräutermixturen, meine Urgroßmutter kannte ein Rezept das war so stark dass man nach dem Genuss nur eines Bechers voll davon drei Tage lang ununterbrochen wach war! Allerdings führte der wiederholte Konsum dieses Tranks zum vorzeitigen Tod."
"Etwas Ähnliches gab es auf der Erde auch mal... Ich glaube es hieß 'Red Bull'! Dagegen ist unser Kaffe absolut harmlos."
Esmeralda war bereit, eine halbe Tasse zu versuchen und sie folgte Midgener in die Küche, welche ebenfalls voller wundersamer Maschinen war; der Mann ging auf eine von ihnen zu, berührte sie und befahl: "Drei, nein, dreieinhalb Tassen Kaffe, Standardstärke!"

Dann gingen sie wieder in den Haupt-Wohnraum und sie beobachtete wie er den kleinen Kasten, der ihre Gespräche bisher immer in die jeweils andere Sprache übersetzt hatte in einen größeren Kasten, eine weitere Maschine mit blinkenden Lichtern steckte, ein paar Schalter berührte, den kleinen Kasten wieder rauszog und dann befahl: "Computer, analysiere die mit diesem Universalübersetzer aufgenommene fremde Sprache!"
Die Lichter begannen heftiger zu blinken und eine monotone Frauenstimme ertönte: "Analyse läuft... Sprache ist irdischen Ursprungs, indogermanisch... Grundstock bilden keltische Elemente, auch starke Einflüsse von romanischen Sprachen, hauptsächlich Latein, germanischen, Skandinavisch, und nicht näher bestimmbare Spuren slawischer Herkunft können festgestellt werden..."
"Computer, wurde oder wird diese Sprache oder eine ihr verwandte irgendwo auf der Erde gesprochen?"
"Negativ, die Elemente stammen zwar von der Erde, aber nicht die Sprache..."
"Computer, kann diese Sprache künstlich aus den genannten Elementen zusammengesetzt sein?"
"Unwahrscheinlich... die Sprache muss sich im Laufe von Jahrhunderten selbstständig entwickelt haben... Die einzelnen Elemente wurden nach und nach hinzugefügt und integriert..."
"Über einen Zeitraum von wieviel Jahren?"
"Mindestens eintausend Jahre..."
"Danke, Computer. Speichere die genauen Ergebnisse in einer neuen Datei namens... 'Esmeralda' ab. Die Analyse ist hiermit beendet." Er wandte sich wieder der verdutzt wirkenden jungen Frau zu: "Dieser linguistische Analysator ist das Neueste was Hoshi Sato-Reed in Zusammenarbeit mit ihrem Mann erschaffen hat. Diese Maschine ist sehr zuverlässig und hat mir soeben ein paar interessante Aufschlüsse über Ihre Welt gegeben: Ihre Vorfahren stammen wie schon vermutet von der Erde, sie wurden offenbar von Außerirdischen auf einem anderen Planeten angesiedelt und es kamen im Laufe mehrere Jahrhunderte immer mehr Siedler von verschiedenen Ursprungsgebieten hinzu. Die ersten dürften womöglich von der britischen Insel zu einem sehr frühen Zeitpunkt stammen, als dort noch keltische Sprachen vorherrschten! Ich nehme auch an es war ein Vertreter dieser fremden Spezies, der Sie hierher gebracht hat um... Ja um was, frage ich mich?"
Esmeralda senkte demütig ihr Haupt. Aus einer Analyse der góthicanischen Sprache hatte dieser Mensch soeben die Geschichte ihrer Heimat in groben, aber zutreffenden Zügen beschrieben! Die Namen der einzelnen Sprachelemente waren ihr dabei ebenso fremd wie der der "britischen Insel".
"Warum ich hier bin? Ich weiß es selbst nicht genau. Obwohl... Jemand erzählte mir von der Erde und welchen Fortschritt sie in den letzten Jahrhunderten gemacht hat und ich habe prompt mit dem Gedanken gespielt sie zu besuchen! Aus eigener Kraft war dies allerdings nicht möglich und mir wurde gesagt dass es verboten sei dass jemand von uns die Erde besucht, da die Gefahr besteht dass die Menschen hier so auf uns aufmerksam werden! Aber irgendwie wurde mir mein Wunsch nun doch noch erfüllt und ich bin dankbar dafür dass ich durch dieses Portal gehen konnte. Mehr kann ich Ihnen aber beim besten Willen nicht sagen, denn ich habe das Gefühl dass ich jederzeit wieder zurückteleportiert werden könnte sobald ich zuviel verraten sollte!"
Ein heller, glockenartiger Ton aus der Küche und eine ebenfalls mechanische Frauenstimme aus demselben Raum antworteten an Midgeners Stelle: "Der Kaffee ist fertig..."

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Das seltsame Gebräu schmeckte bitter; nur mit viel Milch und Zucker schien es für Esmeralda erträglich zu sein - Midgener trank seinen Kaffee nur mit Zucker, er meinte er brauchte dieses Getränk um die Nacht über arbeiten zu können.
"Kann diese Arbeit denn nicht auch während des Tages verrichtet werden?"
"Im Prinzip schon, aber zu dieser Zeit jetzt habe ich meistens die besten Ideen! Außerdem könnte ich ohnehin nicht ruhig schlafen wenn ich immer daran denken müsste dass Sie hier und wach sind..."
"Ich werde bestimmt nichts anrühren ohne dass Sie mir die Erlaubnis dazu geben! Es war hellster Vormittag als ich durch das Portal trat und hier zur Nachtzeit ankam... Ich glaube ich muss jetzt ein Bad nehmen und frische Kleidung anziehen, falls es Ihnen nicht zu umständlich sein sollte!"
"Oh nein, keineswegs! Sie können etwas von dem anziehen was meine Schwester hiergelassen hat, sie hatte zumindest damals Ihre Figur. Und ich habe eine Dusche, mit der Sie in kürzerer Zeit ebenso sauber werden wie mit einem Bad!"
"Eine... Dusche?"

Er führte sie ins Badezimmer und zeigte ihr die Kabine. "Das Wasser kommt hauptsächlich von oben, zum Teil auch von der Seite; es gibt prinzipiell zwei Arbeitsmodi: Normal, das ist wie künstlicher Regen auf einem sehr begrenzten Raum; und Nebel, da wird das Wasser viel feiner verteilt und erzielt dieselbe Sauberkeit wie im normalen Modus, nur mit weniger Wasserverbrauch!"
Esmeralda lachte: "Ach das ist eine Dusche! In meinem Schloss haben wir auch drei Waschräume mit Wasser das aus Leitungen kommt; in zwei von ihnen, einschließlich meinem privaten gibt es auch eine Vorrichtung die künstlichen Regen zur persönlichen Reinigung erzeugt. Gehe ich recht in der Annahme dass Ihre Dusche auf gesprochene Befehle reagiert?"
"Sagen Sie mir nur welchen Modus Sie bevorzugen, steigen Sie ein, drücken den goldenen Knopf und der Rest erledigt sich fast von allein!"
"Und die Seife?"
"Die wird automatisch in die Wasserkanäle eingeführt, Sie können das aber auch manuell über den silbernen Knopf auslösen. Mit dem blauen Drehknopf verstärken und reduzieren Sie den Anteil des kalten Wassers, mit dem roten den des heißen."
"Dann wähle ich den 'normalen Modus'!"

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Frisch gewaschen und frisch eingekleidet (sie hatte sich eine dunkle Hose und eine purpurfarbene Bluse ausgesucht, fast so eine wie sie auch zu Hause hatte) setzte sie sich an den Tisch und verputzte eine Riesenportion einer Mahlzeit die ihr Gastgeber "Brathähnchen" nannte. Danach ging sie in das alte Zimmer von Midgeners Schwester, um sich ein wenig auszuruhen - wirklich müde war sie nicht, also versuchte sie ein Buch zu lesen. Es war von der Art wie sie sie gewohnt war - aus richtigem Papier. Die Buchstaben vermochte sie zum größten Teil zu entziffern, doch die Sprache war ihr weitaus weniger verständlich. So legte sie es wieder beiseite und döste eine Weile vor sich hin...

Als sie die Augen wieder öffnete sah sie auf einmal eine fremde Frau am Fußende des Betts stehen; ihre kleinen Augen und die Gesichtszüge erinnerten sie an das stolze Volk der Samurai, von dem es nur sehr wenige Vertreter auf Góthica gab und sie hatte nur einmal flüchtig einen Mann aus diesem Volk gesehen.
"Also New York scheint ja wirklich für so manche Überraschung gut zu sein, erst sieht ein Andorianer eine ziemlich bizarre Erscheinung des Heilands und nun kommst du hierher!"
"Wer bist du? Hat Mr. Midgener dich hereingelassen?"
"Ich bin Hitomi und ich habe vor Kurzem eine seltsam vertraute Energiesignatur aus dieser Stadt hier empfangen... Und sie führte mich direkt zu dir!"
Esmeralda spürte dass diese geheimnisvolle Besucherin kein gewöhnlicher Mensch sein konnte, in solchen Fällen hatte sie so etwas wie einen sechsten Sinn...
"Hat Tolayon dich geschickt?"
"Tolayon? Was weißt du von ihm?!"
Nur sehr selten fürchtete Esmeralda Abadiya von Schattenherz sich vor einer anderen Person, doch Hitomis wie eine Drohung klingende Gegenfrage sorgte schon für panikartige Regungen in ihr. "Es... es ist nicht so wie du denkst, wir sind nur gute Freunde, ehrlich, ich schwör's!"
Hitomi lachte. "Aber nein, ich bin doch nicht eifersüchtig! Ich habe ihm nur viel zu verdanken, durch ihn bin ich das geworden was ich heute bin! Ich nehme an er hat dich hierher gebracht?"
"Ja, das hat er - und ich hoffe er wird mich auch wieder dorthin zurückbringen, wo ich herkomme... weißt du wo meine Heimat liegt?"
"Tolayon hat mir zwar viel gezeigt, aber nicht alles. Du bist ein Mensch, sowohl äußerlich als auch innerlich, deine Vorfahren müssen demnach von der Erde stammen! Aber wo die Welt liegt in der du aufgewachsen bist weiß ich wirklich nicht und selbst wenn, ich könnte dich aus eigener Kraft kaum dorthin bringen..."
"Unter diesen Umständen denke ich es ist besser ich behalte den Namen meiner Heimat für mich. Selbst die schnellsten Raum-Schiffe die die Menschen derzeit zu bauen vermögen würden Tausende von Jahren brauchen um ohne zusätzliche Hilfe zu diesem Ort zu gelangen."
Hitomi dachte einen Augenblick nach und ging dann ins Nebenzimmer - mitten durch die Wand, ohne dieser auch nur einen Kratzer zuzufügen.
Nach fast einer halben Stunde kam sie wieder (diesmal wie eine Normalsterbliche durch die Tür), in ihrer Hand eine Tasche sowie den Koffer mit Esmeraldas Waffen.
"Ich habe mit Midgener gesprochen; er kennt meinen Arbeitsgeber und ist damit einverstanden dass ich dich zu ihm bringe. Er kann dir zwar auch nicht helfen wieder nach Hause zu kommen, aber ich denke er wäre durchaus interessiert dich kennenzulernen! Aber warten wir erst mal ein paar Stunden, es ist jetzt noch mitten in der Nacht..."

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Steven Gomez war sichtlich gespannt - eine Besucherin aus einer weit entfernten Welt, aber dennoch menschlich würde jeden Augenblick in seinem Wohnzimmer/Büro stehen. Denise, welche wieder einmal als Hitomi unterwegs war hatte ihm nichts weiter gesagt, aber sein detektivischer Scharfsinn sagte ihm dass hier außerirdische Mächte, möglicherweise vergleichbar mit denen dieses Tolayon am Werk sein mussten. Es schien ihm durchaus denkbar dass Fremde schon vor Jahrhunderten, ja sogar Jahrtausenden die Erde besucht hatten. Barclay hatte ihn mit den Theorien eines gewissen Erich von Däniken vertraut gemacht, einem Mann der im späten 20. Jahrhundert in alten Funden und Dokumenten Hinweise darauf gefunden haben wollte dass viele "Götter" des Altertums in Wahrheit Raumfahrer gewesen waren, die der Erde einen Besuch abgestattet hatten. Auch wenn Viele diese Theorien auch heute noch anzweifelten war das Verständnis dennoch gewachsen; es wäre ja auch denkbar dass einige dieser Außerirdischen nicht alleine wieder abgezogen waren, sondern ein paar Menschen mitgenommen hatten - ob als Sklaven, Versuchskaninchen oder ausgewählte Siedler eines neuen Utopias sei dahingestellt.
Auch wenn der Privatdetektiv sich lieber bodenständigen Dingen widmete fand er den Gedanken, dass sich weitab von der Erde im Laufe vieler Jahrhunderte eine ebenfalls aus Menschen bestehende, aber trotzdem andere Zivilisation entwickelt haben könnte verlockend. Vielleicht gab es sogar mehrere solcher Zivilisationen?

Nur wenige Minuten später erschien Hitomi wie aus dem Nichts, neben ihr eine eigentlich ganz normal aussehende Frau Anfang bis Mitte 20 mit schwarzen Haaren, grünen Augen und einem Gesicht, dessen Schönheit selbst den mit allen Wassern gewaschenen Detektiv in Verlegenheit brachte. Er ging etwas unbeholfen auf die Besucherin zu, verbeugte sich kurz und küsste ihr sacht die Hand.
"Sieh an, sieh an, ein Gentleman alter Schule! In diesem New York bin ich keinem von Ihrer Art begegnet...", lächelte sie.
"Ach ja, ich vergaß soeben ganz mich auch vorzustellen - Steven Gomez, Privatdetektiv."
"Esmeralda Abadiya von Schattenherz, Verwalterin der Grottenschlucht. Hitomi gab mir schon einen Einblick in Ihre Tätigkeiten!"
"Ihre Arbeit klingt auch sehr... extravagant; was hat es denn mit dieser 'Grottenschlucht' auf sich?"
"Es handelt sich um eine Ansammlung von Felsengrotten, die teils auf natürliche, teils auf artifizielle Weise entstanden sind; für einige Bewohner unseres Reichs stellen sie die ideale Behausung dar!"
"Also Höhlenbewohner?"
"Nicht so wie unsere gemeinsamen Vorfahren, bei uns geht es wesentlich zivilisierter zu und die Menschen die die Felsengrotten bewohnen haben zum großen Teil einen ziemlich guten Geschmack und Stil!"
"Und wie genau heißt dieses Reich, diese Welt?"
"Es tut mir leid, aber ich habe schon alles gesagt was ich Ihnen gefahrlos anvertrauen kann. Tolayon wird mich, so hoffe ich zumindest schon ziemlich bald abholen und bis es soweit ist würde ich mir gerne noch mehr von dieser Welt ansehen - aber zuerst brauche ich ein Bisschen Schlaf!"
"Schlaf? Es ist schon sieben Uhr morgens! Aber da Sie ja in New York waren kann ich verstehen dass Sie dort die ganze Nacht durchgemacht haben... Ich denke meine Assistentin Denise hätte nichts dagegen wenn ich Ihnen ihr Bett anbiete!" Er zwinkerte Hitomi verstohlen zu und die nickte zustimmend.

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Wieviel Zeit der Besucherin noch blieb war nicht bekannt und möglichst schnell alle Sehenswürdigkeiten der Erde zu bestaunen wäre in übermäßigen Stress ausgeartet - wenn auch mithilfe der planetaren Transporter oder Denise/Hitomi machbar gewesen. Esmeralda war dankbar dass sie die Kleidung die sie derzeit trug behalten durfte (denn Midgeners Schwester passten sie nicht mehr und sie hatte ihrem Bruder ausdrücklich erlaubt die alten Sachen wegzugeben, falls sich jemand finden sollte der sie gebrauchen konnte). Und so fiel sie auch nicht weiter auf als sie abends Seite an Seite mit Gomez durch die Strassen von Chicago streifte; in einem Café angekommen zeigte der Detektiv ihr auf dem Display seines tragbaren Computers alle wichtigen Sehenswürdigkeiten - und Esmeralda wollte sie alle sehen.
"Kommt die junge Dame von Außerhalb?", fragte der Kellner, der das Gespräch zufällig mitbekam.
"Ja, sie wurde in einer Kolonie geboren und besucht die Erde zum ersten Mal - dummerweise ist ihre Zeit hier begrenzt!"
"Wenn ich Ihnen zwei Tipps geben dürfte: Die Niagarafälle und den Eifelturm, die muss man meiner Meinung nach einmal gesehen haben!"
Gomez bedankte sich und bezahlte. Er wusste dass es in Frankreich derzeit noch Tag war, aber die einzige Möglichkeit schnell dorthin zu gelangen bestand darin einen planetaren Transporter zu nehmen...

Als sie um die nächste Ecke bogen erwartete sie dort schon Denise in einem Wagen; sie fuhr die Beiden zum nächst gelegenen Transporter, dessen Funktionen sie aber durch ihre eigenen, Gomez seltsamerweise stets als sicherer erscheinenden Fähigkeiten ersetzte. Esmeralda merkte davon nichts, sie blickte nur hinter sich, als sie in Paris standen und meinte: "Solche Tore haben wir auch in meiner Heimat! Wo ist eigentlich Hitomi?"
"Sie war schon oft hier", erwiderte Denise... Sie hätte dem Gast eigentlich sagen können dass sie und Hitomi ein- und dieselbe Person waren, vielleicht hätten sie Esmeralda so animieren können, mehr über ihre geheimnisvolle Heimat preiszugeben... Sie wollten sich gerade in Richtung Eifelturm begeben als hinter ihnen die Stimme eines Technikers erklang: "Un moment, Messieur-Dames, der Transporter hatte vorhin ein ganz anderes Leuchten als normalerweise üblich - haben Sie etwas besonderes während Ihrer Reise bemerkt, vielleicht sogar etwas Unangenehmes?"
"Mitnichten, ich habe eigentlich gar nichts gespürt!", entgegnete Esmeralda und Denise fügte hinzu: "Wenn eine Fehlfunktion aufgetreten wäre hätte der Transporter doch Alarm geschlagen und sich selbst deaktiviert!"
"Das Protokoll enthält auch keinerlei Abweichungen, ich würde Ihnen aber trotzdem raten sich ärztlich untersuchen zu lassen, diesen Dingern kann man eigentlich nie recht trauen... Auf jeden Fall: Willkommen in Paris!"

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Esmeralda genoss den Aufenthalt, nach dem Eifelturm wollte sie auch noch unbedingt den Louvre besichtigen. Doch kaum waren sie aus diesem wieder heraus erschien vor ihnen wie aus dem Nichts eine Frau - und was für eine! War schon Esmeralda schön so musste man diese hier als atemberaubend bezeichnen: Sie sah für menschliche Begriffe aus wie eine orientalische Schönheitskönigin. Die Farbe und Art ihrer Kleidung erinnerten Denise und Gomez an Tolayon; ohne jeden Zweifel gehörte sie seinem Volk an.
"Du solltest eigentlich gar nicht hier sein!", rügte sie die Besucherin und mit einem skeptischen Blick auf Denise fügte sie hinzu: "Mein Sohn kann es einfach nicht lassen, sich in die Geschicke Sterblicher einzumischen, obwohl er sich eigentlich selbst nicht als einen Gott betrachtet! Ich bin genausowenig eine echte Göttin, aber verantwortlich für das Reich der Verlorenen Seelen. Esmeralda, du kommst mit mir und ich verbiete dir, nach unserer Rückkehr mit irgend jemandem über deine Erlebnisse hier zu sprechen, noch nicht einmal mit deinem Mann!"
"Aber - ich habe doch noch gar nicht die Niagara-Fälle gesehen!"
Tolayons Mutter - sie sah eigentlich mehr aus wie seine Frau - seufzte: "Na gut, du darfst noch so lange bleiben bis die Sonne bei diesen Fällen aufgeht. Hast du den Einheimischen etwas verraten?"
"Nur sehr wenig, auf jeden Fall nicht den Namen des Reichs und wo es liegt - letzteres weiß ich selbst nicht genau."

Die beiden verschwanden, nachdem Esmeralda sich noch von ihnen verabschiedet hatte und Gomez sah Denise verwirrt an. "Wenn ich so eine Mutter hätte, ich würde mit Freuden einen Ödipus-Komplex kriegen. Aber wie sie dich angesehen hat..."
"Sie scheint meine Existenz nur zu dulden, aber nicht wirklich zu billigen. Hoffen wir nur dass sie und die anderen ihres Volkes es sich nicht anders überlegen und Tolayon und mich zur Rechenschaft ziehen..."
"Das hoffe ich auch. Glaubst du diese Frau könnte mal eine Liebesgöttin gewesen sein? Da fällt mir ein, Esmeraldas Waffen und ursprüngliche Kleidung liegen noch bei mir zu Hause rum!"
"Nicht mehr, so wie ich diese 'Venus' einschätze - sie will um jeden Preis verhindern dass wir etwas Stichhaltiges über Esmeraldas Herkunft erfahren!"
"Vielleicht ist das ja auch besser so... Aber ich hoffe dass wir eines Tages doch noch Kontakt zu unseren Brüdern und Schwestern in diesem 'Reich der Verlorenen Seelen' herstellen werden..."

 
ENDE

 
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Disclaimer:
STAR TREK wurde von Gene Roddenberry entworfen und ist eingetragenes Markenzeichen von Paramount Pictures; die Rechte liegen bei dieser Firma.

"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.