Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 4: Waffenterror

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

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Die U.S.S. Destiny befand sich auf dem Heimflug von Risa; alle an Bord waren sich darin einig, dass die Dauer des Hin- und Rückflugs im Vergleich zur eigentlichen Verweildauer auf dem Urlaubsplaneten viel zu übermäßig dimensioniert war. Es wurde Zeit, dass jemand mal schnellere Warp-Triebwerke konstruierte... Captain Marc Winkler, dem die gerade mal vier Tage auf Risa ebenfalls viel zu kurz vorgekommen waren trug seine Hawaii-Hemden noch während der ersten Woche des Heimflugs - allerdings nur außerhalb seiner Dienstzeit, da seine Leute auf der Brücke ihn sonst möglicherweise gelyncht oder gewaltsam dazu gezwungen hätten, wieder nach Risa zurückzukehren.

Nun, nach einer halben Ewigkeit passierten sie das Rigel-System. Da meldete Kommunikationsoffizier Irving einen Hilferuf von dem Planeten. "Wo brennt's denn jetzt?", fragte Winkler und befahl sogleich, den Anrufer auf den Hauptbildschirm zu legen. Ein nervös dreinblickender Mann Ende Vierzig und Halbglatze erschien auf dem Monitor und nachdem der Captain sich vorgestellt hatte meinte der von Rigel aus Anrufende: "Gottseidank kommt endlich mal wieder ein Schiff der Sternenflotte vorbei... ich würde mich gewiss nicht an Sie wenden, wenn ich eine andere Möglichkeit sähe, aber... mein Name ist Derek Witlow, amtierender Hauptkommissar von Rigel City. Wir haben in den letzten zwei Tagen drei grausame Morde gehabt, die Opfer schienen regelrecht von Innen zerfetzt worden zu sein; meine Leute und ich sind mit unserem Latein am Ende, ich hoffe Sie können uns vielleicht dabei behilflich sein, die Sache aufzuklären!"
"Das klingt ja furchtbar... Wir werden mal sehen, was wir tun können!" Er befahl, Kurs auf Rigel zu setzen und schon kurze Zeit später befand sich das Schiff in der Umlaufbahn um den Industrieplaneten.

Winkler, sein Sicherheitschef Percy Shattner und zwei weitere Sicherheitsoffiziere der Destiny trafen sich mit Witlow in dessen Büro. Der zeigte ihnen sogleich alle bisherigen Berichte sowie Aufnahmen von Tatorten und Leichen. Den Anblick letzterer konnte selbst ein Profi wie Shattner nicht ohne Weiteres verkraften. "Den Autopsieberichten zufolge wurden winzige Metallfragmente in den Körpern der Opfer gefunden, ein Hinweis darauf, dass massive Geschosse mit Explosivfüllung verwendet wurden!"
"Das ist richtig, Mr. Shattner. Ich glaube auch kaum, dass eine Strahlenwaffe derartige Wunden hervorrufen könnte..."
"Dem würde ich nicht so ohne Weiteres zustimmen; wenn eine solche Waffe genügend Energie produziert könnte man mit ihr auch Gegenstände und Lebewesen aus fester Materie vaporisieren beziehungsweise desintegrieren!"
"Wenn Sie das sagen...", meinte Witlow, "aber das Beste kommt erst noch und ich bezweifle, dass eine Strahlenwaffe das kann: Einer unserer Undercover-Mitarbeiter war Zeuge beim dritten Mord. Er beobachtete, wie der Mann offenbar in panischer Angst vor etwas oder jemandem davon rannte! Er bog dabei um eine Ecke und im selben Moment vernahm unser Zeuge einen leisen, ploppenden Knall, gefolgt von einem Zischen. Ein Energiestrahl oder ein einfaches Projektil wäre gerade aus weiter geflogen und hätte den Mann verfehlt, aber dieses Exemplar flog allem Anschein nach um die Ecke und traf das Opfer, obwohl es sich hinter einer Mülltonne versteckte!"
"Klingt nach ferngesteuerten Miniatur-Raketen oder Mikro-Torpedos, vermutlich mit einem Infrarot-Sensor ausgestattet! Ich wüsste jetzt nicht spontan, welche Waffe konkret dafür in Frage käme, wahrscheinlich irgendein Prototyp oder so - aber ich kenne da jemanden, der ist seit mindestens 20 Jahren Experte auf dem Gebiet. Ich denke wir sollten ihn mal kontakten!"

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Es war mitten in der Nacht, als der mobile Kommunikations-Empfänger auf dem Nachttisch eine einkommende Nachricht anzeigte. Die Asiatin Anfang 40 schreckte auf und aktivierte das Gerät, welches nur eine Audioverbindung erlaubte. "Reed?", meldete sie sich schlaftrunken.
"Hier Captain Marc Winkler von der U.S.S. Destiny. Bitte vezeihen Sie die nächtliche Störung, aber ist Ihr Mann da?"
"Der hält zur Zeit ein Gastseminar in Australien und wird nicht vor morgen Mittag zurück sein!"
"Wenn er auch nicht später zurück kommt geht das ja noch... Falls möglich kontaktieren Sie ihn morgen Früh und sagen ihm, er soll sich umgehend nach Rigel begeben. Es geht um mehrfachen Mord mit einer Spezialwaffe!"
Winkler beendete die Verbindung und Hoshi Sato-Reed war auf einmal hellwach. Mord? Auf Rigel nichts Ungewöhnliches. Wenn aber ein Captain der Sternenflotte an den Untersuchungen teilnahm und von einer "Spezialwaffe" sprach und Malcolms Anwesenheit verlangte konnte dies nichts Gutes bedeuten. Insgeheim hoffte sie, dass ihr Mann diesen Auftrag nicht annehmen würde, aber seine Faszination für Waffen aller Art, besonders für High-Tech-Varianten und seine Neugier würden ihn wieder einmal in Gefahr bringen. In ihr reifte der felsenfeste Entschluss, ihn diesmal zu begleiten. Und nichts was er sagen würde würde sie davon abhalten können...

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Ganz so spät wie auf der Britischen Insel, der Heimat von Hoshi und Malcolm war es in Chicago noch nicht; Steven Gomez sah sich gerade einen alten Film aus dem ausgehenden 20. Jahrhundert an - auf seinem Fernseher, einem Nachbau im Nostalgie-Look, genau wie das meiste Andere in seiner Wohnung. Irgendwie konnte er mit dem Typen im Fledermauskostüm nicht allzu viel anfangen, aber die Kulissen waren großartig. Sie spiegelten den Charme der 50er Jahre jenes Jahrhunderts wider und kombinierten diesen mit für damalige Verhältnisse futuristisch wirkender Technologie. Kaum zu glauben, dass dieser ziemlich durchgeknalte Film sechs Fortsetzungen nach sich gezogen hatte...

Denise, seine Assistentin trat hinzu und meinte: "Was ist denn das, Tarzan im Latex-Kostüm?"
"Nein, nur ein Millionär, der sich in seiner Freizeit als menschliche Fledermaus verkleidet und Verbrecher jagt!"
"Na in diese verrückte Zeit hätte ich ja hervorragend hineingepasst! Aber ich bin hier, um Ihnen zu sagen dass ein alter Bekannter angerufen hat: Captain Marc Winkler von der U.S.S. Destiny!"
"Was? Worum geht's denn?"
"Um eine grauenhafte Mordserie auf Rigel. Da offenbar eine bislang unbekannte Waffe zum Einsatz kam wurde auch Malcolm Reed um Mitarbeit gebeten, Sie wissen doch, der Waffenexperte..."
"Wer kennt ihn nicht? Soll das etwa heißen ich beziehungsweise wir werden von der Destiny abgeholt?"
"Nein, der Captain befindet sich bereits auf Rigel; er hat mir mitgeteilt Reeds Ehefrau gleich nach dem Anruf hier über unsere Mitarbeit zu informieren. Morgen Vormittag wird Reed kommen und uns abholen!"

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Es war Zehn Uhr Chicagoer Ortszeit als der Brite und seine asiatische Frau in Gomez' Wohnung standen; der Privatdetektiv war gerade dabei, das Nötigste einzupacken. Dabei konnte er es sich nicht verkneifen, der lebenden Legende seine 45er Magnum zu zeigen.
"Mein Gott", lachte Reed, "aus welchem Museum haben Sie die denn geklaut? Geben Sie mir zwei Stunden und ich besorge Ihnen eine Phasenpistole vom Feinsten!"
"Vielen Dank für das Angebot, aber ich ziehe meine Magnum jedem energiespuckenden Schießprügel vor! - Womit werden wir uns eigentlich nach Rigel begeben? Etwa mit einem Daedalus-Express?"
"Viel besser. Wir werden an Bord des brandneuen Prototypen U.S.S. Aeries reisen!"

Gomez und auch Denise hatten fertig gepackt; die beiden Männer waren nicht gerade glücklich darüber, dass die Frauen mitkommen wollten aber sie liesen sich einfach nicht abwimmeln. Die Zeit drängte und sie gingen nach unten und stellten ihre Koffer vor die Haustür. Reed sprach in seinen Kommunikator und die Gepäckstücke lösten sich in Energienebel auf.
"Und wie kommen wir jetzt da rauf?", fragte Gomez, "für ein Shuttle sehe ich hier nämlich weit und breit keinen Landeplatz!"
"Ein Shuttle? Sie sind mir ja ein Komiker, wir werden selbstverständlich auch beamen!"
"Wa-wa-was? B-b-beamen?"
"Haben Sie keine Angst!", beruhigte ihn Denise und nahm seine Hand in die ihre. Sofort durchströmte ein entspannendes Kribbeln seinen Körper und eher er sich's versah stand er auch schon auf der Transporteplattform der Aeries. Der diensthabende Offizier ging sogleich zum Kommunikationspanel und meldete: "Vier Passagiere sind an Bord!"

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Die Gästequartiere waren nicht gerade der Inbegriff der Gemütlichkeit, aber Gomez war noch von Destiny daran gewöhnt und das prominente Ehepaar hatte jahrelang auf der Enterprise gedient. Nur Denise war am Anfang ein Bisschen enttäuscht, dass ein so neues Schiff solch spartanisch eingerichtete Unterkünfte hatte. Aber die Aeries war ja auch ein Schiff der Sternenflotte und kein Luxus-Passagierkreuzer.

Kaum hatte Gomez seine Sachen ausgepackt wollte er sich auch schon in Richtung Brücke begeben, doch der diensthabende Wachoffizier auf dem Gang wollte ihn wieder in sein Quartier zurück schicken: "Die Brücke ist für Zivilisten tabu!"
"Hören Sie mal, auf der Destiny hatte ich durchaus Zugang zur Brücke, wenn auch nur für jeweils kurze Zeit und diesmal wurde ich sogar von Sir Malcolm Reed persönlich hierher eingeladen! Und ich schwöre Ihnen auch, dass ich kein Spion bin, der hinter den Plänen Ihres Prototypen her ist!"
Der Sicherheitsoffizier ging zum nächst gelegenen Kommunikationspanel und sprach offenbar mit seinem Vorgesetzten, wahrscheinlich sogar dem Captain persönlich. Dann wandte er sich wieder Gomez zu: "Sie dürfen die Brücke betreten, aber nicht länger als fünf Minuten. Folgen Sie mir!"

Auf der Brücke sah er Reed, der sich angeregt mit dem taktischen Offizier der Aeries unterhielt. Der Captain, ein blonder Hüne, der direkt aus einer Wikinger-Saga entstiegen zu sein schien stand von seinem Sessel auf und begrüßte den Passagier: "Willkommen an Bord, Mr. Gomez, ich bin Captain Svend Calhoun. Ich habe von Ihrer Transporterphobie gehört und bin daher umso erleichterter, dass Sie das Beamen mit unseren neuen Transportern heil überstanden haben!"
"Nun ja, ich hielt es nicht für angemessen, Ihren Prototypen gleich vor seinem interstellaren Jungfernflug durch eine... Kotzorgie zu entweihen! Außerdem hat Denise es geschafft, mir einen großen Teil meiner Furcht zu nehmen. Was ich allerdings schade finde ist, dass ich so immer noch nicht weiß, wie dieser Kahn hier eigentlich von Außen aussieht!"
Captain Calhoun schmunzelte leicht. "Also besser als die Deadalus-Klasse sieht unser Schiff hier allemal aus. Ich kann Ihnen selbstverständlich keine Einzelheiten verraten, aber mit einer allgemeinen 3-D-Außenansicht kann ich schon dienen!"
Auf dem Hauptbildschirm erschien das sich drehende Abbild eines Schiffes, das in seinem strukturellen Grundkonzept der Deadalus-Klasse folgte, aber weitaus harmonischer aufgebaut war: Der Hauptrumpf erinnerte stark an den Rumpf eines Schiffes, das für die See gebaut war; deutlich konnte der Detektiv eine Art Kiel ausmachen. Die Kommandosektion war eine runde Scheibe, die auf einem leicht schräg nach oben weisenden Hals saß und auf der Name und Registriernummer zu lesen waren. Die Warpgondeln erinnerten wieder mehr an die der Enterprise/NX-Klasse und sie waren durch auch schräg nach hinten abstehende Streben mit dem Rumpf verbunden, was einen dynamischeren Gesamteindruck erzeugte als bei dem Vorgängermodell.

U.S.S. Aeries NX-200 (2172)
(© dieses Schiffsentwurfs by Tolayon)

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Die Reise war dank der Höchstgeschwindigkeit von Warp 6,7 schnell zu Ende. Nachdem die Aeries um die Umlaufbahn von Rigel eingeschwenkt war wurde das Gepäck wieder zuerst gebeamt und dann die Passagiere. Denise hielt wieder Gomez' Hand, aber diesmal verringerte sie die Wirkung ihres entspannenden Energiestoßes. Die Folge war, dass er wieder auf die Transportertechnologie fluchte und anmerkte, sie hätten wenigstens diesmal ein Shuttle nehmen können.
"Nur mit der Ruhe, Mr. Gomez", beschwichtigte ihn Reed, "wir werden ohnehin mit der Destiny zurück kehren und da deren Transporter noch nicht ganz so ausgereift sind wie die der Aeries werden wir wohl auch ein Shuttle nehmen!"
"Ich bezweifle dass solche Transporter jemals ausgereift sein werden. Das ist doch der helle Wahnsinn, all die unvorstellbaren Datenmengen und wenn auch nur ein einziges Molekül..."

Zwei junge Fähnriche von der Destiny hatten sie bereits erwartet und nahmen ihr Gepäck in Empfang, um es ins Hotel zu transportieren. Die Neuankömmlinge selbst gingen direkt zum Büro von Hauptkommissar Witlow, wo sie bereits von selbigem sowie Captain Winkler und dessen Sicherheitsoffizier Shattner erwartet wurden. Letzterer wurde angesichts von Reed sichtlich nervös, er wirkte fast wie ein kleiner Junge, der dem Helden seiner Kindheit begegnete und in gewisser Hinsicht stimmte dies sogar...
Der Kommissar schüttelte den Vieren die Hand und tadelte den ehemaligen Sicherheitsoffizier der Enterprise, warum er denn seine Frau auf einen solch gefährlichen Planeten mitgenommen hatte.
"Da kennen Sie Hoshi schlecht - nachdem ich ihr Einiges beigebracht habe muss man nicht um ihr Wohlergehen, sondern um das der Leute, die sich ihr mit möglicherweise dummen Absichten nähern könnten fürchten! Trotzdem wird sie die meiste Zeit im Hotel bleiben. Die beiden hier sind übrigens Steven Gomez, Privatdetektiv und seine Assistentin Denise Whittman."
"Freut mich, Sie zu treffen, Mr. Gomez, Captain Winkler hat mir Einiges über Sie erzählt... Haben Sie wirklich einmal undercover gegen die andorianische Mafia gearbeitet?"
"Ja, aber so schnell mache ich sowas nicht wieder!"

Der Waffenexperte sah sich nun kurz die Bilder der Leichen an, überflog die Berichte zu den ersten beiden Mordfällen, nickte und öffnete dann seinen Aktenkoffer. Während er ein PADD herausholte meinte er: "Ich habe bereits vor dem Abflug angefangen, einige Erkundigungen einzuziehen. Auf der Erde selbst experimentieren einige geheime Forschungsanlagen mit einem großkalibrigen Mikrotorpedo-Gewehr, das allerdings sehr unhandlich ist und auch größere Schäden anrichten soll als die die auf den Fotos zu sehen waren. Dann gibt es noch eine etwas kleinere Variante, die auf Andor fabriziert wird und Gerüchten zufolge soll sie auch vom Geheimdienst der Föderation eingesetzt werden. Es ist die DSX-663, hier haben Sie ein Bild von ihr... ideal für Einsätze aus dem Hinterhalt!" Er ließ das PADD herumgehen.
Gomez hatte auf einmal ein Deja-Vu: "Als Teenager habe ich einmal einen Film aus dem späten 20. Jahrhundert gesehen; es ging hauptsächlich um Amok laufende Maschinen, aber auch eine Raketenpistole kam darin vor, deren Geschosse anhand des Wärmeprofils des Opfers immer genau ihr Ziel trafen, auch wenn es sich um die Ecke befand! Ihre Zerstörungskraft war aber bei Weitem nicht so verheerend wie bei diesem realen Fall."
Reed stimmte ihm zu: "Ich kann mich dunkel erinnern, den von Ihnen beschriebenen Film ebenfalls gesehen zu haben. Spielte er nicht im frühen 21. Jahrhundert oder so? Wie dem auch sei, auf dem von Ihnen erwähnten Prinzip des individuellen Infrarot-Profils basiert auch die Zielerfassung der DSX-663; sehen Sie das zielfernrohrartige Gebilde oben auf dem Gewehr? Es handelt sich hierbei um einen Infrarot-Scanner. Man kann auch externe Sensoren verwenden und deren Output in den Zielcomputer der Waffe einspeisen!"
"Dann gibt es also kein Entkommen?", wollte Hoshi wissen.
"Normalerweise nicht; aber da die Geschosse von dem besagten Zielcomputer zumindest bis zu einem gewissen Grad ferngelenkt werden müsste man sie mit einem Störsignal ablenken können. Eigentlich müsste es auch noch einen Selbstzerstörungsmechanismus geben, der fehl geleitete oder versehentlich abgefeuerte Geschosse vorzeitig zur Detonation bringt!"
In diesem Moment piepte das Terminal des Kommissars. Er aktivierte es und alle im Raum konnten die eingehende Nachircht hören: "Sir, soeben wurden zwei weitere Mordfälle gemeldet, in Quarnibad! Eines der Opfer wurde nicht von den Geschossen getötet; neben ihm wurde eine Waffe unbekannter Herkunft gefunden... vermutlich handelt es sich um den Mörder!"
"Verstanden, Darren. Wir sind schon unterwegs!"

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Es war ein Kinderspiel, wie immer seit er mit dieser brandneuen Wunderwaffe arbeitete. Er musste sein Opfer nur anpeilen, seine Infrarot-Signatur speichern und konnte dann das Raketengeschoss aus einem Umkreis von einer Meile mit tödlicher Präzision treffen, egal von wo aus er es abfeuerte, solange es sich innerhalb der Reichweite befand. Eigentlich war dies keine Herausforderung mehr für einen professionellen Killer - wenn einem die Maschinen wirklich alles abnahmen, wo blieb dann der Nervenkitzel? Er selbst jedenfalls gehörte zu denen, die nicht nur wegen des Geldes töteten, sondern auch, weil es ihnen Spass machte. Und genau der wurde durch diese DSX-663 erheblich getrübt. So drückte er auch eher lustlos ab, als der vierte Todeskandidat, der auf diese Weise umkommen sollte in seinen Aktionsradius trat. Diesmal hielt er die Mündung absichtlich in die falsche Richtung (etwa 30 - 40 Grad nach rechts) und dennoch korrigierte das intelligente Geschoss automatisch die Richtung und zerfetzte das Ziel beinahe - wie immer. Er gähnte.
Er wollte sich gerade aufmachen um wieder nach Hause zu gehen als er ein zischendes Geräusch hörte, gefolgt von einem peitschenden Knall. Das Gewehr wurde ihm brutal aus der Hand gerissen; in der Dunkelheit konnte er einen dunklen Schemen ausmachen, der schnell näher kam. In seiner rechten Hand hielt er etwas, das wie ein Schwert aussah... Konnte es sein? Waren die Legenden um das Phantom doch nicht nur reine Fiktion? Es kam näher und näher, er zog seinen Blaster, doch noch ehe er abdrücken konnte hatte die schwarz gekleidete Gestalt ihm die Waffe mit einer Peitsche aus der Hand geschlagen - daselebe musste ihm auch mit dem Gewehr passiert sein. Er hatte den Nervenkitzel gewollt und den bekam er nun auch - bis zur ultimativen Entspannung in den Armen von Gevatter Tod.

So fanden ihn dann auch die Ermittler: Zwei tiefe, sich zu einem X kreuzenden Schnitte zogen sich über seinen gesamten Oberkörper hin. Gottseidank war Hoshi ins Hotel gegangen, denn der Anblick des toten Andorianers hätte ihr mit Sicherheit nicht gut getan. Auch Denise, die unbedingt mitkommen wollte musste sich mit Grausen abwenden. Reed, Gomez und Witlow gingen auf den Beamten zu, der sie über die beiden jüngsten Mordfälle informiert hatte. "Gab es irgendwelche Zeugen?", fragte der Kommissar routinemäßig den jungen Polizisten, der Jack Darren genannt wurde.
"Bis jetzt haben sich keine gemeldet, was mich bei der Gegend auch nicht weiter verwundert. Der Attentäter war Jorak Voiy, ein psychopathischer Killer, der schon vor dieser Mordserie etliche Leben auf dem Gewissen hatte. Ob er auch wirklich für die Morde verantwortlich war müssen wir aber erst noch herausfinden; wer ihn getötet haben könnte und warum kann ich auch nicht auf Anhieb sagen, dazu ist die Liste der potentiellen Kandidaten viel zu lang!"
"Und wieviele dieser Kandidaten haben ein Schwert?", wollte Gomez wissen und stellte sich gleich darauf vor.
"Es gibt da immer wieder Gerüchte über ein Phantom, einen maskierten Rächer, der sich nachts auf den Strassen rumtreibt und das Gesetz selbst in die Hand nimmt. Bislang hat er oder sie noch niemanden getötet, sondern lediglich bis zur Kampfunfähigkeit verwundet. Das Phantom soll angeblich nur zwei Waffen verwenden: Eine Peitsche und ein Schwert", erklärte Witlow.
"Also eine Art Zorro, pardon: Xorro?", fragte der Privatdetektiv in dem vergeblichen Mühen, die makabre Lage mit ein Wenig Humor aufzulockern.
"Möglich wäre es schon", meinte Darren, "jetzt wo ich darüber nachdenke... Es ist halt nur so, dass der Maskierte bisher wirklich noch Keinem das Leben genommen hat, aber die Taten, die Voiy wahrscheinlich begangen hat waren auch grausamer als die sonst übichen Morde hier auf Rigel!"

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Der Tod des Killers machte schnell die Runde. Etwa zur selben Zeit, als die Ermittler ihre Fakten zusammentrugen und bewerteten fand irgendwo in einer gerade für rigelianische Verhältnisse luxuriösen Villa (wenn auch nur von Innen gesehen) eine geheime Besprechung statt.
"Dann scheint es diesen maskierten Typen also wirklich zu geben!", bemerkte der Vorsitzende dieser Runde - es war Bevol Shronn.
"Diesmal war es das erste Mal, dass er jemanden um die Ecke gebracht hat, Boss. Auch wenn der Verlust von Voiy uns tief getroffen haben mag haben wir immer noch genug von diesen sagenhaften Waffen, mit denen auch ein Kleinkind zum Meisterschützen werden könnte!"
"Prall, wir handeln mit diesen Gewehren und verwenden sie selbst nur in Notfällen! Wir mussten ein paar Leute aus dem Weg räumen, die uns sonst Ärger gemacht hätten. Wer sich von nun an quer stellt wird wieder auf altmodische Weise zum Schweigen gebracht, allen voran dieser... wie heißt dieser Knilch mit dem Schwert eigentlich?"
"Er hat keinen Namen, auf jeden Fall hat er selbst noch nie einen genannt. Er soll überhaupt noch nie gesprochen haben; die meisten nennen ihn entweder das Phantom oder den Maskierten Rächer. Die Aktionen mit der DSX-663 haben übrigens weitere Kreise gezogen als uns lieb ist; jetzt mischt sich schon die Sternenflotte ein, sie haben Malcolm Reed und Steven Gomez hinzugezogen!"
"Ein Grund mehr dass wir jetzt diskret sein müssen. Aber wer ist denn eigentlich dieser Gomez?"
"So heißt der Polizei-Spion mit wirklichen Namen, der sich vor mehr als einem halben Jahr mit einem falschen Gesicht als Jerome Pacetti in Ihr damaliges Syndikat eingeschlichen hat! Beide Männer sind übrigens in weiblicher Begleitung hier angekommen. Die Kleine an Gomez' Seite ist uns noch unbekannt, sieht aber verdamt scharf aus, eine Terranerin mit dunkler Hautfarbe und schwarzen Haaren! Reed ist zusammen mit seiner Ehefrau Hoshi Sato hier, sie arbeitete vor 20 Jahren als Kommunikationsoffizierin auf der Enteprise!", informierte ihn ein Tellurier.
Ein sadistisch angehauchtes Lächeln umspielte Shronns Mundwinkel. "Na wenn das kein guter Ansatzpunkt ist... Wenn sie ihre Frauen mit auf diesen Planeten bringen sind sie selbst schuld! Hier gibt es ja so viele böse Leute, die zwei so entzückenden Damen das Leben schwer machen könnten und irgendwer muss sie doch vor ihnen beschützen..."

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Auch wenn der vermutliche ausführende Mörder nun nicht mehr unter den Lebenden weilte waren sich die Ermittler klar darüber, dass die Drahtzieher noch lange nicht gefasst waren und jederzeit einen neuen Killer mit einer weiteren Raketenwaffe losschicken konnten.
Gomez kam nun auf etwas zu sprechen, dass er schon von Anfang an hatte wissen wollen: Das Motiv. "Wir wissen jetzt zwar, womit die Opfer getötet wurden und auch wer die Schüsse aller Wahrscheinlichkeit nach abgefeuert hat aber das Warum ist noch weitgehend ungeklärt, ganz zu Schweigen von der Identität der Hintermänner!"
"Nun, es muss auf jeden Fall eine größere Organisation sein, der die Ermordeten in die Quere kamen!", antwortete der Kommissar, "das erste Opfer, Jimmy Blankville, war ein kleiner Drogendealer, der gerne mal den Mund zu voll nahm. Nummer Zwei, Edwin Parker, war ein Jurist, der dem orgnaisierten Verbrechen offen den Kampf angesagt hatte. Der dritte, der ermordet wurde war der ehemalige Vize-Chef eines Syndikats, dass schon seit Jahren nicht mehr existiert. Zumindest nicht offiziell. Das bislang letzte Opfer, abgesehen von dem Killer selbst, war kein Geringerer als Corben Fatony, das Oberhaupt des Haxor-Clans, dem drittgrößten Syndikat auf Rigel! Möglicherweise wurde Voiy von einem Mitglied des Haxor-Clans getötet, das sich die Legenden um den Maskierten Rächer zunutze gemacht hatte... Die beiden größten Syndikate liegen schon seit Jahren im Krieg miteinander und eines von ihnen könnte durchaus verantwortlich für diese Taten, wobei Jorak Voiy als Freiberufler stets für die Seite arbeitete, die am meisten bezahlte. Möglicherweise haben wir es hier auch mit Waffenschmuggel zu tun!"
"Das klingt einleuchtend", meinte Reed, "denn ich glaube kaum, dass sie nur ein oder ein paar der Gewehre illegal eingeführt haben. Gerade die mangelnden Sicherheitsbestimmungen machen die DSX-663 zu einer idealen Waffe für Verbrecher aller Art, bis hin zu Terroristen und Revolutionären!"
"Was meinen Sie mit mangelnden Sicherheitsbestimmungen?", wollte Witlow wissen.
"Eine Waffe dieser Art müsste wie die auf der Erde getestete Großkaliber-Variante über mehrere Sicherungen verfügen, die nur durch Eingabe eines Codes und der Überprüfung biometrischer Daten wie Nethaut- und Fingerabdruck-Scan deaktiviert werden können! Dieses andorianische Teil hingegen hat lediglich ein mickriges Code-System, das jeder Achtjährige mit der entsprechenden, eigentlich leicht zu beschaffenden Ausrüstung knacken kann!"
"Deswegen hatten meine Experten wohl auch so leichtes Spiel mit dem Teil... Ist das Gewehr, das wir bei Voiy fanden denn nun eindeutig als die Mordwaffe identifiziert worden?"
"Wenn nicht dieses Exemplar, dann eindeutig ein identisches aus derselben Fabrikation. Ich habe schon Kontakt zum Hersteller aufgenommen und erwarte eigentlich jeden Moment eine Antwort..."

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Denise und Hoshi befanden sich derweil im Hotel und überlegten, wie sie zur Lösung des Falls beitragen konnten. Als ihnen vorerst nichts einfiel entschieden sie sich zu einer Stadtbesichtigung mit Einkaufsbummel (dass Frauen das sogenannte "Shopping"-Gen besaßen hatte die Wissenschaft allerdings bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar nachweisen können; die Vulkanier, selbst Meister der Gentechnik, lehnten das Vorhandensein kaufrauschfördernder DNA-Fragmente als schlichtweg unlogisch ab).

Sie waren gerade im Begriff, einen Laden mit exqisiten Bekleidungsstücken zu betreten, als ein Limousinen-Gleiter neben ihnen hielt und zwei bullige Tellurier ausstiegen. Hoshi zog instinktiv ihre Phasenpistole und streckte den ersten Tellurier mit einem gezielten Schuss nieder. Der zweite zog falls seine Waffe und erwiderte das Feuer, doch Hoshi sprang elegant wie eine Gazelle aus der Schussbahn. Dabei fiel sie direkt einem wie aus dem Nichts aufgetauchten Nausikaaner in die Hände, der einen Metallstab an ihre rechte Schläfe setzte und sie mit einem Energieschock betäubte. Denise hätte die Angreifer mit bloßen Händen überwältigen können, doch in der Zuversicht dass die drei Schlägertypen sie zu den Drahtziehern der Morde führen würden ließ sie sich widerstandslos von dem zweiten Tellurier bewusstlos schießen.

Als sie aufwachten befanden sie sich in einem dunklen Raum, womöglich einem Keller.
"Guten Tag, meine Damen!", erklang eine Stimme aus der Finsternis, "ich bedaure dass ich Ihnen zur Zeit keine bequemere Unterkunft bieten kann, aber das könnte sich ändern, falls Sie zur Kooperation bereit wären!"
"Wir sollen mit jemandem wie Ihnen kooperieren?", fragte Denise verächtlich, "wer sind Sie denn überhaupt?"
"Hat Ihnen Mr. Gomez noch nichts von mir erzählt? Mein Name ist Bevol Shronn, Ihr Partner oder Boss oder was auch immer er für Sie sein mag hat mein Drogensyndikat auf der Erde zerstört! Aber letztenendes sollte ich ihm dafür auch dankbar sein, denn hier auf Rigel macht sich Verbrechen erst wirklich bezahlt!"
Er lachte hähmisch. Denise, deren Augen sich weitaus schneller und perfekter an die Dunkelheit angepasst hatten als bei einem normalen Menschen konnte den Andorianer deutlich sehen. "Mich würde interessieren ob Sie etwas völlig Neues aufgezogen oder sich einem der bestehenden Mafia-Ringe angeschlossen haben!"
"Na na na, Sie sind ja ganz schön neugierig... eben eine richtige Detektivin! Aber schön, ich sage Ihnen dass ich gerne meine eigenen Dinger drehe und mir die Partner suche, die mir dabei behilflich sein können. Und sobald sie mir lästig werden sollten..." Er machte eine wegwerfende Handbewegung.
"Also stecken Sie hinter den grausamen Morden der letzten Zeit?"
"Ich denke ich habe jetzt wirklich genug geredet; ich muss mich jetzt wieder meinen Geschäften widmen. Machen Sie es sich bequem!"
Hoshi zischte ihm hinterher: "Warten Sie, bis mein Mann herausfindet wo wir sind, dann wird Ihnen Ihr selbstgefälliges, arrogantes..."
Da knallte auch schon die Tür ins Schloss.

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Kaum war Gomez und Reed die Abwesenheit der beiden Frauen aufgefallen versuchten sie zuerst die Vermissten via persönlichen Kommunikator zu erreichen; als das nicht möglich war fragten sie gleich jeden in der Gegend, der sie zuletzt gesehen haben könnte wo sie denn geblieben seien. Wie in solchen Situationen auf Rigel oft üblich stießen sie auf eine Mauer des Schweigens.

Doch als sie bei ihren Nachforschungen in einem unübersichtlichen, heruntergekommenen Teil von Rigel City landeten trat ein unscheinbar wirkender Mann mit Lederjacke auf sie zu: "Ihr sucht doch nach diesen beiden Frauen, eine von ihnen Asiatin etwa Ende 20 bis Ende 30, die andere schwarzafrikanischer Abstammung Mitte bis Ende 20?"
"Was wissen Sie von ihnen?", fragte Malcolm ungeduldig.
"Folgen Sie mir!" Er führte sie in eine abgelegene Gasse, die auch bei hellem Tageslicht stets zum großen Teil in Dunkelheit gehüllt war. Dort wartete eine weitere Person im Zwielicht auf sie, ein Denebulaner. Der erste Mann ging zu ihm hin und sprach zu den beiden Ermittlern: "Normalerweise wären mein... Kollege hier und ich Todfeinde, denn wir gehören den beiden größten rivalisierenden Syndikaten an, die derzeit auf Rigel herrschen! Aber wir schwören Ihnen, keiner unserer Clans hat etwas mit den Morden zu tun, die mit diesen offenbar ferngelenkten Geschossen verübt wurden!"
"Aber wer steckt dann dahinter?"
Der Denebulaner trat hervor und blickte dem Detektiv scharf in die Augen. "Jemand, den Sie vertrieben haben, Mr. Gomez!"
"Wo sind Hoshi und Ms. Whittman?"
Noch ehe einer der beiden Mafiosi antworten konnte erfüllte ein leuchtendes Zischen die Luft, gefolgt von einer kleinen bis mittleren Explosion. Der rechte Arm des Erdenmannes wurde abgerissen, zusammen mit der Hälfte seines Brustkorbs. Der Denebulaner stand zuerst wie erstarrt da und versuchte dann wegzurennen, doch Gomez packte ihn an der Schulter. "Das hat keinen Sinn, diese Teufelsdinger sind schneller als Sie und heften sich an ihr Opfer wie Bluthunde!"
Reed zog einen Gegenstand aus seiner Jackentasche, der wie ein leicht abgerundeter Quader von fast 20 Zentimetern Länge aussah. Er hielt ihn hoch und betätigte einen Schalter, woraufhin schon das nächste unheilvolle Zischen ertönte. Doch diesmal verfehlte die Mikro-Rakete ihr Ziel um fast einen halben Meter und schlug in der Mauer ein. Reed steckte den kleinen Apparat mit einem zufrieden-grimmigen Grinsen zurück in seine Tasche.
"Sie... Sie haben mir das Leben gerettet!", rief der Denebulaner ungläubig.
"Natürlich nicht ganz uneigennützig - wo sind die beiden Frauen?"
"Wir sollten lieber abhauen, bevor der Heckenschütze merkt, dass seine Wunderwaffe diesmal versagt hat!", meinte Gomez und sie zogen sich - der Denebulaner gebückt wie einst der Glöckner von Notre Dame - durch den hintersten Winkel der Gasse auf einen völlig zugemüllten Hinterhof zurück.

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Shronn hatte beim Verlassen des Raums das Licht angemacht, doch viel Helligkeit vermochte die antike Glühbirne auch nicht zu verbreiten. Sie mussten sich tatsächlich in einem Keller befinden, denn eine metallene Treppe führte etwa drei Meter nach oben und endete vor einer Tür. Denise ging hinauf und stellte fest, dass sie mit einem elektronischen Code-Schloss gesichert war. Doch durch bloßes Handauflegen war sie in der Lage, den Mechanismus außer Kraft zu setzen; sie winkte Hoshi zu, nach oben zu kommen und öffnete die Tür einen Spalt weit.

In dem Gang war zunächst niemand zu sehen, doch nur eine halbe Minute später hörten sie sich nähernde Schritte. Schnell versteckten sie sich in einer dunklen Nische, wo sie gerade noch aus den Augenwinkeln einen kleinwüchsigen Humanoiden mit riesigen Segelohren ausmachen konnten.
"So einen habe ich ja noch nie gesehen!", flüsterte Denise.
"Ich glaube ich schon... Vor 20 Jahren haben ein paar von denen die Enterprise überfallen; der Name ihres Volkes fiel nie und wir haben seitdem auch nie wieder etwas von ihnen gehört oder gesehen!"
"Auf jeden Fall sieht er aus wie ein haarloser Affe!"
"Das mit dem haarlosen Affen habe ich gehört!", rief der Kleinwüchsige und richtete sein Strahlengewehr auf die Zwei. "Los, wieder zurück in den Keller!"
Sie verließen die Nische, blieben dann aber stehen. "Also da gehen wir keinesfalls wieder runter", protestierte Denise, "diese Unterkunft ist unseren Bedürfnissen keineswegs angemessen!"
Der Fremde seufzte. "Ihr Erdenfrauen seid aber auch anspruchsvoll... Reicht es denn nicht dass ihr Kleidung tragen dürft? Eigentlich widerwärtig, wenn Weibliche ihre Körper derart verhüllen! Ich ... ich möchte dass ihr euch auf der Stelle auszieht! Na los, runter mit den Stoff-Fetzen!"
Denise und Hoshi waren sprachlos. Nicht nur dass der Kleine ziemlich hässlich war, pervers schien er auch noch veranlagt zu sein... Denise wollte gerade ihre besonderen Kräfte einsetzen, als ein Zischen, gefolgt von einem Knall ertönte. Dabei wickelte sich eine Art Seil um den Lauf des Gewehrs und riss es dem Großohrigen aus den Händen. Die Bewegung war so schnell dass nur die geschärften Sinne von Gomez' Assistentin sie wirklich wahrnehmen konnte. Der Entwaffnete drehte sich um und sab sich einer fast zwei Meter großen, ganz in Schwarz gekleideten Gestalt gegenüber. "D... d... du bist doch nicht etwa das Phantom, der maskierte Rächer?"
Statt einer Antwort packte die einem Ninja von der Erde ähnelnde Gestalt den kleinen Mann am Kragen und schleuderte ihn an die nächst gelegene Wand. Dann warf der Unbekannte Denise das Gewehr zu und fragte: "Sie können doch damit umgehen?" Er sprach akzentfreies, perfektes Oxford-Englisch.
"Ja, ich denke schon..."

Doch lange sollte die Freude über die wiedergewonnene Freiheit nicht währen, denn schon im nächsten Augenblick stürmte eine ganze Armee das Haus, die überwiegend aus Telluriern und Nausicaanern bestand. Der Schwarzgekleidete kämpfte tapfer und auch Denise streckte mit paralisierenden Strahlen einen Gegner nach dem anderen nieder (sie wollte nur töten wenn es sich überhaupt nicht vermeiden ließ). Doch die Menge der Gegner und ihre schiere Kampfwut waren einfach zu viel für die Drei und Denise zögerte, ihre übernatürlichen Fähigkeiten einzusetzen, da sie Hoshi (die sich als gute Kickboxerin erwieß) nicht in noch größere Gefahr bringen wollte.
Vier Nausicaaner stürzten sich gleichzeitig auf das Phantom, welches dem massiven Angriff nicht lange stand hielt. Denises scharfe Augen konnten grünes Blut sehen, das aus einer Bauchwunde floss; in diesem Moment betrat Bevol Shronn den Schauplatz und zog dem regungslos Daliegenden die Maske vom Gesicht: Das Phantom war ein Vulkanier!
"Na wenn das keine Überraschung ist... wie lässt sich deine Vorgehensweise denn mit der sonst so klaren Logik deines Volkes vereinbaren?"
"Ihre Vorgensweise ist es, die der Logik widerspricht... all die Morde, all das Verbrechen..."
Shronn wandte sich an seine Leute: "Verarztet den Mann auf der Stelle, ich will nicht dass er mir hier krepiert! Wir werden ihn heute Nacht in einer Live-Übertragung demaskieren und hinrichten, das wird eventuellen Nachahmern eine Lehre sein! Und diese beiden Damen hier werden einen Platz in der ersten Reihe kriegen..."

- - - - -

Reed und Gomez trafen in Begleitung eines Sondereinsatzkommandos der Polizei und vier Sicherheitsoffizieren von der Destiny unter der Leitung Lieutenant Shattners bei der Adresse ein, die der vor dem Raketengeschoss gerettete Mafioso ihnen mitgeteilt hatte. In dem Haus waren deutliche Kampfspuren auszumachen, die in aller Eile und nur unvollständig verwischt worden waren. Reed trat an ein ramponiert aussehendes, aber noch funktionsfähiges Terminal und aktivierte es, woraufhin eine Nachricht von Denise abgespielt wurde: "Bevol Shronn steckt hinter Allem, er hat Hoshi und mich in seine Gewalt gebracht, ebenso den Mann, der als 'maskierter Rächer' bekannt ist. Uns geht es soweit gut, nur der Rächer soll noch heute Nacht in einer Live-Übertragung hingerichtet werden. Folgen Sie einfach dem Signal, das auf der nun folgenden Frequenz ausgestrahlt wird:"
Ein Code erschien auf dem Bildschirm und Reed stellte seinen Scanner entsprechend ein. Schon konnte er ein schwaches, aber deutliches Signal ausmachen, das aus Richtung Nordwesten kam. "Mr. Gomez, ich weiß zwar nicht genau wie Ihre Assistentin das gemacht hat, aber wir haben eine Spur!"

Ein paar Polizisten blieben zurück und sicherten das Haus, während der Rest Denises Signal bis zu einer leerstehenden Fabrik folgte. Die Antennen auf den Dächern zweier Gebäude schienen auf eine Sendenalage hinzudeuten - der Leiter des Sondereinsatzkommandos, Sergeant-Inspektor Rupert Caine, meinte dies sei ein Piratensender, mit dem sich alle regulären Übertragungen überschatten ließen.
"Heißt das jeder auf Rigel kann das sehen?", fragte Gomez.
"Genau. Noch ist die Anlage nicht auf Sendung, aber dem Energieniveau nach befindet sie sich im Stand-By-Modus..."
Shattner kontaktierte sofort die Destiny und befahl dem Kommunikationsoffizier, alles für eine sofortige Blockierung des oder der für die Übertragung notwendigen Satelliten vorzubereiten.

Nun wurde es ernst: Die Beamten und Beamtinnen des Sondereinsatzkommandos (alle in Zivil und unterschiedlich gekleidet, um nicht zu sehr aufzufallen) schwärmten aus und verteilten sich auf dem Gelände. Die erstaunlich wenigen Wachen waren schnell überwältigt und ohne größeren Widerstand drang ein Stoßtrupp in das Gebäude ein, in dem sich Denise laut Reeds Sensoranzeigen aufhalten musste. Eigentlich verlief alles zu glatt, die Polizisten rechneten jederzeit mit einer Falle...

Und die schnappte dann auch prompt zu, als das Licht in den dunklen Korridoren plötzlich anging und von überall her schwer bewaffnete Mafiosi reinstürmten, einige von ihnen mit Gewehren des Typs DSX-663 bewaffnet. "Bullen!", rief ein besonders hässlich aussehender Tellurier, "die erkenne ich auch ohne Uniform eine Meile gegen den Wind! Ich hoffe ihr wisst, was das für hübsche Spielzeuge sind, die einige von uns da haben. Ihr habt nicht die geringste Chance. Lasst die Waffen fallen und folgt uns!"

Sie wurden in das Hauptstudio gebracht, das vom Aufbau her stark an ein antikes Kolloseum erinnerte. In der Mitte der Arena standen zwei zu einem X gekreuzte Metallpfosten, an denen eine in Schwarz gekleidete maskierte Gestalt hing. Bevol Shronn, der auf einer fast schon imperial wirkenden Tribüne saß stand auf und rief durch das Mikrophon: "Seht mal wer da gekommen ist! Die Arena wird sich heue mit Blut tränken, zuerst dem des Phantoms und dann dem dieser Polizisten!" Offenbar verleitete ihn die Macht der Raketenwaffen zum Größenwahn... "Ich muss gestehen, ursprünglich wollte ich mit diesen netten Dingern nur Handel betreiben, aber nun werden sie mir dabei helfen, die totale Kontrolle über diesen Planeten zu erlangen!" Er lachte diabolisch.
"Sie haben ausgespielt!", rief Reed plötzlich, "im Orbit befindet sich ein Schiff der Föderation, das die Übertragung Ihrer Sendung blockieren wird! Darüber hinaus sendet es Signale aus, die die von Ihnen so hoch geschätzten Gewehre wirkungslos machen!"
"Lügner!", schrie ein Mann, der auf einer Empore stand und feuerte prompt seine DSX-663 ab. Das Geschoss stieg nachdem es sich einen halben Meter von der Gewehrmündung entfernt hatte senkrecht nach oben und explodierte dort kurz vor der Decke des Studios. Er schoss noch einmal - mit demselben Ergebnis. Andere taten es ihm nach und in dem nun folgenden Inferno fehlgeleiteter Explosionen schoss auf einmal ein blauer Blitz durch die Gegend und deaktivierte die restlichen, "normalen" Schusswaffen. Das wirklich Sonderbare aber war dass alle Polizisten kurz darauf ihre Waffen wieder hatten und anfingen, die Mitglieder von Shronns Syndikat zu verhaften. Shronn selbst, der ebenfalls von dem blauen Blitz gestreift worden war betätigte einen Sender, den er um sein Handgelenk trug; doch der Fluchttransporter versagte ebenfalls. Da sah er sich auf einmal einem der Polizisten gegenüber, der mit einer recht seltsam aussehenden Waffe auf ihn zielte. "Das Spiel ist aus, Shronn! Noch einmal entkommen Sie mir nicht!"
"Was soll das heißen, 'noch einmal'? Wer sind Sie?"
"Erinnern Sie sich nicht? - Ach ja, damals hatte ich ein anderes Gesicht!"
"Steven Gomez?!"
Noch während dieses Gesprächs klickten Handschellen, die ihm der Sondereinsatzleiter Caine höchstpersönlich anlegte und der Andorianer war offiziell verhaftet.

- - - - -

Derek Witlow feierte den gelungenen Abschluss des Falls mit allen an der Aufklärung Beteiligten inklusive der Führungsoffiziere der Destiny.
"Auf die Sternenflotte und ihre technischen Errungenschaften, die uns große Dienste geleistet haben! Am beeindruckendsten muss wohl der blaue Blitz gewesen sein, von dem ich gehört habe dass er sich so bewegt hat als ob ihn oder jemand oder etwas gesteuert hätte!"
"Vielen Dank für das Lob, aber dieses Phänomen ist auch uns ein Rätsel, auf jeden Fall hat die Destiny nichts damit zu tun!", klärte Captain Winkler ihn auf. Auch Reed musste gestehen, von einer derartigen Waffe oder wie man es sonst nennen wollte noch nie gehört zu haben. "Wahrscheinlich waren irgendwelche außerirdischen Kräfte am Werk oder unser Geheimdienst hat mit etwas experimentiert, von dem noch nicht einmal ich wissen darf..."
"Aber das kann doch gar nicht sein", protestierte Hoshi empört, "wenn du etwas nicht kennst dann muss es wirklich fremden Ursprungs sein! Was ich aber wissen möchte, was geschieht jetzt mit diesen furchtbaren Waffen?"
"Ein paar werden wir hier als Beweisstücke behalten, den Rest wird der Hersteller wieder zurück nehmen und fachgerecht demontieren", erläuterte Witlow, "ein paar korrupte Angestellte bei dieser andorianischen Firma haben beim Waffenschmuggel mitgewirkt und wurden inzwischen den dortigen Behörden übergeben. Die Produktion der DSX-663-Serie wird wohl allem Anschein nach eingestellt werden, die Firma wird sich in Zukunft auf weniger gefährliche Jagdwaffen spezialisieren sowie Standardanfertigungen für das Militär!"

Nun, da alle Fragen geklärt waren hatte Denise noch etwas Persönliches auf dem Herzen: "Hoshi, ich will mich ja nicht in Ihr Privatleben drängen aber ich weiß, dass Sie jahrelang mit Charles Tucker zusammen waren und auch wenn ich nicht alles von Anfang an mitbekommen hatte schienen Sie doch ein glückliches Paar zu sein..."
Hoshi sah einen Augenblick lang nachdenklich aus und lächelte dann. "Ach sagen wir, es hat sich einfach zuviel geändert! Auf jeden Fall bin ich glücklich so wie es jetzt ist..."
Reed umarmte seine Frau zärtlich und fügte hinzu: "Eigentlich war ich eine Zeit lang irgendwie mehr an T'Pol interessiert, aber ihre vulkanische Reserviertheit kann selbst einen Briten auf die Palme bringen. - Nun, jetzt wird es bald Zeit für die Abreise; keine Angst, Mr. Gomez, Sie können diesmal auf jeden Fall das Shuttle nehmen!"
"Na das will ich auch hoffen..."

 
ENDE

 
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Disclaimer:
STAR TREK wurde von Gene Roddenberry entworfen und ist eingetragenes Markenzeichen von Paramount Pictures; die Rechte liegen bei dieser Firma.

"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.