Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 2: Geisterstunde

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

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London war eine wahrlich faszinierende Stadt - im Gegensatz zu Chicago hatte sie den größten Teil ihres alten Charmes noch nahezu unverändert beibehalten. Doch Steven Gomez und seine Assistentin Denise waren nicht hier, um sich die Sehenswürdigkeiten anzuschauen (auf jeden Fall nicht in erster Linie). In dem kleinen, gemütlichen Pub, in dem sie gerade saßen waren sie mit einem Kunden verabredet, einem jungen Mann aus Rumänien... Doch der war schon eine halbe Stunde überfällig. Gerade als die Beiden darüber beratschlagten, wie lange sie noch warten wollten kam er. "Mr. Gomez, der Privatdetektiv, nehme ich an?", fragte der dunkelhaarige Mann Ende 20.
"Der bin ich, und Sie müssen Stanislav Dumitrescu sein! Das ist Meine Assistentin, Denise Whittman."
"Sehr erfreut..." Er schütelte ihre Hände und meinte dann: "Wenn es Ihnen nichts ausmacht würde ich die Angelegenheit doch lieber an einem anderen, nicht ganz so der Öffentlichkeit ausgesetzten Ort besprechen!"
"Einverstanden. Ich habe nicht weit von hier ein Zimmer gemietet!"

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Das Zimmer, von dem Gomez gesprochen hatte war noch nostalgischer eingerichtet als seine eigene Wohnung zuhause in Chicago, wo der Stil des 20. Jahrhunderts vorherrschte; hier war es das Viktorianische Zeitalter, das den Ton angab - der Detektiv fühlte sich fast wie Sherlock Holmes und dachte ernsthaft darüber nach, sich für längere Zeit, wenn nicht gar dauerhaft in der Stadt an der Themse niederzulassen. Als er, Denise und Dumitrescu an dem kleinen, runden Tisch in der Mitte des Zimmers saßen deuteten lediglich die Kleidung der jungen Frau und das PADD, das vor ihr lag darauf hin, dass man in Wahrheit das Jahr 2171 schrieb, welches sich nun seinem Ende entgegen neigte.

Der Rumäne räusperte sich und begann: "Es geht um mein Schloss, oder vielmehr darum, dass es nicht meins ist... Ich war der einzige Verwandte meines verstorbenen Onkels Nikolai Lasslau, zu dem er guten und regelmäßigen Kontakt hatte. Er hatte mir mehrmals versichert, dass ich sein Schloss erben würde, dass sich schon seit Jahrhunderten in Familienbesitz befindet. Nun aber, da er tot ist gehört es auf einmal einem windigen Geschäftsmann namens Charles Denivier! Er hat absolut keinen Sinn für die Heiligkeit dieses Schlosses, er wird es entweder an den Meistbietenden verkaufen oder selbst zu irgendeinen Sündenpfuhl mit Glücksspiel, Prostitution und Drogenhandel umbauen! Er soll Kontakte zum organisierten Verbrechen haben, niemals hätte mein Onkel sich mit einem wie ihm eingelassen, sein letztes Testament muss eine Fälschung sein, aber Denivier hat die besten Anwälte auf seiner Seite!"
Gomez nickte verständnissvoll. "Als ich etwa Mitte dieses Jahres mit der andorianischen Mafia zu tun hatte, war ich auch in Paris und Umgebung. Der Name des von Ihnen erwähnten Geschäftsmannes fiel auch zwei oder drei Mal, aber getroffen habe ich ihn nie. Ich nehme an, wir sollen jetzt dieses Testament als Fälschung entlarven und diesen Typen den Behörden aushändigen?"
"Wichtig ist es vor allem, ihn daran zu hindern, das Schloss zu verkaufen oder zu verschandeln! Dabei könnte Ihnen möglicherweise die Legende behilflich sein, dass die Geister einiger meiner unglücksseeligen Vorfahren immer noch dort spuken sollen. Ich selbst glaube zwar nicht wirklich an solche Spukgeschichten, aber Viele in dem Dorf, in dessen Nähe sich das Schloss befindet halten Gespenster, Werwölfe, Vampire und Dämonen nach wie vor für real!"
Denise meinte lächelnd: "Es gibt in der Tat Dinge im Universum, die sich unser doch ziemlich beschränkter Verstand nicht einmal annähernd zu erklären weiß! Dämonen könnten also in gewisser Weise durchaus existieren..."
Dumitrescu sah sie verwirrt an; ihr Blick ließ vermuten, dass sie es durchaus ernst meinte. Nur Gomez konnte wenigstens ansatzweise ahnen, was sie schon gesehen hatte, er war der Einzige, der über ihre einzigartige Natur Bescheid wusste, der Einzige, der wusste, wer sie einst war, als sie noch eine normalsterbliche Bürgerin der Föderation gewesen war.

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Allein schon um das Schloss zu sehen hatte Gomez zugestimmt; direkt von London aus flogen er und Beamie alias Denise mit ihrem neuen Auftraggeber nach Rumänien; nach der Landung in Bukarest ging es erst einmal mit einer Art Bus (der mindestens 100 Jahre alt zu sein schien) nach Norden und den Rest des Weges bis zu Dumitrescus Heimatdorf mit einem schier unausprechlichen Namen legten sie in einer echten Pferdekutsche zurück.

Auch wenn das Dorf so aussah, als sei die Zeit seit Jahrhunderten stehen geblieben, waren seine Bewohner hinter den Fassaden keineswegs zurückgebliebene Eigenbrötler, zumindest Einige von ihnen. In Dumitrescus bescheidenem Heim fanden sie auch ein zehn Jahre altes Kommunikations-Terminal, das Denise mit ein paar einfachen Handgriffen (eigentlich war es nur ein Handauflegen) auf den neuesten Stand brachte. Der Privatdetektiv konnte so seinen freien Mitarbeiter Malcolm Dorix über einen verschlüsselten Kanal kontaktieren und ihn über die Lage des Falls in Kenntnis setzen. Gleichzeitig bat er ihn darum, nach belastendem Beweismaterial gegen Charles Denivier zu suchen.
"Das klingt ja wieder mal mordsspannend - ich darf mich hier durch Gigabytes und Gigabytes von trockenen Verwaltungsdateien mit wirtschaftlichem und juristischem Inhalt wühlen und ihr verbringt eine schöne Zeit in Rumänien!"
"Also dass es nur schön werden wird bezweifle ich... Und wenn du erst einmal die richtigen Daten gefunden hast wird es garantiert alles andere als langweilig, du selbst hast mir doch schon zig mal vorgeschwärmt wie sehr du den Nervenkitzel liebst, wenn dir irgendwelche digitalen Spürhunde dicht auf den Fersen sind und jederzeit deinen Standort ausfindig machen können!"
"Wenn nach der langwierigen Suche nicht meine Reflexe eingerostet sind... Ich werde mein Bestes geben!"

Als Nächstes schlug der Privatdetektiv vor, die Leiche von Dumitrescus Onkel zu exhumieren und untersuchen zu lassen. Doch da die zum großen Teil immer noch streng gläubige Gesellschaft dieses Landes hätte diesen in ihren Augen frevlerischen Akt der Blasphemie nicht gut geheißen, weshalb das Vorhaben zumindest vorläufig auf Eis gelegt wurde.

Nun ging es darum, Kontakt zu Denivier aufzunehmen; Gomez wollte von seinem Gastgeber wissen, ob er sie zum Schloss führen könne.
"Hinführen schon, aber hinein kommt niemand ohne das ausdrückliche Einverständnis des neuen 'Schlossherrn'. Dieser elende [es folgte ein fast unübersetzbares und schwer zu verstehendes Schimpfwort aus seiner Muttersprache] hat mir doch glatt Hausverbot erteilt! Er stellt mich als den Betrüger hin, der sich den Besitz unrechtmäß erschleichen will; sobald ich mich in der Nähe des Schlosses blicken lasse, lässt er mich verhaften!"
"Ich kann Ihre Wut und Ihren Ärger durchaus verstehen... Aber tun Sie lieber nichts Unüberlegtes, rein rechtlich gesehen kann man das Testament ohnehin nicht anfechten, so einer wie er kann sich immer die besten Anwälte leisten! Denise und ich haben dafür unsere eigenen Methoden, vertrauen Sie uns, wir werden es schon schaffen, den Kerl zu überführen!"

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Am frühen Abend des darauffolgenden Tages ging eine Asiatin mit kurzen, mittelblonden Haaren in Richtung Schloss; doch schon 400 Meter vor dem eigentlichen Eingang versperrte ihr ein schweres, schmiedeeisern wirkendes Tor den Weg. Gleich zwei Kameras drehten sich zu der jungen Frau hin und aus einem versteckten Lautsprecher schnarrte eine eine harte, metallische Stimme: "Wer sind Sie und was wollen Sie?"
"Ich bin Hitomi Kendoshi und ich möchte Ihnen ein geschäftliches Angebot unterbreiten!"
"Mr. Denivier macht keine Geschäfte mit Fremden, die einfach unangemeldet hier auftauchen!"
Die Besucherin griff in ihren ledernen Beutel, den sie bei sich trug und zog ihre Hand gefüllt mit allerlei Edelsteinen wieder hervor, die sie abwechselnd in die beiden Kameras hielt. "Das sind nur kleine Kostproben dessen, was schon bald Mr. Denivier gehören könnte!"
"Also gut... Sie können eintreten, ausnahmsweise!"

Das Tor öffnete sich quietschend und Hitomi betrat das letzte Stück des Weges, der zum Schloss führte, vorbei an hohen Bäumen, die eine unheimliche Gasse bildeten. Das nicht weniger große Tor, das den Eingang zum Schloss selbst bildete wurde ihr von einem Nausicaaner geöffnet, einem Riesen, gegen den Frankensteins Schöpfung geradezu wie eine Schönheit wirkte. "Mensch! Kommen rein!", knurrte er und führte den Gast in ein riesiges Wohnzimmer. Ein älterer Mann Mitte 60 stand auf und schüttelte ihre Hand. "Willkommen auf Schloss Waswarek, Ms. Kendoshi! Kann ich Ihnen etwas anbieten?"
"Einen Orangensaft bitte, wenn möglich frisch gepresst! - Dieses Gebäude hier muss ja ein Vermögen gekostet haben..."
"Wenn ich es gekauft hätte ja, aber ein alter Geschäftskollege hat es mir testamentarisch vermacht! - Ganz frisch gepressten Saft kann ich Ihnen leider nicht anbieten, aber ich habe hier einen aus hochwertigem Konzentrat, hergestellt nur aus den besten Früchten!"
Sie setzten sich beide an einen etwas kleineren Tisch; er goss ihr den Orangensaft in ein prunkvoll geschliffenes Glas ein und genehmigte sich selbst einen Cognak. Mit fachmännischem Blick begutachtete er die Juwelen aus Hitomis Beutel und war schlicht begeistert: "Eine so hervorragende Qualität sieht man selten! Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie das Schloss zu kaufen wünschen? Falls ja, dann muss ich Ihnen leider mitteilen, dass dies völlig ausgeschlossen ist! Ich weiß, dass Japaner schon immer eine Schwäche für europäische Schlösser hatten..."
"Ich selbst gedenke es nicht zu kaufen, ich bin hier im Auftrag eines reichen Adligen von Risa. Er ist geradezu besessen von dem Gedanken, dieses wunderbare alte Gemäuer hier Stück für Stück in seine Einzelteile zu zerlegen, diese nach Risa fliegen zu lassen und das Schloss dort dann wieder Eins zu Eins aufzubauen! Dafür ist er auch bereit, Ihnen die hundertfache Menge der Juwelen zu geben, die ich in meinem Beutel habe!"
"Das klingt ja geradezu... Nein, dieses Angebot kann ich nicht annehmen! Was glauben Sie wie die Einheimischen hier ausrasten würden, wenn man ihnen das Schloss einfach so wegnähme? Und dann ausgerechnet nach Risa! Nein, es bleibt hier und ich werde daraus ein Luxushotel machen, mit Kasino und allem was dazu gehört! Überhaupt, wer ist denn Ihr ominöser Auftraggeber eigentlich?"
"Seine genaue Identität ist selbst mir nicht bekannt, er setzt sich mit mir immer per Subraumfunk in Verbindung und ich bin sicher, dass ich nicht die Einzige bin, die für ihn arbeitet! Außerdem ist er bereit, eine originalgetreue Kopie an der Stelle des alten Schlosses zu errichten, er selbst gibt sich nur mit dem echten Original zufrieden!"
"Ach du meine Güte, ich kenne selbst eine Dame von blaublütiger Abstammung und ich kann sagen, diese Adligen sind zuweilen schon sehr exzentrisch! Sie bringen mich da in eine verdammte Zwickmühle, einerseits reizen mich die Kostbarkeiten, die Sie mir da geboten haben ungemein, andererseits muss ich jetzt an die Einheimischen denken... Denn ich bin auf sie angewiesen, wenn ich das ganze Dorf nur mit Schauspielern bevölkern würde, kämen da erhebliche Mehrkosten auf mich zu und ganz originalgetreu würden sie auch nicht wirken... Denn wenn ich das Schloss hier tatsächlich auf einen anderen Planeten verfrachten lassen würde, könnte ich nie und nimmer mit der Unterstützung der Leute hier rechnen! Die hängen nun mal sehr an diesem Unikat von Schloss, sie glauben sogar, dass die Geister der Vorfahren seines Vorbesitzers hier noch irgendwo rumspuken sollen und was glauben Sie wie die erst reagieren, wenn sie sich auf einmal Lichtjahre von ihrer Heimat wieder finden!" Er lachte schallend. "Nein, im Ernst, natürlich glaube ich nicht an diesen Schwachsinn, aber viele Leute hier schon, eigentlich volkommen absurd in der zweiten Hälfte des 22. Jahrhunderts, aber ich bin in gewisser Weise auf ihr Wohlwollen angewiesen! Ich brauche das Dorf als urtümliche Kulisse, verstehen Sie?"
Hitomi nickte und steckte die Juwelen wieder in ihren Beutel. Dann gab Sie Denivier eine Karte und meinte: "Vielen Dank für den Orangensaft und die Informationen; falls Sie es sich doch noch einmal anders überlegen sollten, unter der Nummer hier bin ich bis Ende nächster Woche zu erreichen!"

Sie verabschiedeten sich und Hitomi ging ihres Weges. Kaum war sie außerhalb der Blickwinkel der Kameras, ging eine merkwürdige Verwandlung mit ihr vor: Aus der gutaussehenden Japanerin wurde mit fließenden Übergängen eine gutaussehende junge Frau schwarzafrikanischer Abstammung - Denise Whittman. Gomez' Assistentin war in der Tat für so manche Überraschung gut; jetzt musste sie nur noch schnell und unbemerkt die Juwelen ihrem eigentlichen Besitzer zurück bringen und dann ihrem Chef und Stanislav Dumitrescu die Neuigkeiten mitteilen.

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"Das gibt's doch gar nicht! Dieser elende Mistkerl wagt es, meinen Onkel als seinen Geschäftspartner zu bezeichnen? Er hätte sich nie und nimmer mit dieser Schlange auf irgend etwas eingelassen!"
"Nun beruhigen Sie sich doch, Mr. Dumitrescu, Denivier hat bestimmt gelogen! Aber dass er und Ihr Onkel sich gekannt haben werden Sie ja wohl nicht abstreiten?"
"Leider kann ich das nicht. Mag sogar sein, dass sie in irgendeiner Weise doch geschäftlich miteinander zu tun hatten, aber das hätte Onkel Nikolai nie und nimmer dazu bewogen, diesem verdammten Betrüger das Schloss zu vermachen! Dazu hatte er eine viel zu gute Menschenkenntnis... Und dann noch diese angebliche Sorge Deniviers um das Seelenheil unseres Dorfes! Er will wohl dass wir als Lakaien in seinem ach so noblen Luxus-Hotel arbeiten... dieser gottverdammten Glücksspielhölle und mit Drogen wird da dann garantiert auch noch gehandelt!"

Auf diese Verdächtigungen wusste Gomez auch nichts mehr zu erwidern. Das mit dem Drogenhandel, was der Rumäne schon bei der Besprechung in London erwähnt hatte konnte sehr wohl stimmen, aber einfach so ohne stichhaltige Gründe darüber zu sprechen schien ihm selbst bei einem Charles Denivier etwas übertrieben. Denise dachte daran, diesem Geschäftsmann in der kommenden Nacht einen Besuch abzustatten - doch diesmal in ganz anderer Gestalt. Zu diesem Zweck widmete sie sich ausführlich der Familienchronik der Lasslaus und Dumitrescus.

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Deniviers nausicaanischer Diener saß auf der untersten Stufe der großen steinernen Treppe, die in das erste Stockwerk führte und langweilte sich. Und wenn er sich langweilte, verbog er Metallstäbe. Gerade als er über die beste Methode nachdachte, einen soliden Eisenstab von einem Zentimeter Durchmesser zu einer Bretzel zu verformen schlugen die ausnahmslos mechanischen Uhren im Schloss die volle Stunde - zwölf Mal, Mitternacht. Der Nausicaaner wusste ein Wenig über menschlichen Aberglauben, doch anfangen wusste er damit nichts so recht. Als ein kalter Zug durch die Eingangshalle wehte dachte er zuerst an einen Defekt in der Klimaanlage oder ein offen gelassenes Fenster (bei seiner Gründlichkeit eigentlich nicht möglich) und wollte gerade aufstehen um nachzusehen, als die Erscheinung einer halbdurchsichtigen, leuchtenden jungen Menschenfrau wie aus dem Nichts materialisierte. Sie schwebte knapp zehn Zentimeter über dem Boden, mitten durch den schnell aufgestandenen Nausicaaner durch, der ein eisiges Kribbeln in seinen Eingeweiden verspürte. Er drehte sich um und sah, wie sie die Treppe hinaufschwebte. Er ging zum nächst gelegenen Kommunikationspanel, das in Form und Farbe harmonisch in die Jahrhunderte alte Wand eingepasst war und knurrte nach kurzem Drücken des rubinroten Knopfes: "Schlossgespenst unterwegs zu Ihnen!" Dann setzte er sich wieder auf die Stufe und widmete sich weiter seinen Biegespielchen. Er verfügte zwar über Bärenkräfte, aber gegen eine nicht materielle Erscheinung konnte er nicht das Geringste ausrichten.

Denivier, der in seinem Bett saß und die neuesten Börsenberichte laß traute zuerst seinen Ohren nicht. Schlossgespenst? Die Nausuicaaner waren nicht gerade für ihren Sinn für Humor bekannt, er zweifelte sogar daran dass sie überhaupt etwas Derartiges hatten. Auf einmal ging das Licht aus und ein eisiger Hauch wehte durch das Schlafzimmer; eine Sekunde später schwebte eine geisterhafte Frauenerscheinung durch die geschlossene Tür. Sie gab erst ein lang gezogenes Stöhnen von sich und sprach dann auf Rumänisch: "Du Frevler wagst es, diesen Ort zu entweihen, der seit Jahrhunderten unsere Heimat ist! Verlasse diesen Ort oder du wirst für immer verloren sein!" Der trotz seines Alters immer noch sehr fitte Mann sah das Wesen zuerst ängstlich an, fing dann aber lauthals an zu lachen. Er legte das PADD mit den Börsenberichten beiseite, stand auf und ging klatschend auf die ziemlich verdutzte Beamie zu. "Hervorragend! Genau sowas bräuchte ich noch für mein Hotel! Ich muss sagen, ich bin beeindruckt von dem, was sich mit unserer heutigen holographischen Technologie so alles anstellen lässt. Die Projektoren müssen in einem unbeobachteten Augenblick ins Schloss gebeamt worden sein, genau so wie die Kältegeneratoren. Ich erkenne dieses Gesicht wieder, ich habe es schon mehrere Male gesehen, es befindet sich auf einem Porträt, das im Ostflügel hängt... Katarina Lasslau, 17. Jahrhundert! Ich frage mich, wer dahinter steckt... Etwa dieser nichtsnutzige Dumitrescu, der das Schloss so gerne für sich haben möchte? Nein, dafür ist er nicht clever genug, zumindest kann er das nicht alleine bewerkstelligt haben! Hat es vielleicht mit dem Besuch dieser Japanerin gestern, pardon: Vorgestern Abend zu tun? Will man mich hier etwa mit billigen Tricks hinausekeln? Nun, billig ist vielleicht das falsche Wort, auf jeden Fall ist Ihr Auftritt so klischeehaft, dass ich mich kringeln könnte vor Lachen! Wie wär's mit einem Geschäft: Arbeiten Sie für mich, wer auch immer Sie sein mögen, der oder die dahinter steckt oder Sie haben eine Minute Zeit, Ihren Krempel zu packen und wieder aus dem Schloss zu beamen, bevor ich die Polizei alarmiere!"
Mit so einer Reaktion hatte sie nun nicht gerade gerechnet... Beamie war so perplex, dass sie den letzten Satz vor ihrem Verschwinden im Föderations-Standard statt auf Rumänisch sprach: "Sie Ungläubiger... Sie wissen ja gar nicht, worauf Sie sich da einlassen!"

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Auch Gomez konnte nur den Kopf schütteln, als seine Assistentin ihm von ihrem misslungenen Versuch, als Geist zu erscheinen berichtete. "Dieser Denivier scheint wahrhaftig ein harter Knochen zu sein, aber Sie mussten irgendwie auch damit rechnen, dass er Ihren sehr... traditionell wirkenden Spuk als holographische Projektion abgetan hat! Schlafen wir nun erst mal, es ist schon reichlich spät, morgen sehen wir dann weiter!"

Kaum hatten sie ihr Frühstück beendet kam auch schon über den verschlüsselten Kanal eine Nachricht von Malcolm Dorix herein. Seinen bisherigen Recherchen zufolge hatte Nikolai Lasslau tatsächlich ein paar zumindest auf den ersten Blick sehr harmlos wirkende Geschäfte getätigt. Meistens ging es um die Beschaffung irgendwelcher Kunstgegenstände, was je nach Verfügbarkeit und Besitzverhältnis auch schon mal in kriminelle Dimensionan abgleiten konnte. "Niemals!", protestierte Dumitrescu energisch, als er davon hörte, "mein Onkel war zwar Kunstliebhaber, aber kein fanatischer Sammler, der etwas um jeden Preis haben wollte! Denivier muss ihn hereingelegt und dann wahrscheinlich damit erpresst haben! Aber selbst dann hätte er niemals sein Testament zugunsten dieses Verbrechers geändert, da muss Gehirnwäsche oder sowas im Spiel gewesen sein!"
Genau das wird Malcolm herausfinden. Wie ich schon einmal sagte, nur nichts überstürzen..." Gomez klopfte dem jungen Mann aufmunternd auf die Schulter und ging nach Draußen, wo er die (trügerische) Idylle des Dorfes genoss. Denise trat neben ihn und meinte: "Ich werde mich noch einmal zwei Stunden lang hinlegen und mich dann wieder auf den Weg zum Schloss machen, diesmal wieder als Hitomi Kendoshi!"
"In Ordnung. Aber lassen Sie sich nicht provozieren!"
"Provozieren? Ich mich von diesem Widerling? Nie und nimmer! Aber wenn er mir zu nahe kommen sollte kriegt er eine gescheuert!"

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Diesmal teleportierte sie sich direkt in die unmittelbare Nähe des Gebäudes, denn auf eine weitere Begegnung mit den beiden Kameras und der verzerrten Metallstimme konnte sie gerne verzichten. Verdeckt vom dichten Gebüsch konnte sie zwei Fahrzeuge ausmachen, bei denen drei Männer in Arbeitsuniform standen. Schnell "zauberte" Hitomi alias Beamie alias Denise sich dieselbe Kleidung und schon im nächsten Augenblick stand sie mitten in der Eingangshalle des Schlosses. Dort stand schon ein weiterer Mann in Uniform, der sie verdutzt anblickte: "Wo kommen Sie denn hier? Ich habe Sie in keinem unserer Wagen gesehen!"
"Ich bin die neue Aushilfe, ich habe gehört hier gibt es Einiges zu tun!"
"In der Tat, wir sind gerade dabei, das gesamte Schloss zu vermessen zwecks Planung der Umbauarbeiten! Nun, da Sie schon mal hier sind können Sie sich geich nützlich machen und Mr. Denivier die Ergebnisse vom ersten Stock des Südflügels bringen!" Er drückte ihr ein PADD mit einer architektonischen Risszeichnung in die Hand und deutete in Richtung des Wohnzimmers, wo sie dem älteren Mann zum ersten Mal begegnet war. Selbstbewusst trat sie ein und knallte ihm das PADD auf den Tisch: "Sie scheinen es ja ziemlich eilig zu haben, Ihren Plan in die Tat umzusetzen... Bedeuten Ihnen die Juwelen denn gar nichts?"
"Ms. Kendoshi oder wie immer Sie auch heißen mögen, es gibt auf Risa keinen Adeligen, der vorhat dieses Schloss hier zu kaufen und bei sich aufzubauen! Egal wie geheim ein solches Projekt auch gehalten werden sollte, meinen Informanten entgeht gar nichts und keiner von ihnen hat auch nur die geringste Ahnung von dem, was Sie vorletzten Abend behauptet haben! Und Ihr Lebenslauf, der erscheint mir ein Bisschen zu perfekt, eine Frau mit Ihren Fähigkeiten müsste eigentlich schon viel früher aufgefallen sein, doch es sieht so aus als hätten Sie bis Vorgestern gar nicht existiert!" Nach einer kurzen Pause fuhr er fort: "Und gestern Nacht hat man versucht, mir mit einer albernen holographischen Projektion Angst einzujagen oder mich gar zu vertreiben! Wer sind Sie wirklich?"
In diesem Augenblick stümten der Mann aus der Eingangshalle und zwei seiner Kollegen, die Beamie vor dem Schloss gesehen hatte herein; einer von ihnen richtete eine leichte Phasenwaffe auf sie. "Niemand hat Sie als Aushilfe eingestellt, niemand hat Sie kommen sehen... Also wer sind Sie? Etwa von der Konkurrenz?"
Als auch noch der Nausicaaner dazu kam sah sie keine andere Möglichkeit, als wieder einmal in ihre Trickkiste zu greifen: Sie brachte ihre Augen zum Glühen und sprach mit tiefer, verzerrter Stimme: "Ihnen wurde die Chance gegeben, dieses Schloss so zu verlassen, wie Sie es vorgefunden haben, Mr. Denivier. Sie haben die Chance auch jetzt noch, aber das Ultimatum läft heute Nacht um Null Uhr Ortszeit aus!" Mit diesen Worten verwandelte sie sich in die geisterhafte Gestalt aus der vergangenen Nacht und verblasste zusehends, bis sie gänzlich verschwunden war. Ratlosigkeit machte sich unter den noch Anwesenden breit und Denivier bekam plötzlich einen Wutanfall: "Ich dachte Ihr hättet keinerlei holographischen Projektoren ausmachen können! Wie aber hätte sie sonst diese Show abziehen können? Durchsucht auf der Stelle nochmal das ganze Schloss und fahrt parallel dazu mit den Vermessungsarbeiten fort!"

Nachdem alle den Raum verlassen hatten verriegelte er die Türen, ging in einen kleinen Nebenraum und setzte sich dort an ein Kommunikationsterminal. Auf dem Bildschirm erschien ein grünhäutiger Mann. "Na das ist aber eine Überraschung, Denivier, ich dachte Sie wollten nichts mehr mit uns zu tun haben?"
"Das dachte ich eigentlich auch. Aber ihr habt mir da eine sehr komische Type auf den Hals gehetzt... Macht erst einen auf gerissene Geschäftsfrau und dann einen auf Schlossgespenst!"
"Ich kann mir schon denken worauf Sie hinauswollen, aber inszenierte Spukerscheinungen gehören nicht zu unserer Art! Glauben Sie mir, wenn wir wirklich selbst an dem Schloss interessiert wären würde es uns schon längst gehören und sie könnten jetzt nicht mit mir sprechen! Aber wo wir schon mal dabei sind, wie wär's mit einem kleinen..."
"Danke, kein Interesse!", sprach Denivier und beendete die Verbindung. Er würde sich wohl selbst um die Angelegenheit kümmern müssen...

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Dumitrescus Wut und Tatendrang waren nicht mehr zu bremsen, als er von den Vermessungsarbeiten und dem Ultimatum hörte: "Ich werde sofort eine Bürgerwehr zusammentrommeln, die ab Einbruch der Nacht das Schloss stürmen wird! Die Leute hier sollen sich nicht länger vor diesem..."
"Nun mal halblang, wollen Sie Denivier wohl geradewegs in die Falle laufen? Denise hat ihn mit ihrem wie ich zugeben muss unvernünftigen Ultimatum zum Handeln gezwungen. Jetzt sollten wir die Lage nicht noch unnötig verschlimmern!"
"Sie haben mir keine Vorschriften zu machen, ich werde jetzt im Dorf herumgehen und allen, die ich treffe Bescheid sagen!"
Auf einen Blick von Gomez hin ging Denise auf den aufgebrachten jungen Mann zu und schickte ihn mit einer Berührung ihrer Hand ins Land der Träume.
"Wenigstens hier haben Sie vernünftig gehandelt! Ich habe Ihnen doch gesagt sich nicht provozieren zu lassen, doch was machen Sie? Stellen ihm ein Ultimatum bis Mitternacht! Wenn Denivier tatsächlich über Kontakte zum organisierten Verbrechen verfügt wird er jetzt alle Hebel in Bewegung setzen, um Sie, um uns alle davon abzuhalten, das Schloss seinem rechtmäßigen Besitzer zukommen zu lassen!"
"Steven, ich bin mir sicher, dass Malcolm rechtzeitig die nötigen Informationen gefunden haben wird!"

Es blieb ihnen kaum etwas Anderes übrig als zu warten, wobei Denise ein Auge auf den immer noch bewusstlosen und inzwischen auf sein Bett verfrachteten Stanislav Dumitrescu hatte. Das andere Auge fiel ihr immer wieder zu, denn sie musste Kräfte tanken für ihren finalen Auftritt an diesem Abend. Da klingelte es auf einmal Sturm an der Haustür und als Gomez öffnete standen drei Polizisten von den örtlichen Behörden vor der Tür. "Mr. Steven Gomez? Sie sind verhaftet wegen schwerer Körperverletzung; außerdem suchen wir noch einen Stanislav Dumitrescu, eine Denise Whittman und eine Hitomi Kendoshi!"
"Hitomi Kendoshi?" fragte Gomez überlaut, als zwei der Beamten in das Haus eindrangen und der, der soeben gesprochen hatte ihm Handschellen anlegte. "Genau die!", meinte der Polizist dann und hielt dem Privatdetektiv ein PADD unter die Nase, das eine Filmsequenz zeigte, in der er selbst, anscheinend im Schloss, einen Mann mittleren Alters ziemlich übel zurichtete.
"Das bin nicht ich, das ist eine Fälschung! Ich bin diesem Mann nie begegnet! was wird den anderen vorgeworfen?"
"Wie können Sie es wagen, bei dieser Beweislast noch Ihre Unschuld zu beteuern? Deniviers Privatkoch hat eine gebrochene Nase und zwei gebrochene Rippen, wiel Sie ihn völlig grundlos angegriffen haben! Und was die anderen betrifft... sie werden angeklagt wegen Betrugs, Hausfriedensbruchs, Erpressung und Androhung von Gewalt!"
In diesem Moment kamen die beiden anderen Polizisten zurück und meldeten, sie hätten das Haus erfolglos nach den anderen drei abgesucht.
"Dann werden wir eben das ganze Dorf durchkämmen!", rief ihr Vorgesetzter und führte den gefesselten Detektiv ab.

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Denise hatte Dumitrescu noch rechtzeitig in Sicherheit bringen können; nachdem dieser ihr hoch und heilig versprochen hatte, nichts eigenhändig zu unternehmen und das Versteck auf keinen Fall zu verlassen ließ sie ihn bei Bewusstsein und machte sich kurz vor Mitternacht wieder auf zum Schloss - als Hitomi, wie die meisten anderen Male auch.

Doch kaum war sie mitten in der Eingangshalle materialisiert umgab sie auch schon ein Kraftfeld, das ihre Bewegungsfreiheit erheblich einschränkte. Denivier trat mit einem zufriedenen Grinsen auf sie zu und meinte: "Sie sind eine Techno-Magierin, nicht wahr? Ihre Zunft verwendet immer die neuesten technologischen Errungenschaften, vor allem holographische Projektionen und Transporter! Ein Bekannter von mir war ebenfalls ein paar Jahre in dieser Branche tätig und hat sich nun auf die Abwehr techno-magischer Tricks spezialisiert. Diese Apparatur, die teilwiese auf vulkanischer Technologie basiert lenkt Transporterstrahlen um, so dass der Eindringling an einem genau vorherbestimmten Ort materialisiert und dort dann durch eine energetische Barriere festgehalten wird!"
Beamie kochte beinahe vor Wut. Erst ließ dieser skrupellose Mistkerl Gomez verhaften und jetzt stellte er auch noch ihr eine Falle... warum hatte sie auch ausgerechnet in der Eingangshalle materialisieren müssen? Da sie auf keinen Transporter angewiesen war hätte sie die Barriere leicht umgehen können... und womöglich klappte dies immer noch! Sie konzentrierte ihre zusätzlichen Sinne auf der Suche nach einer Schwachstelle und fand diese auch bald. Ehe Denivier es sich versah, war seine "Gefangene" auch schon wieder draußen. Die Polizei musste jeden Augenblick hier sein, also musste sie schnell handeln... Der Nausicaaner und fünf Menschen in Uniform, keine Polizisten, sondern private Wachleute, stürmten den Ort des Geschehens. Ohne sie zu berühren schleuderte sie die Angreifer gegen die Wände, wo sie bis auf den Nausicaaner bald bewusstlos liegen blieben. Ihm ließ sie eine schwere Bronze-Statue auf den Kopf fallen, noch ehe er die Chance hatte, mit seinem altertümlichen Schwert zu einem Schlag auszuholen. Dann wandte sie sich dem Schlossherrn persönlich zu; ihre kurzen blonden Haare wurden schwarz und länger, ihre Augen fingen an rot zu glühen und aus ihren Fingern schossen dünne Metallseile, die sich durch Deniviers teurem Designeranzug bohrten und ihn an die nächstgelegene Wand nagelten. "W... wer si....sind Sie?", stammelte er hilflos.
"Betrachten Sie mich als die Anwältin der geknechteten Seelen, als Fürsprecherin der Geister, die zu schwach sind um sich selbst Gehör zu verschaffen! Geben Sie endlich zu, dass Sie Nikolai Lasslaus Testament zu Ihrem Gunsten gefälscht haben und geben Sie das Schloss seinem rechtmäßigen Besiter, Lasslaus Enkel Stanislav Dumitrescu!"
"A... a... aber das Testament wurde gar nicht gefälscht, Nikolai hat mir das Schloss vermacht, weil sein Enkel eine falsche Schlange ist!"

Hitomi war so sehr mit Denivier beschäftigt, dass sie den Neuankömmling erst bemerkte, als dieser dicht hinter ihr stand. Hastig drehte sie sich um und erblickte Deniviers Ebenbild, welches eine schwere Phasenwaffe in der Hand hielt. Noch ehe sie reagieren konnte streckten mehrere Salven sie nieder; die Metallseile glitten aus der Wand und dem Anzug des (echten?) Geschäftsmanns und verschwanden in ihren Fingern. Ein Mensch wäre schon nach dem ersten Schuss tot zusammengebrochen, doch Beamies völlig veränderte Molekularstruktur erwies sich da als weitaus widerstandsfähiger - dennoch fügte ihr das Phasenfeuer große Schmerzen zu und lähmte ihre Kräfte. Der befreite Denivier versuchte, seinen Doppelgänger zu überwältigen, doch der schleuderte ihn einfach beiseite und griff sich dann ins Gesicht. Unter der Maske, die er abriss kam ein wohl vertrautes Gesicht zum Vorschein - Stanislav Dumitrescu! "Ich befürchte er hatte leider Recht; ich bin eine falsche Schlange! Mein Onkel hatte in der Tat eine gute Menschenkenntnis, weshalb er das Schloss auch seinem Geschäftspartner vermachte, obwohl dieser keine rein weiße Weste hat! Denivier wollte aus diesem Schloss ein Luxushotel machen, ohne irgendwelche illegalen Zusätze; meine Vision hingegen ist ein abgelegens Hauptquartier für ein eigenes Syndikat, ein Labor, in dem stets die neuesten Drogen hergestellt werden... Ich habe ein Dienstmädchen bestochen, damit sie mich stets über die Vorgänge hier auf dem Laufenden hält und somit wusste ich auch dass Sie, Hitomi und Denise Whittman ein- und dieselbe Person sind. Kein Mensch, aber ich sehe mit Genugtuung dass meine Waffe Ihnen zumindest einige Schmerzen bereitet... Wer weiß, vielleicht kann ich Sie damit auch töten? Ach ja, das Video, mit dem ich Ihren Boss in Deniviers Namen in den Knast gebracht habe wurde ebenfalls von mir erstellt!" Er lachte schallend, das Lachen eines eindeutig Verrückten. Weitere Personen betraten die Halle, offenbar unbewaffnetes Dienstpersonal, das Dumitrescu leicht mit seiner Waffe einschüchtern konnte. Dann zielte er wieder auf Beamie und drückte abermals ab... Der auf Dauerfeuer eingestellte Strahl fraß sich tief in ihren Körper, schien sie von Innen heraus langsam und qualvoll zu verbrennen, ohne dass sie sich dagegen wehren konnte. Das Dienstpersonal konnte nicht länger tatenlos zusehen; der Koch, der sich bester Gesundheit erfreute griff nach dem Schwert, das neben dem immer noch bewusslosen Nausicaaner lag und ging auf Dumitrescu zu. Dieser nahm den Finger vom Abzug, richtete die Pistole auf den Koch und wollte gerade erneut abdrücken, als ein Schuss ihn von hinten traf. Denivier hatte sich wieder hochgerappelt und eine leichte Waffe aus seiner inneren Jackentasche gezogen. "Schade, dass man sie nicht auf Töten stellen kann!", meinte er grimmig.

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Zwei Tage später trafen sich Gomez, Denise und Denivier in dem riesigen Wohnzimmer. Der Detektiv konnte es immer noch nicht ganz glauben, dass er sich so in seinem "Auftraggeber" geirrt hatte. "Ich hätte es eigentlich wissen müssen, mein Instinkt hätte mich vor diesem Kerl warnen sollen!"
"Immer nur mit der Ruhe, Mr. Gomez", meinte Denivier, "immerhin habe ich mir in meiner Vergangenheit tatsächlich Einiges geleistet, das nicht mit den geltenden Gesetzen vereinbar ist und Dumitrescu hat sich zumindest offiziell noch nie etwas zu Schulden kommen lassen! Als Kind in der Schule war er nie sehr gut; ständig wurde er gehänselt und dies hat in ihm wohl das Verlangen entfacht, es einmal zu etwas Großem zu bringen... Und wenn es nicht auf legalem Wege ging, dann musste er sich eben der Unterwelt zuwenden! Und seine hübsche kleine Intrige wäre auch beinahe aufgegangen; der Informationsbeschaffer, der sich in Ihrem Auftrag in sämtliche Netzwerke und Datenbänke eingehackt hat, Mr. Gomez, hat die von Dumitrescu erstellten Fälschungen auch gefunden, aber auf keinen Fall zu schnell, es sollte ja glaubwürdig sein!"
"Aber dann tauchte Hitomi auf und hat seine Pläne wohl ein Bisschen durcheinander gebracht!"
"Ich glaube nicht unbedingt, Ms. Whittman; in gewisser Weise spielte sie Dumitrescu ja geradezu in die Hände und nachdem sie mich festgenagelt hatte wollte er sie erledigen! Dabei fällt mir ein, er behauptete dass Sie und Hitomi identisch seien..."
"Oh nein", log Denise, "sie ist nur eine freie Mitarbeiterin wie Malcolm; etwas medial veranlagt war sie ja schon immer, aber wir wussten bis vor Kurzem selbst noch nicht, dass sie in Wahrheit offenbar eine Außerirdische ist... Sie möchte wohl auch nicht unbedingt, dass dies an die Öffentlichkeit gerät, da sie es uns sonst schon längst gesagt hätte! Übrigens hat sie mir erzählt, dass sie schon bei ihrem ersten Besuch hier leichte Schwingungen verspürt hat, die wahrscheinlich doch von irgendwelchen Geistern stammen könnten. Was wollen Sie jetzt eigentlich mit dem Schloss hier anstellen?"
"Am liebsten würde ich es den letzten noch lebenden und hoffentlich ehrlichen Verwandten von Nikolai Lasslau vermachen. Nur sind die weit verstreut; ich habe bereits ein paar Gespräche geführt und alles scheint darauf hinauszulaufen, dass ich als Verwalter bleiben kann - ich werde es in seinem jetzigen Zustand erhalten und hin und wieder Führungen veranstalten. Ach ja, falls Sie Ihrer Alien-Freundin mal wieder begegnen sollten fragen Sie sie, ob sie nicht Lust hätte hin und wieder für die eine oder andere Show einzuspringen! Ansonsten könnte ich auch Holo-Projektoren verwenden, aber wirklich nur sparsam! Oder die Geister, falls hier wirklich welche leben sollten könnten sich... Moment mal, mir fällt da gerade ein dass Sie für diesen Auftrag noch gar kein Honorar haben, jetzt da Dumitrescu im Gefängnis sitzt! Streng genommen müssten ja eigentlich Sie für den Schaden bezahlen, den Ms. Kendoshi hier angerichtet hat. Aber was soll's, ich zieh's Ihnen einfach vom Honorar ab, es wird immer noch gneug übrig bleiben!" Er nahm ein spezielles PADD, schrieb mit einem Stift eine Summe darauf und setzte neben seiner Unterschrift auch noch seinen Daumenabdruck auf ein eigens dafür eingerichtetes Sensorfeld. Dann drückte er PADD und Stift Gomez in die Hand und forderte ihn auf, die Summe gegenzuzeichnen. "Aber Sir... Soviel kann ich nicht annehmen, zumal wir die meiste Zeit des Falls gegen Sie ermittelt haben!"
"Das geht schon in Ordnung, Mr. Gomez. Der Großteil ist ja auch für Ihre übersinnliche Mitarbeiterin, denn trotz ihrer Angriffe hat sie mir auch die Augen geöffnet!"

Ganz wohl war dem Privatdetektiv doch nicht zumute, als er mit dem Datenchip, der den Scheck darstellte das Schloss verließ. Er fragte seine Assistentin, ob das mit den auf Geistern hindeutenden Schwingungen wirklich zutraf...
"Etwas war da, zweifellos; ob nun die Seelen von verstorbenen Menschen, Naturgeister oder außerirdische Lebensformen kann ich nicht sagen. Wer weiß vielleicht kehre ich, ich meine Hitomi mal wieder hierhin zurück und veranstaltet eine kleine Seance..."

 
ENDE

 
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Disclaimer:
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"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.