Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century
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Folge 13: Elfenstaub

von Thomas Nikolajsen
-- frei nach den STAR TREK-Motiven von Gene Roddenberry --

* * * * * * * *

 
Es regnete wieder mal in Strömen - ein deutliches Deja-Vu-Erlebnis für Thomas Barclay, dessen erste Begegnung mit Steven Gomez bei einem sehr ähnlichen Wetter stattgefunden hatte. Damals war er noch Auftraggeber gewesen, mittlerweile war er selbst Privatdetektiv, seit Gomez sich mit seinen Mitarbeitern und ein paar Abenteurern im Weltraum herumtrieb.
Barclay hasste es im Regen zu laufen, die Sonne hatte noch geschienen als er weggegangen war, doch manchmal schien das Wetter in Chicago genauso unberechenbar zu sein wie in London - wenn der Mythos des Londoner (Dauer-)Regens zumindest teilweise wahr sein sollte. Zu blitzen und donnern fing es nun auch noch an; insgesamt trug das Szenario nicht gerade dazu bei seine Stimmung aufzuhellen. Nach etlichen Monaten ohne jeglichen Kontakt hatte er versucht wieder Kontakt zu Nadine aufzunehmen, doch sie ließ sich nirgendwo finden. Es sah so aus als ob die Geschichte sich wiederholen sollte, schon einmal hatte es eine jahrelange Funkstille gegeben. Julia hielt sich mit möglichen Informationen bezüglich Nadines Aufenthaltsort auch zurück, aber es hatte ganz den Anschein dass sie etwas wusste das sie ihm nicht weiter verraten durfte... Frauen! Eigentlich hätte er seine Fähigkeiten als Privatdetektiv dazu nützen können um selbst Nachforschungen anzustellen, aber er wollte ihr nicht hinterherspionieren, das hätte nach seinem Liebesgeständnis das zu ihrer überstürzten Flucht geführt hatte vermutlich etwas aufdringlich gewirkt. Julia hatte ihm gesagt dass er sich keine Sorgen machen solle und das Nadine sich schon melden werde wenn sie es für angebracht hielt.

In seinem warmen Büro, das zugleich auch als Wohnung diente angekommen teilte ihm seine vulkanische Mitarbeiterin Venna mit dass es einen potentiellen neuen Kunden gebe. Sie sagte dass ein Mann dagewesen sei der sich als Kontaktperson zu einer außerirdischen Kundin vorgestellt hatte. Barclay nahm das PADD auf dem sich Name und Bild jener Person befanden: Koshini Dral; sie sah aus wie die Karikatur einer Vulkanierin, mit etwas übergroßen Augen, großen spitzen Ohren und himmelblauen Haaren. Der Detektiv stutzte, sowohl Name als auch Aussehen kamen ihm seltsam vertraut vor. "Die Vulkanier sind noch niemandem dieser Spezies begegnet?", fragte er Venna.
"Nein, nicht dass ich wüsste!"
Barclay setzte sich an seinen Computer und rief ein paar Informationen ab. Sein Gesicht spiegelte Ärger, Verwunderung und einen Hauch von Amüsiertheit wieder als er sagte: "Ich befürchte da erlaubt sich jemand einen Scherz mit uns! Koshini ist eine Poser-Elfe aus dem 20., hauptsächlich 21. Jahrhundert! Kein Wunder dass sie mir so bekannt vorkam..."
"Wovon reden Sie?"
"Sie ist eine computergenerierte Fantasiefigur! Quasi eine virtuelle Barbiepuppe die man in einem primitiven 3D-Programm namens Poser in Position bringen und mit verschiedenen Kleidungen, Accessoires und Frisuren versehen konnte! Es gab sogar einen Fisch-Schwanz mit dem man sie zur Meerjungfrau machen konnte." Er zeigte Venna eine kurze Animation in der eine Nixe mit Koshinis Elfengesicht munter im Meer herumplanschte.
"Die Ähnlichkeit ist wirklich verblüffend... Mr. Parker wirkte aber nicht so als ob er uns einen Streich spielen oder eine Falle stellen wollte. Allerdings ließen sich mit dieser Figur und einem holographischen Projektor durchaus ein paar... interessante Sachen anstellen!"
"Es gab sogar schon im 21. Jahrhundert eine Kombination aus Hard- und Software die als 'Holo Poser' auf dem Markt kam; von kleinen puppengroßen Projektionen bis hin zu fast lebensechten Hologrammen war damit Vieles möglich! Es soll sogar richtige Holo-Poser-Theater gegeben haben, wobei die verschiedenen Figuren dank entsprechender Live-Steuerung sogar richtig miteinander interagieren konnten, auch mit realen Schauspielern aus Fleisch und Blut!"
"Das sollten Sie Mr. Parker am besten persönlich sagen. Ich werde ihn gleich informieren dass Sie wieder da sind und dann werden wir sehen was es mit dieser geheimnisvollen Kundin auf sich hat!"

- - - - -

Der Regen hatte nachgelassen und keine zwei Stunden nach dem Anruf stand der Mittelsmann in Barclays Büro. "Hank Parker ist mein Name, ich weiß dieser Auftrag ist etwas ungewöhnlich, aber Ms. Dral versprach Sie angemessen zu entlohnen!"
"Sehen Sie sich Ihre 'Ms. Dral' mal lieber etwas genauer an, Mr. Parker!" Er überreichte dem Kontaktmann ein PADD auf dem alle relevanten Informationen zu der Fantasiefigur Koshini standen.
"Aber... aber das ist doch nicht möglich! Sie kam mir so real vor!"
"Haben Sie ihr die Hand geschüttelt oder gab es sonst einen körperlichen Kontakt?"
"Nein, aber ich konnte ihre Anwesenheit förmlich spüren, es lag etwas... wie soll ich es nennen... beinahe Magisches in der Luft!"
"Die holographische Technologie hat Fortschritte gemacht in den letzten 140, 150 Jahren! Jemand muss das alte Drahtgittermodell verfeinert und mit einem modernen Projektor in den Raum gestellt haben. Dazu noch irgendeinen exotisch klingenden Nachnamen für die Kleine erfinden und die Illusion ist fast perfekt. Das 'Magische' von dem Sie sprachen, fühlte es sich zufällig an wie ein Knistern?"
"Ja, es war als ob die Luft elektrisch geladen wäre!"
"Das klingt doch sehr nach dem Feld eines Holo-Projektors! Sagen Sie, wie wurden denn ausgerechnet Sie zur Kontaktperson dieses 'Wesens'?"
"Ich kam ganz zufällig in diese verlassene Lagerhalle, alte Industriegebäude sind nämlich mein Steckenpferd und da stand sie auf einmal vor mir! Eigentlich wollte sie jeden weiteren Kontakt zu Menschen vermeiden, aber sie sagte mir falls Sie es wünschen kann ich Sie zu ihr führen, Sie wird Ihnen dann alles Weitere erklären!"
"Na auf das Treffen bin ich wirklich gespannt!"

- - - - -

Die besagte Lagerhalle befand sich etwas außerhalb der Stadt; Parker ging voran während Barclay die Umgebung mit einem Scanner abtastete den Venna ihm mitgegeben hatte. Der Kontaktmann bat ihn dort zu warten wo er war während er selbst in eine dunkle Ecke der Halle ging. Nachdem sich einige Minuten lang nichts gerührt hatte begab sich Barclay ebenfalls in diese Richtung. Da erschien wie aus dem Nichts eine Gestalt vor ihm, höchstens ein Meter sechzig groß; sie sah aus wie ein zehn- oder zwölfjähriges Mädchen mit einem Kopf dessen Proportionen getreu dem Kindchenschema leicht verzerrt waren; lange spitze Ohren und purpurrotes Haar machten die Erscheinung komplett: Koshini wie sie noch nicht einmal die beste Version des alten Holo Poser hätte darstellen können. "So so, Sie zweifeln also an der Wirklichkeit meiner Existenz?" Die Stimme passte zu ihrer kindhaften Erscheinung, doch verbarg sich in ihr etwas Lauerndes, beinahe schon Bedrohliches, das dem Detektiv gar nicht gefiel. "Sie sehen absolut... überzeugend aus, aber ich denke mal Ihr... Ihr Kontaktmann hat Ihnen schon dargelegt warum ich diese... diese Zweifel habe!" Er blickte nervös in ihre rotbraunen Augen; erst jetzt fiel ihm auf dass sie auf dem Bild blaue Haare gehabt hatte.
"Mr. Barclay, wie alt denken Sie bin ich?"
"Wie alt? Ich verstehe nicht... Augenblick mal, Sie wollen doch nicht etwa andeuten dass Sie real sind und schon vor f... fast 200 Jahren auf der Erde waren, wo Sie für diese digitale Spielzeugpuppe Modell gestanden haben?"
"Glauben Sie was Sie wollen, Hauptsache Sie helfen mir bei meinem Auftrag! In gewisser Weise sind wir Kollegen, nur ist meine Erscheinung einfach zu auffällig um selbst aktiv zu werden!" Auf Barclays immer noch skeptischen Blick hin trat sie einen Schritt auf ihn zu. Sie nahm seine linke Hand (in der rechten hielt er immer noch den Scanner, der seltsamerweise nur Störsignale anzeigte) und sah ihn fest an. Ihre Hände fühlten sich warm an, fiebrig, aber das konnte normal sein bei ihrem nicht-menschlichen Metabolismus, ebenso wie der deutlich zu spürende Puls der so schnell schlug wie bei einem Hochleistungssportler. Dazu kam ein seltsames Kribbeln das langsam Barclays Unterarm hinaufzukriechen schien. Da ließ Koshini seine Hand los, trat einen Schritt zurück und überreichte ihm formell einen PADD-artigen Gegenstand. "Finden Sie diesen Mann!"
Der Privatdetektiv sah sich das Bild und die spärlichen Informationen die daneben im Display erschienen an. Der Mann wirkte ganz menschlich, zwischen 30 und 50, mit fast unnatürlich glatten Haaren (vermutlich voller Gel) und schien keinen Namen zu haben. "Ist er... ist er ein Mensch?"
"Das ist irrelevant. Ich muss ihn haben, aber Ihre Behörden kann ich nicht um Hilfe bitten, da sie mich wahrscheinlich als Feind betrachten werden. Die Sternenflotte darf noch nicht einmal ahnen dass ich hier bin, also werden alle weiteren Kontakte in Zukunft über Hank Parker ablaufen."
"Was soll das Versteckspiel? Nur weil Sie so aussehen wie eine kybernetische Märchenfigur? Sie sind nicht die erste Außerirdische mit etwas übernatürlichen Fähigkeiten, und woher wollen Sie wissen dass Sie diesem Mann den Sie scheinbar zufällig getroffen haben mehr vertrauen können als den besten Ethnologen der Sternenflotte?"
"Sie stellen zu viele Fragen. Ich werde Ihnen keine weiteren beantworten, nur soviel: Beeilen Sie sich und Sie werden reich belohnt werden. Und wagen Sie es nicht irgendwelche Behörden zu kontaktieren, schon gar nicht die Sternenflotte!" Um ihren Worten Nachdruck zu verleihen streckte Koshini ihre rechte Hand aus und eine dicke Metallstange flog auf sie zu. Sie drehte und zerrte an ihr im Zeitraffertempo und ehe die beiden Männer es sich versahen fiel die Stange rot glühend und mit einem Knoten versehen zu Boden. Dann fing Koshini an sich mit ausgestreckten Armen wie ein Tornado zu drehen und verschwand in einem Regen aus bunten Lichtblitzen, Sternchen und blasenartigen Gebilden.
Nachdem er eine ganze Weile lang nur mit offenem Mund dagestanden war bückte Barclay sich langsam zur verknoteten Metallstange und rief in Parkers Richtung: "Schauen Sie mal nach ob Sie eine Zange finden, das Teil hier ist immer noch glühend heiß! Und ein stabiler, hitzebeständiger Transportbehälter wäre auch nicht verkehrt."

- - - - -

Als Barclay wieder das Büro betrat wurde er von dicht von einem leicht grobschlächtig wirkenden Mann mittleren Alters begleitet. Zusammen mit dem Detektiv trug er eine Kiste mit der sie in Richtung Küche gingen. "Das ist Peter Bullock, ein Freund von Mr. Parker; er hilft mir gerade dabei ein Beweisstück zu transportieren!", erklärte er Venna.
Die Vulkanierin folgte ihm und Bullock in die Küche, wo die beiden Männer die Kiste auf den metallenen Tisch abstellten. Dann gab Barclay seinem Helfer ein Trinkgeld und bedankte sich für dessen Einsatz.
"Immer wieder gerne, Sir, aber wie gesagt, bis spätestens Ende nächster Woche brauch' ich die Kiste wieder!"
Nachdem er gegangen war wandte der Privatdetektiv sich an seine Mitarbeiterin: "Dieses Wesen das sich als Koshini ausgibt scheint tatsächlich eine Außerirdische zu sein. Sie hat den Körper einer Zwölfjährigen - einer beinahe magersüchtigen Zwölfjährigen - aber dieser niedliche und liebenswerte Eindruck täuscht gewaltig!" Er öffnete die Kiste und holte die verknotete Metallstange heraus. "Es bedarf enormer Hitze und extremer Stärke um eine derartige Deformation durchzuführen; Koshini hat dies mit ihren bloßen Händen getan, mit denen sie zuvor noch mich berührt hatte!"
"Sie hat Sie berührt? Wie fühlte es sich an?"
"Organisch, aber auch irgendwie energetisch... Ihre Haut ist wärmer als die eines Menschen, aber auch so zart und weich dass ich mir beim besten Willen nicht vorstellen kann wie sie das gemacht hat!"
Während Venna das Metallstück mit sich nahm, folgte Barclay ihr. "Was haben Ihre Scans ergeben?", fragte sie ihn.
"Nichts, sie muss irgendein Störsignal erzeugt haben! Es würde mich nicht wundern wenn sie eine Verwandte von Hitomi wäre."
"Hitomi? - Ach ja, Sie meinen diese Außerirdische Freundin von Mr. Gomez' Assistentin, Denise Whittman... Sie soll aber schon vor Monaten verschwunden sein!"
"Wie bedauerlich dass sie nicht mehr hier ist, sie könnte uns bestimmt weiterhelfen! - Wie Sie inzwischen wohl schon festgestellt haben hat die Kleine ihre Fingerabdrücke regelrecht in das Beweisstück eingebrannt. Nur glaube ich irgendwie nicht dass sie jemals vor einem Gericht der Föderation stehen wird, geschweige denn dass gewöhnliche Polizisten es schaffen würden sie festzunehmen! Übrigens will sie um jeden Preis Kontakt zu jeglichen Behörden, vor allem der Sternenflotte vermeiden, weshalb sie sich in ihrem Anliegen an uns gewandt hat!"
"Und worin besteht dieses Anliegen?"
Barclay zog das PADD das Koshini ihm gegeben hatte aus der Jackentasche und legte es auf Vennas Schreibtisch. "Irgendwie sieht auch er wie eine Kunstfigur aus, er soll unter verschiedenen Namen bekannt sein, aber keiner von ihnen scheint sein richtiger zu sein. Warum sie ihn nicht selbst ausfindig machen kann oder will ist ein weiteres Rätsel; wäre sie tatsächlich eine Vertreterin von Hitomis Volk müsste sie ihre Gestalt beliebig verändern und sich selbst in Form von reiner Energie in sämtliche Datennetze hineinbegeben können!"
"Dann dürfte es sich entweder um einen Test unserer Fähigkeiten handeln oder ihre Kräfte sind tatsächlich beschränkter als bei Hitomi. Die Hologramm-Theorie müssen wir dabei trotz der von Ihnen beschriebenen Ereignisse nicht verwerfen; ich habe mir Zugang zu geheimen Informationen der Sternenflotte verschafft und dort etwas über ein Volk gelesen das Xyrillianer genannt wird. Sie verfügen über eine fortschrittliche Technologie die es ihnen erlaubt Hologrammen plastische Substanz zu verleihen und sie auch für die anderen Sinne täuschend real darzustellen."
"Aber wie soll das denn möglich sein?"
"Resequenzierte Photonen. Die Lichtteilchen werden dabei durch Kraftfelder gezielt moduliert; unter der Einbeziehung von Traktorstrahlen könnte ein solches Hologramm auch reale Materie bewegen oder gar verformen."
"Aber für diesen Eisenstab hätte Koshini einen Plasmabrenner gebraucht, einen ziemlich großen sogar!"
"Dann hatte sie womöglich einen. Nun, Mr. Barclay, Sie sind der Boss, wie die Menschen so schön zu sagen pflegen. Wie sollen wir weiter verfahren?"
"Tja, wenn ich das wüsste..." Er kratzte sich verlegen am Kopf. "Fangen Sie am besten mal damit an nach diesem Mann zu suchen. Weitere Informationen über diese Xyri-Dinsgbums wären auch nicht schlecht, solange niemand von der Sternenflotte Wind von unseren Nachforschungen kriegt."
"Heißt das wir können auch nicht Charles Tucker kontaktieren?"
"Weiß er wohl etwas über diese Wesen und ihre Holo-Technologie? Ich denke wir sollten es trotzdem erst einmal so versuchen, denn ich will nicht dass diese Koshini, wer oder was auch immer sie sein soll plötzlich bei einem hoch geschätzten Veteranen der Sternenflotte auftaucht und ihn mit einem Händedruck in ein Kohlebrikett verwandelt!" Da fiel ihm noch etwas ein und er zog einen kurzen stabförmigen Gegenstand aus einer weiteren Tasche seiner Jacke. "Parker gab mir das noch nachdem seine 'Klientin' bereits verschwunden war; damit soll ich unseren Unbekannten außer Gefecht setzen falls ich ihm von Angesicht zu Angesicht begegnen sollte!"
"Ich werde diese Waffe sofort untersuchen, nicht dass sich darin eine unangenehme Überraschung verbergen könnte..."

- - - - -

Beinahe lustlos und aufgeregt zugleich - eine wahrlich paradoxe Mischung - schlenderte Barclay durch die Stadt um sich etwas abzulenken. Kaufen wollte er nichts, da er nichts brauchte und sich aus irgendeinem Frust in einen Kaufrausch zu stürzen schien ihm so widerwärtig dass ihm regelrecht schlecht wurde bei dem Anblick der vornehmlich weiblichen Kunden die von einem (Mode-)Geschäft zum anderen eilten. Dabei schien ihnen der Akt des Kaufens an sich mindestens genauso wichtig zu sein wie das Produkt das sie erstanden, ein Verhalten über das der eher genügsame, weil nur über begrenzte Geldmittel verfügende Detektiv nur sprachlos den Kopf schütteln konnte.
Was die geheimnisvolle Waffe anging, so hatte Venna einiges Interessantes herausfinden können: Ihre Technologie war hochkomplex und schien dem Sternenflottenstandard um ein paar Jahrhunderte voraus zu sein. Ein paar Testschüsse hatten ergeben dass sie nicht-tödliche Ladungen gezielt modulierter EM-Strahlen freisetzte; laut der Vulkanierin dienten sie mit großer Wahrscheinlichkeit dazu ganz bestimmte Schaltkreise lahmzulegen und einen Menschen vorübergehend kampfunfähig zu machen, ohne ihn dabei vollständig zu betäuben.

Wieder zu Hause angekommen war Venna nicht da, in einer Abwesenheitsnachricht hatte sie ihm mitgeteilt dass sie bald wieder kommen würde; außerdem ermahnte sie ihn zur Vorsicht. Wie nötig diese war erkannte Barclay als er sein Büro betrat und dort den Fremden den er in Koshinis Auftrag suchen sollte in seinem eigenen Sessel vorfand. Instinktiv griff er nach der Waffe, doch der Besucher war schneller und richtete eine kleine, aber gefährlich aussehende Strahlenpistole auf den Detektiv. "Ziehen Sie die Hand mit dem Gegenstand nach dem Sie gerade greifen wollten langsam heraus und legen Sie das besagte Objekt auf Ihren Schreibtisch!"
Barclay tat wie ihm geheißen. Wie war er nur hereingekommen? Eigentlich hätten die von Venna installierten Überwachungssensoren Alarm schlagen müssen... Der Unbekannte sah sich die Waffe genau an, wagte es aber nicht sie anzurühren. "Nehmen Sie sie und werfen Sie sie in die Ecke!"
"Aber..."
"Tun Sie es! Und dann setzen Sie sich, wir müssen uns unterhalten."
Barclay warf die Waffe weg, zog es aber vor stehen zu bleiben.
"Auch gut! Ich hoffe doch Ihnen ist klar dass Sie im Moment gerade für die falsche Seite arbeiten!"
"Noch arbeite ich nicht wirklich für den neuen Kunden. Aber wieso sollte ich Ihnen glauben dass gerade Sie für die richtige Seite arbeiten?"
"Ich bin ein Mensch, genau wie Sie, Mr. Barclay. Ich mag zwar keinen 'richtigen' Namen haben, aber das ist in meiner Branche so üblich. Nennen Sie mich Mr. Pose, das wird genügen. Oder meinetwegen auch Ken?" Er lachte kurz aber heftig, so als hätte er soeben den Witz des Jahrhunderts gerissen.
Barclay gab sich kaum die Mühe seine Wut zu unterdrücken. Mit einem sarkastischen Unterton fragte er: "Also sind Sie der gute Schattenmann der Regierung der die armen, unbescholtenen Bürger der Föderation vor einem gefährlichen Alien retten will das sich als eine Kinderstar-Märchenfee ausgibt?"
"Sie haben es erfasst, im Großen und Ganzen zumindest. Und Sie brauchen gar nicht so zynisch zu sein, Sie haben ja wohl selbst gesehen zu was dieses Wesen fähig ist!"
"Das habe ich in der Tat. Ich weiß aber auch zu was ihr Typen fähig seid, ihr tötet die Leute die ihr eigentlich beschützen solltet!"
Für einen kurzen Augenblick starrte Pose ihn etwas verwirrt an. "Ach, Sie meinen den Decker-Fall!? Der liegt doch nun schon über ein halbes Jahr zurück, und wenn Sie mich an diese falsche Elfe ausliefern wird er auch nicht wieder lebendig! Und, auch wenn es nun von meiner Seite aus zynisch klingen mag, in gewisser Weise haben Sie doch auch vom Tod dieses Mannes profitiert. Wenn Sie mir dabei helfen diese Koshini unschädlich zu machen werde ich Ihnen nicht nur das Doppelte zahlen sondern auch noch die Wahrscheinlichkeit erhöhen dass die Witwe Decker sich zu Ihrem Gunsten entscheidet!"
Barclay konnte sich nun nicht mehr beherrschen und packte den Eindringling am Kragen (seine Waffe hatte dieser kurz zuvor auf den Schreibtisch gelegt). "Lassen Sie Nadine und ihre Kinder da raus, Sie Mistkerl, oder ich werde Sie mit der bloßen Faust niederschlagen und höchstpersönlich in glitzerndes Geschenkpapier eingewickelt Koshini zu Füßen werfen!"
"Nur immer sachte, sachte, Mr. Barclay, so beruhigen Sie sich doch! Also gut, wenn Sie sich auch mit dem Geld zufrieden geben bleibt es eben dabei. Was auch immer sie Ihnen bietet, Sie kriegen von mir das Doppelte, zumindest das Eineinhalbfache!" Er zog sein schwarzes Hemd zurecht und steckte seine Waffe wieder ein.
"Sagen Sie mir was da gespielt wird!"
"Das haben Sie doch schon selbst herausgefunden. Weitere Details kann ich Ihnen beim besten Willen nicht nennen, denn sonst wüssten Sie zu viel und ich sähe mich aller Wahrscheinlichkeit nach dazu gezwungen Sie zu töten!"
"Alles was ich wissen will ist wer oder was steckt hinter dieser Poser-Farce? Ist diese Koshini nun wirklich eine Außerirdische oder womöglich gar der außer Kontrolle geratene Prototyp einer Killermaschine?"
"Wer oder was sie genau ist kann ich selbst nicht sagen; nur dass sie definitiv außerirdischen Ursprungs ist, auch wenn ihr Aussehen auf kuriose Weise heimischer Herkunft zu sein scheint. Ich kann Ihnen auch nicht sagen ob oder inwieweit die Xyrillianer darin verwickelt sind!" Er zog eine andere, deutlich klobiger aussehende Waffe aus seinem Mantel und legte sie auf den Schreibtisch. "Dies ist die effektivste Art sie aufzuhalten. Die konzentrierten Schallwellen die dieses Gerät verschießt können Koshini ganz schön aus dem Konzept bringen, auf jeden Fall hat mir mein Exemplar bei unserer ersten Begegnung das Leben gerettet! Bitte behandeln Sie diese Waffe sorgfältig. Wir sehen uns!" Er verbeugte sich noch kurz und löste sich dann in einem Transporterstrahl auf.
Barclay nahm die Schallwaffe in die Hand und betrachtete sie ungläubig. Er war kein Fan von solchen Dingern, aber innerhalb von zwei Tagen war er gleich von zwei konkurrierenden Seiten damit versorgt worden, mit der Absicht den jeweiligen Gegner damit auszuschalten...

- - - - -

Auch diesmal stand wieder eine Untersuchung der neuen Waffe an. Venna fand heraus dass ihre Technologie viel eher der der 22. Jahrhunderts entsprach als bei der ersten, doch sie war sehr raffiniert konstruiert und enthielt auch einen Peilsender, der sich nicht entfernen ließ ohne die Waffe zu zerstören und sich womöglich selbst in die Luft zu sprengen.
"Das gefällt mir ganz und gar nicht! Können Sie keinen Störsender oder irgendeine Abschirmung entwickeln?"
"Ich bin Computerspezialistin, keine Waffenexpertin oder Ingenieurin. Ich könnte allenfalls eine Vorrichtung besorgen lassen die den Raum abschirmt in dem wir diese Waffe praktisch testen werden, aber nichts dass Sie mit sich herumtragen können."
"Aber wenn dieser Barbie-Lover-Verschnitt mich damit orten kann müsste Koshini das erst recht, denn ihre Technologie ist der unseren und damit auch der seinen überlegen!"
"Das scheint zumindest auf dem ersten Blick der Fall zu sein. Näheres können wir aber erst sagen wenn wir auch diese Waffe getestet haben."

Das "Testgelände" war eine leerstehende Fabrikhalle; diverse Geräte zur genaueren Untersuchung befanden sich in unauffälligen Kisten und waren schnell aufgebaut. Mr. Poses Waffe wurde in einer Kiste transportiert die abgeschirmt war und zwei halb vermummte Gestalten installierten in der Halle eine Vorrichtung die laut Venna den gleichen Zweck erfüllen sollte.
Als Testobjekte dienten diverse Metallplatten, leere Fässer und Holzkisten. Die auf Schallbasis arbeitende Waffe vermochte verheerende Schäden anzurichten, wobei sie laut den Messergebnissen der Vulkanierin eine erschreckend hohe Energiemenge abstrahlte die nicht nur nach Vorne losging.
"Wa... was soll das heißen? Bin ich jetzt irgendwie verstrahlt?"
"Es besteht kein Grund zur Sorge, Mr. Barclay, solange Sie nicht ununterbrochen feuern. Ich befürchte viel eher dass diese Nebenstrahlung mit Absicht so hoch gehalten wird um die Wirkung des Peilsenders zu unterstützen und zu verstärken."
"Also weiß dieser gelhaarige Typ jetzt trotz Abschirmungsversuche wo wir gerade sind?"
"Die Möglichkeit besteht. Ich habe soeben die vollständige Räumung dieser Halle angeordnet; bitte helfen Sie mir die Geräte in ihren Kisten zu verstauen."

Die Räumung war schnell abgeschlossen und als Barclay die Halle als letzter verließ stand auf einmal Hank Parker vor ihm - er schien wie aus dem Nichts aufgetaucht zu sein. "Was haben Sie und Ihre Assistentin in dieser Halle getan?"
"Nur... die Waffe getestet die Sie mir gaben!"
"Koshini wird ungeduldig. Sie spürt dass er bei Ihnen war... Glauben Sie ihm kein Wort, und vor allem Dingen: Entledigen Sie sich aller Waffen die er Ihnen eventuell gegeben haben könnte!"
"Wenn Koshini in der Lage sein soll die Anwesenheit dieses Wesens oder Mannes oder was auch immer er sein mag an einem weit entfernten Ort zu spüren warum macht sie ihn dann nicht selbst ausfindig?"
"Dieser Mann ist paranoid und sehr gerissen. Sobald Koshini sich seiner Position auf eine gewisse Entfernung nähert verschwindet er oder ergreift Maßnahmen zu seiner Verteidigung. Die Waffe die ich Ihnen gab lähmt ihn gewissermaßen, so dass sie ihn ungehindert mit sich nehmen kann."
"Hören Sie, solange ich nicht weiß was hier gespielt wird werde ich keinen Finger mehr für Sie und diese mysteriöse Cyberelfe rühren! Was ist wenn dieser Mann unschuldig ist und sie ihn kaltblütig ermorden oder sonstwo hin verschleppen will?"
"Darüber brauchen Sie sich nicht Ihren Kopf zu zerbrechen. Nicht einmal ich weiß was es mit diesem Mann auf sich hat. Finden Sie ihn nur und Sie werden mehr Geld bekommen als Sie sich für so einen einfachen Auftrag je erträumt haben!" Parker schlug den Kragen nach oben und verschwand rasch.

- - - - -

Nicht gerade mit bester Laune ging der frisch gebackene Detektiv nach Hause, wo es ihn nicht weiter verwunderte dass Pose (Ken Pose... was für ein bescheuerter wie auch passender Name für dieses Individuum!) ihn bereits erwartete. "Mr. Barclay, es wird ernst. Wir werden die Sache forcieren müssen."
"Was soll denn das schon wieder heißen?"
"Es gibt ein ehemaliges Kohle-Bergwerk, dort werde ich mich mit dieser Kreatur treffen die mich so sehr zu suchen scheint. Den genauen Ort habe ich schriftlich auf diesem Blatt Papier angegeben. Sie können es ruhig auch Koshini oder ihrem Lakaien zeigen, aber auch wenn Sie das nicht tun bitte ich Sie die Waffe mitzunehmen die sie Ihnen gegeben hat. Sobald wir im Innern der Mine sind schießen Sie damit auf mich!"
"Sind Sie verrückt? Dann kommt sie und macht was weiß ich mit Ihnen und ich kann Sie überhaupt nicht beschützen!"
"Das hat schon seine Ordnung. Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue."
"Na das ist ja beruhigend, ein paar abgestandene Phrasen und schon soll ich mich besser fühlen? Am Ende planen Sie noch die Mine einfach in die Luft zu jagen..."
"Seien Sie nicht albern. Ich bin Profi, ich jage nur dann etwas in die Luft wenn es absolut sein muss. Ich versichere Ihnen, weder Ihnen noch mir wird wirklich etwas zustoßen."
"Langsam glaube ich fast Sie, Koshini und dieser Parker stecken unter einer Decke und veranstalten ein Katz- und Maus-Spiel mit dem neuen Privatdetektiv!"
"Ihre Paranoia hilft Ihnen auch nicht weiter. Wir treffen uns morgen um Zwei Uhr nachmittags in der Mine und wenn Sie nicht kommen kriegen Sie auch kein Geld! Und obendrein müssen Sie sich dann wohl mit dem Wissen herumplagen die Erde einer möglicherweise gewaltigen Gefahr ausgesetzt zu haben, die sich als schlimmer entpuppen könnte als alles womit wir es bisher zu tun hatten."
"Das ist Erpressung! Sagen Sie mir wenigstens wie Sie mit dieser Pseudo-Elfe fertig werden wollen!"
"Das kann ich nicht. Alles was Sie tun können ist mir zu vertrauen. Meinetwegen können Sie Ihre Mitarbeiterin mitnehmen damit sie die Mine und ihre Umgebung überwacht, aber bedenken Sie dass Sie sie dabei einem nicht zu unterschätzenden Risiko aussetzen!"
"Dann werde ich zur Sicherheit auch noch die Sternenflotte alarmieren."
"Sind Sie verrückt? Wenn Sie das tun ist alles aus! Dann weiß wer oder was auch immer hinter Koshini steckt dass wir offiziell Bescheid wissen und dann geht der Ärger erst richtig los. - Sie wissen was zu tun ist, also ruhen Sie sich noch aus und morgen kommt dann der große Showdown!"

- - - - -

Barclay hätte die Warnungen des undurchsichtigen Mr. Pose am liebsten in den Wind geschlagen und trotzdem die Sternenflotte verständigt. Er wurde das Gefühl nicht los dass möglicherweise auch Pose ein Außerirdischer war, dass sich also zwei feindliche Aliens hier auf der Erde bekriegten und jedes auf seine Weise versuchte "einheimisch" zu wirken um Erdenbewohner wie Parker und Barclay jeweils auf ihre Seite zu ziehen. Andererseits wusste der Gegenspieler des elfenartigen Wesens Dinge die ihn wieder in die Richtung von dubiosen, aber durchaus irdischen Geheimdiensten und -Bünden rückten. Doch genauso gut konnte dies nur ein Trick sein oder irdische Verschwörer gingen einen Pakt mit fremden Wesen und Mächten ein... Es half alles nichts, er musste zu dem besagten Treffen um sich Klarheit zu verschaffen. Gerne hätte er zuvor noch mit Gomez gesprochen, doch der war momentan nicht erreichbar. Auf Venna wollte er aber nicht verzichten, doch er mahnte sie zur größten Vorsicht. Und er nahm wie ihm Pose noch vor dem Abschied ermahnt hatte die Waffe mit die Koshini wenigstens in Schach zu halten vermochte.

Das alte Bergwerk befand sich in Ohio; es war zwar stillgelegt aber hin und wieder fanden dort noch Führungen für interessierte Besucher statt. Nur nicht heute. Barclay musste nicht lange warten bis Pose eintraf; er wies ihn sogleich an hineinzugehen. Der Eingang führte sie direkt ein eine große Höhle in der noch ein paar alte Maschinen, Kisten und Fässer standen. Der Mann mit der Gelfrisur zog einen Handscanner aus seiner Jackentasche und nickte nach einer Weile zufrieden. "Die Höhle scheint soweit stabil zu sein, aber ich rate Ihnen trotzdem sie zu verlassen sobald Sie die Waffe die Koshini Ihnen gegeben hat auf mich abgefeuert haben."
"Sind Sie verrückt? Dann kommt sie und kriegt genau den Mann den sie will!"
"Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich tue. Machen Sie sich mehr Sorgen um Ihr eigenes Wohlergehen! Also schießen Sie schon auf mich und machen sich dann aus dem Staub."
Zögernd holte der Detektiv die Waffe hervor; ein letzter barscher Befehl von Pose und er drückte ab. Er hätte es gewiss nicht getan wenn Venna ihm nicht versichert hätte dass sie nicht tödlich war. Ein Energieschimmer in allen Regenbogenfarben hüllte den Getroffenen ein und er wirkte sichtlich matter. "Gehen Sie schon!", rief er Barclay noch zu. Doch der war wie gelähmt, er konnte einfach nicht fassen dass dieser Mann sich einfach so freiwillig in die Hand seiner Feindin begeben wollte. Die tauchte auch schon eine knappe halbe Minute später in einem Energiewirbel auf und packte den Wehrlosen am Kragen. Pose ging in die Knie und Koshini setzte ihre Hände an sein Gesicht an.
"Augenblick mal, was geschieht jetzt mit ihm?"
"Das geht Sie jetzt nichts mehr an. Verlassen Sie diesen Ort und lassen mich meine Arbeit tun! Das Geld wird wenn Sie zuhause ankommen bereits auf Ihrem Konto überwiesen sein."
Immer noch war Barclay nicht imstande oder willens sich zu rühren. Gerade als er sich an die Schallwaffe erinnerte die Pose ihm gegeben und die er dabei hatte berührten die Hände der Todes-Elfe das Gesicht ihres Opfers und der Mann verbrannte zu Asche. "Sie sind ja immer noch da!", wandte sie sich anschließend an Barclay. "Seltsam, irgendwie habe ich es mir schwieriger vorgestellt... Das war zu einfach, fast so als ob... Sie haben eine Waffe!" rief sie und zeigte auf Barclay, "eine die mir gefährlich werden könnte! Ziehen Sie sie ganz langsam heraus und legen Sie sie vor sich auf dem Boden!"
Er hatte keine andere Wahl. Doch gerade als er den sonischen Blaster in der Hand hielt trafen drei, nein vier Strahlen auf einmal die Mörderin. Instinktiv und fast reflexartig steckte Barclay seine Waffe wieder ein und ging hinter einer großen Kiste in Deckung. Er sah auf einmal vier Tellariten und drei Nausicaaner die sich ebenfalls hinter einigen in der Höhle befindlichen Gegenständen verschanzt hatten und mit schweren Waffen feuerten. Doch Koshini schienen die ersten Treffer nicht mehr in Mitleidenschaft gezogen zu haben als Insektenstiche; nun sprang sie mit übermenschlicher Geschwindigkeit in die Luft und drehte einige Rollen, um den weiteren Schüssen zu entgehen. Doch einer der Tellariten, der bislang noch nicht geschossen hatte hatte eine Waffe die offenbar von einem Mikrocomputer gesteuerte Kleinstraketen oder -Torpedos abfeuerte. Zwei der drei Geschosse trafen Koshini mit voller Wucht. Eigentlich makaber wenn man bedachte dass diese Elfe ursprünglich zum Inbegriff der kinderfreundlichen und pazifistischen Unterhaltung gehört hatte... Doch mit diesem niedlichen Kunstgeschöpf schien die wandelnde und fliegende Karikatur nicht mehr gemeinsam zu haben als das Aussehen. Während sie sich immer wieder von den Höhlenwänden abstieß und immer weiter durch die Gegend flog schaltete sie zielsicher einen Gegner nach dem Anderen aus. Und sehr bald schon lagen sieben, mit Pose zusammen acht übelst verbrannte Leichen, die teils nur noch rauchende Aschehaufen waren überall verstreut. Sichtlich etwas angeschlagen, aber mit leuchtenden Augen und donnernder Stimme rief die Siegerin dann: "Ich befürchte Sie haben etwas zu viel gesehen, Mr. Barclay. Ich denke ich muss Sie nun leider auch..."
Ein helles Kreischen unterbrach sie. Schwer getroffen wurde die Elfe nach hinten geschleudert und blieb einen Moment lang regungslos liegen. Der Detektiv sah schnell in die Richtung aus der der Schuss gekommen war und erblickte Ken Pose! "Wie... wie kann denn das sein?"
"Fragen Sie später, zu Zweit können wir sie am besten aufhalten!"
Koshini hatte sich derweil schon wieder aufgerappelt und schickte sich an den Angreifer zu attackieren. "Wusste ich doch dass Sie nicht so leicht zu eliminieren sind!" Sie streckte ihre Hände aus um wieder einmal tödliche Energieladungen abzufeuern, doch Barclay war schneller. Die auf Schallbasis funktionierenden Waffen waren effektiver als alles was die sieben außerirdischen Söldner (Barclay vermutete sie waren solche) zu bieten gehabt hatten. Schon traf Pose, dessen Waffe stärker war als die des Privatdetektivs die Elfe mit einer erneuten Ladung. Ihre Gestalt begann zu flimmern und gröber zu werden, ganz so als wäre sie tatsächlich ein Hologramm. "Wenn wir jetzt beide auf einmal schießen ist sie vermutlich erledigt!", meinte Pose.
Sie taten es und das Flimmern und die Störungen wurden stärker. Doch plötzlich verschwammen Koshinis Umrisse und ein schemenhafter Schatten bewegte sich mit solcher Geschwindigkeit dass sie ihm nicht mehr folgen konnten.
"Wo ist sie hin, hat sie sich etwa teleportiert?"
"Ich glaube dazu ist ihr Energievorrat zu erschöpft. Ich vermute sie hat ein Notfall-Fluchtprogramm aktiviert das unter Anderem eine Tarnvorrichtung beinhaltet. Sehr raffiniert, das muss man ihren Schöpfern lassen!"
"Also ist sie doch eine Art von Maschine?"
"Sieht ganz so aus. Aber noch ist sie nicht besiegt, ich habe gesehen wie der Schatten in diese Richtung verschwand!" Pose deutete auf den Eingang zu einem Tunnel oder Stollen der tiefer in das Innere des einstigen Bergwerks führte. Sie liefen mit schussbereiten Waffen hinein, doch nach ein paar Schritten und einem Blick auf seinen Scanner wies Barclays Begleiter ihn an stehen zu bleiben. "Dies ist eine Sackgasse, das Mistding will uns eine Falle stellen!"
"Könnte sie nicht in einem anderen Tunnel verschwunden sein oder von einem Helfer herausgebeamt worden sein?"
"Dagegen sprechen meine Energieanzeigen. Ich empfange aber eine Signatur die so seltsam ist dass sie nur von ihr stammen kann!"
Prompt zischte eine Energieladung knapp an Barclays Ohr vorbei und schlug ein paar glühend heiße Felsbrocken aus der Wand. Reflexartig drehte er sich um und wollte schon feuern, doch Pose hielt ihn davon ab. "Gerade das erwartet sie ja, mit unseren sonischen Disruptoren bringen wir im Handumdrehen den ganzen Stollen zum Einsturz, vielleicht sogar noch die angrenzenden Teile wenn wir eine der Felswände treffen!"
"Und was sollen wir dann machen? Warten bis sie wieder schießt und einen von uns trifft?"
"Ich glaube das hätte sie schon längst wenn sie das könnte. Ich vermute mal dass der Energieverlust den wir ihr zugefügt haben, vielleicht auch der Tarnmodus ihre Wahrnehmung beeinträchtigt. Auf jeden Fall wird sie immer schwächer werden solange die Tarnung aktiviert ist."
Barclay sah sich vorsichtig um und sah etwas. "Hier an der Wand vor uns sehe ich ein leichtes Flimmern, das irgendwie gröber zu werden scheint!"
"Ich sehe es auch. Der Energieverlust zwingt sie die Auflösung ihres holographischen Generators immer weiter zu verringern; solange wir uns nicht zu sehr bewegen kann sie uns vermutlich nicht orten. Sie wird versuchen uns zu töten sobald wir uns dem Ausgang nähern." Sie flüsterten, um die Aufmerksamkeit der Killerin nicht zusätzlich zu erregen.
"Und wenn wir weiter hinein gehen sind wir gefangen und sie wird uns ein steinernes Grab bescheren." Erst jetzt fiel dem Detektiv nach all der Aufregung ein dass er Venna kontaktieren und um Hilfe bitten konnte. Doch die Verbindung war tot - der Grund dafür weshalb sie sich wohl auch nicht bei ihm gemeldet hatte.
"Lassen Sie das, es hat keinen Zweck, ich selbst habe eine Stör-Vorrichtung installiert. Sie können aber meinen Kommunikator nehmen, mit dem müssten sie durchkommen!"
"Danke, sehr freundlich, aber wir senden auf einer ganz bestimmten, geheimen Frequenz. Und ich bin doch nicht so blöd die in Ihr Gerät einzugeben!"
"Sie trauen mir wohl immer noch nicht? Verdammt noch mal, das ist unsere einzige Chance!"
"Dann rufen Sie doch Ihre Freunde. Oder sind die vorhin eben alle gegrillt worden?"
"Uns hier rauszubringen dürfte das kleinste Problem sein. Wir müssen Koshini aber um jeden Preis aufhalten, wer weiß auf wen sie es als Nächstes abgesehen hat!"

20 Minuten verstrichen und das Flimmern wurde so grob dass die Tarnvorrichtung ihren Zweck eigentlich gar nicht mehr erfüllte. Schließlich wurde Koshinis Gestalt wieder sichtbar, doch auch die erschien nun in einer deutlich geringeren Auflösung. Sie wirkte nun mehr als je zuvor wie das ursprüngliche, computergenerierte Wesen das mit einer der alten Holo-Poser-Vorrichtungen projiziert wurde. Deutlich waren auch Abschürfungen und Narben in ihrem zuvor makellosen Gesicht zu sehen, womöglich ein letzter verzweifelter Versuch doch noch als ein lebendes Wesen durchzugehen? Für zufällige Störungen in einem immer gröber werdenden holographischen Raster sahen diese "Beschädigungen" doch zu sehr nach Verletzungen einer organischen Lebensform aus. Mit ihren übergroßen Augen und der Mimik entstand so ein mitleidserregender Blick der einem direkt ins Herz gehen konnte. Doch Pose schien nicht darauf reinzufallen. "Deine Energiereserven werden immer schwächer, es sieht wohl so aus als ob wir deine Lademechanismen beschädigt hätten. Und versuch erst gar nicht mich mit diesem Kleinkindchen-Schema einzulullen, wir beide wissen doch wozu du in der Lage bist. Du tötest ohne mit der Wimper zu zucken, du bist eine unmenschliche Killermaschine!"
Koshini, die bislang regungslos an der Wand gesessen hatte machte nun Anstalten aufzustehen.
"Keine Bewegung oder ich werde dich desintegrieren!"
Diese Warnung saß. Die "Elfe" setzte sich wieder hin. Von ihrem Körper lösten sich einzelne Lichtteilchen oder leuchtende Staubpartikel, die Barclay wie Feenstaub vorkamen. Mit schwacher, schwankender Stimme, die stark an einen beschädigten Sprachprozessor erinnerte unterbreitete sie den beiden Männern ein ungewöhnliches Angebot: "Lassen Sie mich am Leben und ich werde meinen Auftrag vergessen. Genau genommen habe ich Sie schon getötet, ich denke die Überreste dieses Klons dürften meinem Auftraggeber als Beweis genügen."
"Wer ist es? Für wen oder was arbeiten Sie?"
"Das... kann ich Ihnen nicht sagen. Ich werde sterben sobald ich auch nur eine Silbe davon erwähne. Ich ... ich habe Angst!" Die akustischen Schwankungen verliehen ihren Worten einen bizarren weinerlichen Tonfall, doch Pose zeigte sich nach wie vor unbeeindruckt. Barclay war sich dagegen nicht mehr ganz so sicher. Hatten sie es nun mit einer, wenn auch irgendwie künstlichen Lebensform zu tun die tatsächlich um ihr Leben fürchtete oder wurde hier nur ein eiskalt kalkuliertes Programm abgezogen?
Die Lösung des Problems schien ihnen abgenommen zu werden als eine Stimme aus der großen Eingangshöhle rief: "Sie sollten wirklich aufgeben, Ms. Dral, und versuchen Sie nicht mich mit Ihrem kindlichen Getue in die Irre zu leiten, alles was für Vulkanier zählt sind Fakten!" Es war Venna, die ein Phasengewehr in den Händen hielt. In ihrem momentanen Zustand konnte Koshini wohl selbst mit dieser Waffe Schaden zugefügt werden... Das elfenartige Wesen sah kurz zu der Vulkanierin rüber und wollte gerade etwas erwidern als Pose die Gelegenheit nutzte und einen sauber platzierten Schuss auf sie abfeuerte. Schlagartig vergröberte sich ihre Matrix noch weiter; sie versuchte nicht einmal ihre in den Händen verborgenen Waffen abzufeuern, da sie alle Energie dazu benötigte um nicht gänzlich auseinandergerissen zu werden. Entweder waren die Schallwaffen doch stärker als Pose behauptet hatte oder die beiden Mikrogeschosse die der Tellarit ihr verpasst hatte hatten ihre Abwehr stärker geschwächt als es den Anschein gehabt hatte. Koshini sank zu Boden, die von Barclay bereits beobachteten Lichterscheinungen stoben nun wie Funken, schienen wie beinahe lebendig gewordene Mini-Elfen zu tanzen... Doch in dieser Situation blieb keine Zeit für märchenhafte Poesie. Ein weiterer Schuss, ein letzter, grotesk verzerrter flehentlicher Blick, ein letzter, kaum mehr zu verstehender Hilferuf und die Attentäterin brach endgültig zusammen. Ihr Aussehen änderte sich dramatisch, eine Art von Skelett kam zum Vorschein das über und über mit einem Gewirr aus teils zerfetzten Kabeln und kleinen kristallenen Scheibchen bedeckt war. "Da heben wir unsere Antwort", meinte Venna trocken, "ein Roboter mit integrierter Holomatrix. Sehen Sie die Form des Schädels? Genau dieselben Proportionen wie bei Koshini. Der ganze Körperbau bildet bereits die Grundform, die Emitter erzeugten lediglich die holographische Haut und das Füllgewebe. Ich muss sagen... Faszinierend."
"Ja, in der Tat!", stimmte Pose ihr flüsternd zu.
Barclay, den das Ende der Attentäterin trotz allem ziemlich mitgenommen hatte fragte: "War sie wirklich nur eine Maschine oder eine künstliche Lebensform? Vielleicht sogar ein Cyborg?"
Pose hielt seinen Scanner an den Roboter und meinte kopfschüttelnd: "Ich kann keinerlei organischen Elemente ausmachen, aber es ist mir auch nicht möglich das Innerste zu durchleuchten. Es hat schon einige Versuche zu geben derartige Kunstwesen zu erschaffen, aber keines davon war so ausgereift wie dieses. Ich bezweifle dass allein irdische oder Föderations-Technologie dahinter steckt."
"Synthoiden, so werden doch solche Roboter mit humanoidem Erscheinungsbild genannt?", wollte Barclay wissen.
"Ja, das werden sie." Noch ehe die Vulkanierin das letzte Wort des Satzes gesprochen hatte begannen die toten Augen wieder zu leuchten und eine harte, männlich-metallisch klingende Stimme begann in einer unbekannten Sprache Wörter aufzuzählen, begleitet von einem immer aufdringlicher werdenden Summen und Leuchten der noch intakten Holo-Emitter. Sie verströmten nun wieder diese Lichtpartikel die Barclay wie Elfenstaub vorgekommen waren, zunächst rot-orange, dann aber rapide immer heller werdend.
"Ach du Scheiße, das Ding hat eines Selbstzerstörungsmechanismus!" Während Barclay wie von der Tarantel gestochen in Richtung Höhle und weiter Richtung Ausgang der Mine rannte steckte Pose ein scheibenförmiges Gerät an den Synthoiden und lief dann ebenfalls mit Venna zum Tunnelausgang. Als er sich noch einmal kurz umblickte sah er mit zufriedenem Ausdruck wie Koshinis Überreste in einem Transporterstrahl dematerialisierten.

Weit vor dem Bergwerk sahen sie den Detektiv der sich hinter einem antiken Traktor versteckt hatte. "Sie können jetzt wieder hervorkommen, Barclay, ich habe das Ding in die Sonne gebeamt! Die Explosion wird da nicht weiter aufgefallen sein, da der Mechanismus auf Fusionsbasis beruhte. - Also ich muss dann mal weiter, wie versprochen werde ich Ihnen eine angemessene Summe auf Ihr Konto überweisen lassen, vielleicht noch mit einem kleinen Gefahrenzuschlag!"
"Ich weiß ehrlich gesagt nicht ob ich Ihr Geld annehmen kann... Zugegeben, Koshini hat ziemlich grausam gewütet, aber im Endeffekt hat sie sich doch nur verteidigt! Abgesehen von dem Mord an Ihrem Doppelgänger natürlich. Was mich aber echt ankotzt ist Ihre Kaltblütigkeit mit der Sie einfach so acht Personen in den sicheren Tod geschickt haben! Die waren doch alle nur Kanonenfutter!"
"Harte Worte, Mr. Barclay, aber ich muss gestehen Sie haben Recht. Immerhin, die Opfer haben ihren Zweck erfüllt, die Gefahr ist gebannt, zumindest vorübergehend. - Au Revoir, Messieurs-Dames!" Er zog seinen nicht vorhandenen Hut, berührte eine Stelle an seiner Jacke und wurde dann hinweggebeamt.

- - - - -

Drei Tage später:
Venna legte Barclay ein PADD hin mit den Worten dass Hoshi Sato-Reed, die legendäre Linguistin, die aufgezeichnete Sprache in die der Countdown abgezählt worden war analysiert und identifiziert hatte. Barclay sah sich das Ergebnis mit einigem Erstaunen an. "Altgriechisch?"
"Nicht ganz, aber sehr ähnlich, zumindest das Zahlensystem. Wahrscheinlich außerirdisch, aber für nähere Analysen fehlt das entsprechende Material."
"Uff... Könnte es sein dass vor einigen Tausend Jahren tatsächlich fremde Wesen die Erde besucht und die Mythologie, ja sogar die Sprache beeinflusst haben? Und dass zumindest Einige von ihnen jetzt wieder zurückkehren um... Ja was wohl?"
"Darüber zu spekulieren bringt jetzt nichts; alle weiteren Hinweise wurden vernichtet."
"Wurden sie das wirklich? Was wenn der explodierende Synthoid gar nicht in die Sonne gebeamt wurde sondern an Bord eines geheimen Schiffes oder einer geheimen Raumstation, wo sie den Selbstzerstörungsmechanismus unschädlich machten und die Überreste jetzt in aller Ruhe untersuchen?"
"Das halte ich nicht für wahrscheinlich. Anstatt sich mit unlogischen Verschwörungstheorien zu beschäftigen sollten Sie sich lieber um den neuesten Auftrag kümmern: Einer reichen Dame ist der preisgekrönte Pudel abhanden gekommen. Sie vermutet dass ihr geldgieriger Schwager dahinter stecken könnte..."
Barclay blätterte im PADD eine Seite weiter und sah sich die Details an. "Eine mutmaßliche Pudelentführung, so so... Es geht doch nichts über normale, beinahe alltägliche Aufträge wie diesen hier!"

 
ENDE

 
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Disclaimer:
STAR TREK wurde von Gene Roddenberry entworfen und ist eingetragenes Markenzeichen von Paramount Pictures; die Rechte liegen bei dieser Firma.

"Fed-Age P.I. - Adventures in the 22nd Century" ist eine Fan-Fiction, welche auf oben erwähntem Konzept beruht. Die Rechte an Charakteren und Eigenheiten, die hierin vorkommen und nicht aus einer der offiziellen StarTrek-Serien bzw. -Filme oder Konzepten anderer Autoren stammen liegen bei dem Autor der Fan-Fiction, Thomas Nikolajsen.

Jede Ähnlichkeit mit realen Personen, Orten oder Ereignissen ist, sofern keine ausdrückliche Übereinstimmung existiert, zufällig.